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Karlsruhe: Streit um Rußpartikelfilter

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Streit um Rußpartikelfilter

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    Angerückt waren die Greenpeace-Aktivisten mit einem Mercedes, einem Volkswagen (VW) Lupo und einem Smart. Zwei Fahrzeuge waren zu "Dieselschweinen" mit großen rosa Schweinerüsseln und -ohren umgebaut. Auf den beiden Wagen war zu lesen: "Wenn ich mal groß bin, möchte ich kein Dieselschwein sein". Bei den Arbeitern von DaimlerChrysler sei diese Aktion gut angekommen und stieß auf Akzeptanz, sagte Falk Welker, Verkehrssprecher und Greenpeace-Aktivist. "Tausende Menschen sterben jedes Jahr an 'Dieselkrebs', obwohl es einfache technische Lösungen dagegen gibt", monierte Greenpeace-Sprecher Asarnusch Rashid.

    Appell an die Bundesregierung.

    Greenpeace möchte mit dieser Aktion die Autoindustrie unter Druck setzen. Sie fordert unter anderem DaimlerChrysler und VW auf, sämtliche neuen Dieselautos serienmäßig mit einem Rußpartikelfilter auszurüsten, der den Ausstoß von Ruß auf den Grenzwert von 0,001 Gramm pro Kilometer reduziert. Zudem verlangen sie, dass technische Voraussetzungen für die Nachrüstung von Gebrauchtwagen geschaffen werden sollten. "DaimlerChrysler muss alle Dieselneuwagen mit Filtern ausstatten und ältere Fahrzeuge nachrüsten", fordert Rashid. "Alle Autohersteller haben die Technik längst in der Schublade", spekuliert der Sprecher. Es gäbe nur einen Grund, weshalb sie keine Filter einbauen: Die Autokonzerne seien nicht bereit, mit einem Bruchteil ihrer Gewinne Menschen vor Dieselkrebs zu schützen.

    Mercedes C220 mit Rußpartikelfilter (Foto: ka-news)

    Die Bundesregierung müsse gesetzlich regeln, dass ab 2004 nur noch Dieselautos zugelassen werden, welche die Partikelemission von 0,001 Gramm pro Kilometer nicht überschreiten. Zudem solle diese den Rußfilter in Neufahrzeugen und bei Nachrüstung steuerlich fördern. Zusammen mit dem Rheinisch-Westfälischen TÜV in Essen hat Greenpeace einen gebrauchten Mercedes mit einem gängigen Rußfilter ausgestattet. Dieses Vorzeigemodell stellten sie ebenfalls auf der Aktion vor. "Somit haben wir gezeigt, dass der nachträgliche Einbau technisch möglich ist, was Automobilkonzerne zuvor dementiert hatten", berichtet Falk Welker, Verkehrssprecher und Greenpeace-Aktivist. Auch der Preis zwischen 200 und 300 Euro für den Filtereinbau sei durchaus erschwinglich, wenn es um die Gesundheit und eine Verringerung der Rußemission auf ein Fünftausendstel gehe. Diese Summe sei von Bernd Pischetsrieder, dem VW-Vorstandsvorsitzenden, ausgerechnet worden.

    Vor allem Kinder sind gefährdet

    Da bloße Aktionen und Verbraucherumfragen nicht wirksam genug seien, "fordern wir die Bürger auf, Strafanzeige gegen DaimlerChrysler und gegen VW zu stellen, wegen des Verdachts der Gesundheitsgefährdung und wegen der Todesfälle durch Dieselrußpartikel", äußerte Greenpeace-Sprecher Rashid. Mögliche Strafanträge könnten sich auf eine Studie des Umwelt- und Prognoseinstituts Heidelberg (UPI) beziehen. Laut den Ergebnissen dieser Studie sterben jährlich über 8.000 Menschen an Lungenkrebs, dessen Ursache in der Rußimmission zu finden sei. Vor allem Kinder seien gefährdet, da insbesondere Kinderlungen empfindlich reagieren und durchlässig für Rußpartikel sind. "Gegenüber feinen und ultrafeinen Partikeln versagen die natürlichen Abwehrmechanismen der Lunge", stellt der Sachverständigenrat für Umweltfragen fest.

    Was sagt DaimlerChrysler zu den Anschuldigungen?

    Diese "Zwangsstatistik bestätigen andere Wissenschaftler nicht", entgegnete Johannes Reifenrath, Leiter der Globalen Produktinformation von DaimlerChrysler. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Angaben in der UPI-Studie stimmen. Da DaimlerChrysler viele Automobilmodelle habe und den Filter nicht nur bei einem, sondern bei Hunderttausenden Fahrzeugen einbauen müsste, sei der auf den Protesten vorgestellte Mercedes mit Dieselrußfiltern nicht repräsentativ. Außerdem sollten die Dieselfilter auch unter verschiedenen Betriebsbedingungen getestet werden.

    Mercedes habe jedoch versucht, "da zu reduzieren, wo die Partikel entstehen", nämlich im Motor. Die Entwicklung am Motor ist jedoch ein langwieriger Prozess und kann bei einem Gebrauchtmotor nichts mehr nützen. Auf die Frage hin, warum DaimlerChrysler am Motor forscht, die UPI-Studie aber für nicht wissenschaftlich hält und somit den Zusammenhang zwischen Ruß und Krebs leugnet, antwortet Reifenrath, dass die technische Entwicklung bei DaimlerChrysler nichts mit dieser Studie zu tun habe.

    Das "neue" Angebot von Daimler Chrysler

    ka-news gegenüber hat Daimler Chrysler angekündigt, als erster Konzern weltweit ab Oktober 2003 für die "absatzstarken Diesel-Pkws" aus E- und C-Klasse eine Kombination aus EU-4- Abgasnorm von 0,025 Gramm pro Kilometer und Dieselpartikelfiltern anzubieten. Somit hat DaimlerChrysler scheinbar auf die Greenpeace-Aktionen reagiert. Dieses "neue" Angebot von DaimlerChrysler ist jedoch mit 580 Euro Mehrkosten verbunden. Entgegen dazu bietet der französische Hersteller PSA schon seit dem Jahr 2000 mit Modellen der Marken Peugeot und Citroen serienmäßig Fahrzeuge mit Rußpartikelfilter ohne Mehrkosten für den Verbraucher an.

    Nach Aussage des Greenpeace-Experten Günter Hubmann wäre die angekündigten technischen Änderungen an den Diesel-Pkws von DaimlerChrysler kein wirklich neues Angebot. Er fordert hingegen, alle Dieselfahrzeuge mit dem Filter auszurüsten und nicht nur bei den neuen Modellen, die für einen Normalverbraucher unerschwinglich seien. Zudem müsse die EU-4-Abgasnorm auf 0,001 Gramm pro Kilometer verschärft werden. "Die Politik hat die Studie akzeptiert", behauptet Hubmann. Die SPD sei auch dieser Meinung und stelle ab November einen Antrag auf Steuerbegünstigung und Normverschärfung.

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