2022 hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart 20 Bomben mit einem Gewicht von mindestens 50 Kilogramm unschädlich gemacht. 2021 war es noch eine Bombe mehr. Doch anders als in den Vorjahren ließen sich 2022 nicht alle Bomben entschärfen: Eine Ende Januar in Mannheim gefundene 500-Pfund-Bombe musste gesprengt werden und auch ein sogenannter "Zerscheller" - eine im Krieg nicht vollständig detonierte Bombe - in Großbottwar (Landkreis Ludwigsburg) konnte Mitte März nicht entschärft, sondern musste in einem nahegelegenen Waldstück gesprengt werden.
Durch die voranschreitende Materialermüdung der Kampfmittel (Zünderteile, Sprengstoffe) nimmt das Gefahrenpotenzial und das Risiko der Selbstdetonationen immer weiter zu. "Im Laufe der Jahre steigt die Gefahr der vorhandenen Kampfmittel, oft ist es dann nicht mehr möglich, diese zu entschärfen. Deshalb muss zukünftig mit einer erhöhten Anzahl von Vernichtungssprengungen vor Ort gerechnet werden", erklärte Bay. Das zeige, wie wichtig die Arbeit des KMBD selbst 77 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs noch ist.

Bay: "Die Arbeit ist und bleibt enorm gefährlich"
Insgesamt rückte der KMBD im Jahr 2022 851 Mal (2021: 914) aus, um sogenannte Fundmunition zu bergen und abzutransportieren oder um sie vor Ort zu sprengen. Mehr als 21 Tonnen Kampfmittel (genau 21.375 Kilogramm) wurden so aus Böden und Gewässern entfernt und einer ordnungsgemäßen Vernichtung zugeführt (2021: 25.174 Kilogramm). Der KMBD suchte im vergangenen Jahr Flächen von rund 71.955 Quadratmetern nach Kampfmitteln ab. Das entspricht der Größe von etwa neun Fußballfeldern.
"So professionell und erfahren der KMBD ist - die Arbeit ist und bleibt enorm gefährlich", so Regierungspräsidentin Bay. Deshalb bittet sie die Bevölkerung, aufgefundene Kampfmittel und Munition sofort über den Notruf 110 der Polizei zu melden. "Beim Auffinden dürfen die Gegenstände nicht angefasst, nicht bewegt und auf keinen Fall mitgenommen werden. Bitte rufen Sie die Polizei, die anschließend den KMBD alarmiert", betonte Bay. Kosten entstehen den Findern beziehungsweise Grundstückeigentümern für den Einsatz des KMBD nicht. Informationen zum Umgang mit Munitionsfunden können dem Informationsblatt "Maßnahmen und Verhaltensregeln beim Auffinden von Fundmunition" entnommen werden.
Unterschätzte Gefahr von Kleinmunition
Neben der Gefahr, die von Bomben ausgeht, sowie den Herausforderungen einer Bombenbergung darf auch die Gefahr, die von Kleinmunition ausgeht, nicht unterschätzt werden. Sie kann ein unvorhersehbares Risiko bergen und sorgt für die meisten Unfälle bei der Kampfmittelräumung. Munition mit vorgespannten Zündsystemen, die oftmals vor Ort als nicht transportfähig eingestuft wird, wird mit den Jahren immer gefährlicher und unsicherer in der Handhabung. In diesen Fällen ist es erforderlich, dass das Kampfmittel vor Ort gesprengt wird.
Eine weitere wichtige Aufgabe des KMBD ist die Vernichtung von Waffen und Munition, die vor allem von den Polizeidienststellen und Waffenbehörden im Land angeliefert wird. Dabei handelt es sich um Gegenstände, die bei den Behörden abgegeben oder von diesen eingezogen wurden. 2022 kamen so über 21 Tonnen Waffen (genau 21.042 Kilogramm) zusammen; das entspricht fast 15.000 Waffen und verbotenen Gegenständen nach dem Waffengesetz (genau 14.613).
Hinzu kamen fast neun Tonnen Munition (8.715 Kilogramm). Im Vorjahr 2021 waren es 26.370 Kilogramm Waffen und 6.876 Kilogramm Munition gewesen. Die Luftbildauswerterinnen und Luftbildauswerter des KMBD waren 2022 ebenfalls gut beschäftigt. Mithilfe von über 117.000 Luftbildern der Alliierten konnten sie 1.188 Luftbildauswertungen durchführen und so den Bauherren und Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Kommunen Auskunft darüber erteilen, ob auf den untersuchten Flächen mit dem Auffinden von Kampfmitteln zu rechnen ist oder nicht. Insgesamt gingen im Jahr 2022 1.228 solcher Anträge beim KMBD ein (2021: 1.581).
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