Die beiden Flachbildschirme hängen gut fünf Meter von mir entfernt an der Wand gegenüber von meinem Schreibtisch am anderen Ende der Redaktion. Die Frühschicht schaltet sie morgens ein, wer abends als letzter geht, schaltet sie wieder aus. In der Zwischenzeit laufen hier auf stumm geschaltet die großen deutschen Nachrichtensender. So reicht ein kurzer Blick über den Bildschirmrand, um sich eben auf den neuesten Nachrichtenstand zu bringen. Theoretisch.
Wann kommt die Superkatastrophe nach Karlsruhe?
In der Praxis ist das nicht immer so einfach. Gerade zum Nachmittag hin setzen die Sender nämlich verstärkt auf Reportagen und Dokumentationen, am liebsten zu den Themen Kriegsgerät, Baumaschinen und Zweiter Weltkrieg. Alle drei Themen werden dabei in Szene gesetzt, als ginge es darum, sie in möglichst großer Stückzahl an den Mann zu bringen - wie Lockenwickler beim Verkaufsfernsehen. Niemals ist ein Panzer einfach nur ein Panzer, sondern es ist grundsätzlich der größte, schwerste, stärkste und überhaupt: beste Panzer, den man sich nur vorstellen kann - und wenn man gleich bestellt, kostet er auch nur die Hälfte. Bei der mit Zeitraffervideos in Szene gesetzten Baustelle handelt es sich natürlich immer um das tiefste, teuerste und beeindruckendste Bauloch der Welt - wer nicht sofort zuschlägt, die Kreditkarte zückt und seinen eigenen Bagger kauft, wird es spätestens morgen bereuen. Einzig die Bestellhotline sucht man vergebens.
Glücklicherweise ist der Panzer- und Baggerverkauf nicht das einzige Geschäft des Nachrichtenfernsehens. Ebenfalls sehr beliebt sind Weltzerstörungsszenarien und Naturkatastrophen. Diese werden in der Regel so plastisch in Szene gesetzt, dass bei einem kurzen Blick auf den Fernsehschirm der Eindruck entsteht, N-TV und Co berichteten gerade live vom Ende der Menschheit. Und natürlich sind es niemals gewöhnliche Erdbeben, Überflutungen oder Meteoriteneinschläge, immer sind es Ereignisse apokalyptischen Ausmaßes. Es kann also nur eine Frage der Zeit sein, wann die Superkatastrophen auch über Karlsruhe hereinbrechen wird. Hätte ich doch bloß den Panzer bestellt ...
Kleinigkeiten abseits des Tagesgeschäfts, Kuriositäten und was uns sonst noch durch den Kopf geht: Die ka-news-Kolumne erscheint immer am Mittwochnachmittag. Autoren sind im Wechsel die ka-news-Redakteure Felix Neubüser, Tabea Rueß, Moritz Damm und die ka-news-Volontäre Felix Brenner und Marie Wehrhahn. Hier gibt's früherer Kolumnen!
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