"Bundesweit dominiert die Omikron-Variante bis in die Landkreise hinein", erklärt Martin Bentz, Direktor der Medizinischen Klinik III am Städtischen Klinikum Karlsruhe. "Und obwohl die Inzidenz in Baden-Württemberg in der vergangenen Woche von 1.360 in den Siebzehnhunderter-Bereich angestiegen ist - obwohl es mehr Todesfälle und höhere Fallzahlen gab - hielt sich der Anteil an Intensivpatienten über Wochen auf elf Prozent."

Dr. med. Martin Bentz, Klinikdirektor Medizinische Klinik III am städtischen Klinikum Karlsruhe.
Dr. med. Martin Bentz, Klinikdirektor Medizinische Klinik III am städtischen Klinikum Karlsruhe. | Bild: Lars Notararigo

Dabei müsse man allerdings den Kontext anderer Erkrankungen berücksichtigen - sogar noch stärker als in den vergangenen Pandemiemonaten. "Es ist momentan nur ein sehr geringer Anteil an Patienten, die wirklich unmittelbar aufgrund einer Covid-19 Erkrankung auf der Intensivstation sind", so Bentz. Aktuell sind dort sechs Betten belegt. "Genau genommen ist die Corona-Infektion häufig nur noch eine zusätzliche Belastung zu den unterschiedlichsten gesundheitlichen Leiden."

"Mit der Delta-Variante war es einfacher"

Das bringe auch den ein oder anderen Nachteil mit sich. "Noch in den Wintermonaten, zur Hochphase der Delta-Variante, war es weniger anspruchsvoll, die Patienten unterzubringen", meint der Klinikdirektor. "Nun verlangen verschiedene Covid-infizierte Patienten auch nach verschiedenen Spezialisten, was durch die Infektiosität der Krankheit natürlich ein Risiko birgt."

Das Klinikum berate derzeit ein Konzept zu dieser Lage. "Vielleicht wird es bald spezielle, auf Covid-Patienten zugeschnittene Bereiche für Chirurgie oder konservative Heilung geben", so der Klinikdirektor.

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Mit dem Problem, dass verschiedene Patienten mit verschiedenen Bedürfnissen auch Corona-infiziert sein können, habe auch die Pflege zu kämpfen: "Man kann nur sehr schlecht steuern, wer sich infiziert, vor allem, da das Pflegepersonal im Klinikum noch immer unterbesetzt ist", erklärt die Pflegedirektorin Elvira Schneider. "Momentan sind 52 unserer Mitarbeiter in Quarantäne oder anderweitig arbeitsunfähig. Es wird immer schwerer, die Schichten zu besetzen."

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Elvira Schneider, Pflegedirektorin am Städtischen Klinikum Karlsruhe. | Bild: Lars Notararigo

Impfpflicht und Freedom-Day

Ob sich diese Situation mit der Einführung der Impfpflicht im Pflegebereich am 16. März bessern wird, sei zumindest im Kontext des Karlsruher Klinikums nicht gesagt. "Es ist bereits knapp 95 Prozent des Personals geimpft. Die, die eine Impfung ablehnen, haben sich nun nach und nach infiziert, sodass sie zum 16. März aller Voraussicht nach einen Genesungsnachweis haben werden", so Schneider. 

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All diese Faktoren seien auch maßgeblich für den von Bund und Ländern angekündigten Freedom-Day am 20. März gewesen. Ab diesem Datum sollen die meisten Verordnungen zur Pandemie ausgesetzt und auch die Maskenpflicht stark gelockert werden. Ein Umstand, den Bentz zumindest teilweise begrüße: "Damit wird die Verantwortung zur Pandemie den Bürgern zurückgegeben. Grundsätzlich ein Schritt, der zu befürworten ist."

Nichtsdestotrotz sollte nicht alle Vorsicht fallen gelassen werden: "Masken sind wichtig zur Vorbeugung einer Infektion", sagt Bentz. "Und selbst wenn die Maskenpflicht abgeschafft wird, heißt das ja nicht, dass Masken verboten sein werden. Ich persönlich werde jedenfalls auch weiterhin zum Einkaufen eine Maske tragen."

 
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