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"Wir prüfen die 145.400 Bäume an Straßen, in öffentlichen Parks und Grünanlagen im Stadtgebiet regelmäßig auf ihre Standsicherheit. Dabei benutzen die vier Prüfer verschiedene Verfahren", sagt Helmut Kern vom Gartenbauamt. Sein Kollege Jürgen Unger erklärt:"Mittels eines Hammers wird geprüft ob, der Baum hohl klingt. Mit einer Eisenstange wird der Widerstand der Wurzeln getestet".

Die Baumkontrolle ist fester Bestandteil der Baumpflege, zu der das Gartenbauamt gesetzlich verpflichtet ist. "Das hat nichts mit erhöhtem Aktionismus seit dem umgestürzten Baum in Rastatt zu tun", erklärt Kern. "Aber es kann einem immer mal was durch die Lappen gehen".

Wir fällen Bäume nicht aus reiner Lust

Bei der Kontrolle werden die Bäume in zwei Gruppen eingeteilt. In die erste Kategorie kommen gesunde Bäume. Auf die sogenannte Schadbaumliste, die zweite Kategorie, kommen Bäume, die erste Anzeichen eines Pilzbefalls zeigen. Das besondere Augenmerk der Grünexperten gilt dieser zweiten Sorte. Wegen ihrer Symptome wie Pilzbefall, Faulstellen und "Morschungen" im Stamm und in den Wurzeln werden sie zweimal jährlich kontrolliert. Besonders kritische Exemplare werden mit einem Spezialbohrer angebohrt, um die Stärke der gesunden Stammwände zu ermitteln.

"Den Bäumen sieht man in aller Regel ihre Zugehörigkeit zur Schadbaumliste nicht an. Äußerlich grünen sie im Sommer ganz natürlich, doch innerlich sind sie hohl", so Kern. Das ist auch der Grund für das Unverständnis der Bürger, welches dem Gartenbauamt bei den Fällarbeiten entgegen gebracht wird. Da die hellen äußeren Ringe das tragende Holz darstellen, muss diese Schicht entsprechend dick sein. Ist das nicht mehr der Fall, "fällt das Gartenbauamt jährlich um die 200 Bäume, bevor es der Sturm tut" informiert Kern. Somit wird nicht jeder der 700 Schadbäume sofort gefällt. "Wir fällen Bäume nicht aus reiner Lust. Denn auch uns ist es lieber, sie zu erhalten, als sie zu fällen", rechtfertigt sich Kern.

Aus dem Holz werden "Hackschnitzel"

Pilzsporen sind sehr verbreitet. Doch nur alte, kranke und beschädigte Bäume werden von den Schädlingen befallen. Junge und vitale Pflanzen sind besser gewappnet und können den Krankheiten standhalten. Nur an Standorten mit besonders aggressiver Pilzbelastung wird der Untergrund ausgetauscht, um die neuen Bäume nicht von Anfang an zu belasten.

Die Fällarbeiten beginnen im Oktober, da das Naturschutzgesetz eine Fällung von März bis Oktober verbietet. Grund dafür ist, dass Vögel während der Brutzeit nicht gestört werden sollen. Um die gefällten Bäume kümmert sich das Amt für Abfallwirtschaft. Aus dem Holz werden sogenannte Hackschnitzel für die Nahwärmestation in Hohenwettersbach gemacht. Das Kleinmaterial wird auf dem Häckselplatz verwertet. Nach den Fällarbeiten fräst das Gartenbauamt im nächsten Frühling die Wurzelstöcke aus. Daraufhin wird die Pflanzgrube aufbereitet; das Gartenbauamt pflanzt dann im Herbst des Folgejahres neue Bäume. Insgesamt sind es jährlich um die 300 Stück. Unterm Strich steigt damit die Anzahl der Bäume im Karlsruher Stadtgebiet.