Kolumne Bitte wenden: Mit dem Navi durch die Pampa
Wer denkt, dass einem ein Navi das Leben immer leichter macht, hat sich schwer geirrt. Die Dinger scheinen ab und zu Lust zu bekommen uns mal ein wenig an der Nase herumzuführen - oder eher: in die Pampa zu schicken.
Ich befinde mich in einem vollbepackten Auto auf dem Weg zurück aus dem Urlaub: Mann, Kind, Hund, Fahrräder, Koffer... Seit ein Navi in unserem Auto sein Zuhause gefunden hat, machen wir uns nicht mehr die Mühe Straßenkarten auszuklappen und mit dem Finger die Strecke abzufahren. Wozu denn auch: Die etwas streng geratene weibliche Stimme des Gerätes weiß immer genau wo's langgeht. Denkste!
Die Straße auf der wir uns befinden gibt es in unserem Gerät nicht. Das hat man davon, wenn man vor der Fahrt nicht das superaktuelle Update herunterlädt. Laut virtueller Karte befinden wir uns mitten in der Pampa. Als das kleine Auto auf dem Bildschirm den Weg zurück auf die Autobahn findet, denkt sich die nette Frauenstimme den nächsten Scherz aus: Bitte wenden!
Der kürzeste Weg... in den Feierabendverkehr
Irgendwie finden wir den vorgeschlagenen Weg wieder. Da das Gerät so programmiert ist, den zeitlich kürzesten Weg zu finden, jagt es uns mitten durch Lüttich - es konnte ja nicht ahnen, dass die Stadt gerade vom Feierabendverkehr komplett dicht ist. Vielleicht sehe ich das jetzt nur wegen der Umstände so, aber ich glaube, dass ich selten eine dermaßen hässliche Stadt gesehen habe - ich hätte sehr gut auf die kleine Sightseeing-Tour verzichten können.
Das Navi hat sich schon die nächste List ausgedacht: Links abbiegen - rechts abbiegen, dann links abbiegen - Moment mal: Links? Da ist eine Einbahnstraße: Sens unique - natürlich in die umgekehrte Richtung. Französisch scheint das Navi nicht zu können. Das fiese an den Dingern ist, dass sie im Gegensatz zu menschlichen Beifahrern niemals zugeben würden, wenn sie sich irren, geschweige denn sagen: "Tja, das tut mir jetzt Leid, aber ich habe keine Ahnung wo wir sind," und dann mit der strengen Stimme hinzufügen: "Bitte Fenster runterkurbeln und nach dem Weg fragen!"
Nach dieser kleinen Irrfahrt rechnet uns das Navi prompt eine knappe Stunde auf die errechnete Ankunfstzeit drauf. Nach einem kurzen Schock korrigiert es die Zeit dann wieder: Ankunft nur fünf Minuten später als geplant. Wo bleibt die Stimme mit dem Ausruf: "Ha, jetzt habe ich Sie aber schön veräppelt".
Nach zehn Stunden und einer Endlosschleife Benjamin Blümchen zur Bespaßung unseres Kindes ("Töröööööööö") sind wir endlich wieder zuhause - errechnet waren ursprünglich fünfeinhalb Stunden. Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich mit meinen Eltern nur mir Landkarten bewaffnet über die Autobahnen zog.
Schneller waren wir damals mit Sicherheit nicht, aber mein Vater konnte immerhin seine Copilotin zur Schnecke machen, wenn die falsch navigiert hatte - einen Mini-Computer anschreien macht deutlich weniger Spaß.
"Tina trotzt dem Alltag" ist eine wöchentliche Kolumne auf ka-news. Sie erscheint immer donnerstags. Anregungen, Aufregungen und sonstige Hinweise an rastatt@ka-news.de.
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17.09.2010 09:59 Uhr
Wie soll das gehen? Hat euch das Navi auf eine Straße geschickt, dass es im Gerät nicht gibt?
Ich vermute, hätte man von Anfang an auf das Navi "geachtet", hätte man weniger Stress gehabt.
Aber: Die Einbahnstraßen-Falle ist natürlich sehr hinterlistig.
17.09.2010 10:21 Uhr
17.09.2010 10:06 Uhr
17.09.2010 08:49 Uhr
Nicht schlecht, dass verleiht ihrer Kolumne noch mehr Authentizität.
17.09.2010 09:04 Uhr
17.09.2010 09:01 Uhr
17.09.2010 02:06 Uhr
16.09.2010 22:58 Uhr
17.09.2010 08:04 Uhr
Kontrolliert wurden wir übrigens an der holländischen Grenze nicht, die Anekdote aus dem letzten Beitrag liegt schon eine Weile zurück:
"Ich saß mal in einem solchen Mini-Bus und wollte mit ein paar Freunden die Schweizer Grenze passieren."
17.09.2010 09:54 Uhr
Schönes Wochenende und nicht verlaufen, falls nächste Woche der Marathon dran ist.