Kolumne Das Gegenteil von gut ist gut gemeint
"Rolläden schließen und keinen Mucks" - wenn diese Worte von meiner Oma hektisch ausgerufen wurden, wussten wir Kinder, dass die Zeugen Jehovas wieder in ihrer Straße unterwegs waren. Was diese Menschen genau dort veranstalteten, war mir ein Rätsel... aber das Verhalten meiner Großmutter ließ vermuten, dass sie nichts Gutes im Schilde führten.
Bis heute haben sie es noch immer nicht geschafft, mir ihre Religion näher zu bringen. Ich kann nicht sagen, dass ich ihren Glauben verabscheue - ich weiß nicht was sie glauben, ob es richtig ist oder falsch. Eins ist aber klar: Wer mit seinem Glauben hausieren geht nervt. Letzte Woche klingelte es während ich noch am Telefon war. "Ist bestimmt die Post, ich ruf dich zurück," vertröstete ich meine Schwägerin.
Aber da war kein gelbes Postauto zu sehen. Vor meiner Tür standen zwei freundlich lächelnde Damen, in gedeckten Nicht-Farben gekleidet. "Dürfen wir Ihnen diese Broschüre zum Durchlesen da lassen?" Ich warf einen kurzen Blick auf das Papier in der wedelnden Hand der einen Dame: Zeugen Jehovas. "Nein!" "Nichts für ungut, dann war es gut gemeint," frohlockte die andere Frau.
"Nichts für ungut - schönen Tag noch"
Da der noch sehr vertrauensseelig ist, strahlte er sie an, sie lächelten zurück, dann hob sich der Blick, der Mund der einen Frau öffnete sich, während sie gleichzeitig eine Broschüre aus ihrem Buch fingerte: "Dürfen wir..." "NEIN!" "Nichts für ungut, wir wünschen Ihnen einen schönen Tag."Diesen Menschen kann man noch nicht mal böse sein, so unverschämt freundlich wie sie sind. Aber ich möchte nun mal weder zuhause noch bei meinem Spaziergang von wildfremden Leuten zu einem neuen Glauben bekehrt werden. Sie behelligen mich mehrmals wöchentlich zwischen Ententeich und Mammutbaum - immer zu zweit, immer ordentlich aber farblos gekleidet, immer freundlich.
Rolläden schließen funktioniert nicht mehr
Und jedes Mal passe ich in ihr Beuteschema. Eigentlich tun sie mir ja nix. Ich will nur nicht ständig über die Gretchenfrage stolpern, während ich meine Zeit draußen mit Hund und Kind genieße. Die Taktik meiner Oma - einfach die Rolläden schließen - funktioniert schon lange nicht mehr. Ich will mich auch gar nicht verstecken. Vielleicht sollte ich sie einfach so lange mit wirrem Zeug zutexten, bis sich in ihren Kreisen herumgesprochen hat, dass man um die Verrückte im Park mit dem Kind und dem Hund lieber einen großen Bogen machen sollte."Tina trotzt dem Alltag" ist eine wöchentliche Kolumne auf ka-news. Sie erscheint immer donnerstags. Anregungen, Aufregungen und sonstige Hinweise an rastatt@ka-news.de.
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22.10.2010 14:58 Uhr
22.10.2010 09:02 Uhr
Bin in KA von denen noch nie dumm angequatscht worden.
Ansonsten sind sie mir egal, sie tun mir nichts. Mit dieser Religion muss ich mich nicht beschäftigen. Den Job erledigen ja dafür andere...
22.10.2010 12:04 Uhr
Und das ich von denen mitten auf der Strasse angequatscht wurde,haben die nie gemacht,das waren andere Sekten.
Entweder übertreibt Frau di Bartolomeo gewaltig oder in Rastatt ist es völlig anders als in KA.
22.10.2010 13:35 Uhr
Könnte aber daran liegen, dass ich die Klingel Samstagmorgens aus habe
22.10.2010 16:17 Uhr
Wer da nicht in der Kirche ist,den könnte man bekehren.
21.10.2010 22:16 Uhr
Weniger Ahnung von Religion als mein Dönerschneider, dies KA-News Leser.
21.10.2010 22:50 Uhr
Aber Kirchensteuer, die darf es nach Taufe zahlen . . . Wenn man in die Kirche geht, finde ich es auch o.k. zu zahlen, sonst nicht. Obwohl es eigentlich traurig ist, dass die Kirche Teil des Kapitalismus ist.
22.10.2010 07:45 Uhr
21.10.2010 22:15 Uhr
21.10.2010 19:52 Uhr