"Gegründet wurde der Volksbund aus der Not im Dezember 1919, auf Grund einer Bürgerinitiative, die deutschen Kriegstoten im Ausland zu bergen, identifizieren und würdig zu bestatten", erklärt Volker Schütze im Gespräch mit ka-news. Damals war die neue Reichsregierung nicht in der Lage, sich um die Gräber der Gefallenen zu kümmern. "Viele Angehörigen wussten im besten Fall, dass ihre Lieben gefallen waren", führt Schütze fort, "aber sie lagen noch - teilweise sogar pulverisiert - auf den Schlachtfeldern."

Noch heute wird nach Kriegstoten gesucht
Nach der politischen Wende in Osteuropa hat der Volksbund seine Arbeit im ehemaligen Ostblock aufgenommen, wo im 2. Weltkrieg etwa drei Millionen deutsche Soldaten ums Leben kamen. "Wir suchen also immer noch nach Kriegstoten", sagt Schütze. "2017 wurden 27.000 Soldaten umgebettet. Aktuell wurden im Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, die menschlichen Überreste von 1.837 gefallenen Soldaten entdeckt."

Der Volksbund konnte in Erfahrung bringen, dass genau an dieser Stelle während der Schlacht um Stalingrad im März 1943 eine lange Schlucht als Massengrab benutzt wurde, um getötete Soldaten und Pferdekadaver wegen der Seuchengefahr möglichst schnell zu vergraben. Das ist aber kein Einzelfall. Pro Jahr werden in Stalingrad drei bis vier solcher Massengräber entdeckt.
Jugendliche werden für das Thema sensibilisiert
"Heute ist unsere zweite Aufgabe die Friedens- und Versöhnungsarbeit", sagt Volker Schütze gegenüber ka-news. Seit 1953 führt der Volksbund internationale Jugendbewegungen und Workcamps unter dem Motto "Versöhnung über den Gräbern - Arbeit für den Frieden" durch. "Vor allem bei jungen Leuten, die noch keinen Krieg erlebt haben, soll die Erinnerung an vergangene Kriege aufrecht erhalten werden und als Mahnung dienen", so der Geschäftsführer des Kriegsgräberfürsorge Bezirksverbands Nordbaden. Mit dem Blick auf die Vergangenheit kann man die damalige Situation mit der Gegenwart vergleichen und sich fragen, wie es zum Krieg gekommen ist und was es heute für Entwicklungen gibt.

Im Rahmen der Workcamps, aber auch in Schulen und in kirchlichen Gruppen werden diese Themen diskutiert. "Für mich ist es ein Erfolg, wenn Jugendliche meine Bilder anschauen und eine Betroffenheit erleben, oder auf Friedhöfe gehen und merken, dass manche Gefallenen gar nicht so viel älter waren als sie selbst", beschreibt Volker Schütze die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge. "Unsere Jugend ist ein Samenkorn, und wir hoffen, dass der Samen irgendwann aufgeht!"

Auch der Volkstrauertag, der seit 1952 zwei Wochen vor dem 1. Advent ist, wurde auf Initiative des Volksbundes durchgeführt und 1922 zum ersten Mal gehalten. Am Anfang war er von Gedanken der Versöhnung zwischen den Nationen getragen, so Schütze, kippt aber nach der Machtergreifung 1933 in den Nationalismus.
Gedenken an Opfer aller Kriege
"Die Toten des 1. Weltkriegs wurden zu Helden überhöht", meint Schütze, "der Volksbund gedenkt aber aller Toten, ohne sie zu Helden zu machen. Sie waren Soldaten, aber sie waren auch Menschen. Uns ist heute wichtig, dass wir auch in der Gegenwart aller Kriegstoten auf der ganzen Welt gedenken. Wir sollten auf einander zugehen und uns nicht separieren!"

Der Volksbund hat etwa eine Million Gelegenheitsspender und Interessierte. Die Spenden und Mitgliedsbeiträge decken etwa 70 Prozent der Gesamtkosten. Den Rest bekommt der Volksbund von öffentlichen Mitteln. Mehrere tausend ehrenamtliche und 567 hauptamtliche Mitarbeiter erfüllen die Aufgaben, die auch die Betreuung von Angehörigen in Fragen der Kriegsgräberfürsorge, die Unterstützung der internationalen Zusammenarbeit und die Förderung der Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten umfassen.
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