Während bei Google Streetview die Resonanz sowohl der Kritiker als auch der Befürworter groß war und sich am Ende sogar die Stadt Karlsruhe als Unterstützer der Gegner und des Widerspruchs darstellte, geht die großflächig angelegte Filmaktion von Microsoft derzeit fast unter.
So manch Beobachter der Branche unterstellt Microsoft sogar, man habe bewusst abgewartet, bis sich die Wogen um Google Streetview geglättet haben, um dann mit dem eigenen Dienst StreetSide einzusteigen, um größeres Interesse der Öffentlichkeit, Politik und Medien zu vermeiden. Sollte das die Intention gewesen sein, kann man nur gratulieren, denn ganz offensichtlich ist die Strategie aufgegangen. Denn seit Mai vergangenen Jahres sind die Kamerafahrzeuge unterwegs und haben seither kaum für öffentliches Interesse gesorgt.
ka-news-Leser beobachtet Navteq-Auto
Die lokale Presse wurde nicht informiert, aus dem Karlsruher Rathaus gab es bisher auf eine ka-news-Anfrage noch keine Reaktion. Und wenn nicht ein Leser ein Fahrzeug der Firma Navteq, die die Kamerafahrten für Microsoft ausführt, beobachtet hätte, wäre das Thema in der Region vielleicht völlig unbeachtet geblieben. Anfang Februar wurde ein Navteq-Fahrzeug in Hagsfeld auf der Brückenstraße gesichtet. Grund genug für ka-news einmal nachzufragen, wie das denn so läuft mit bing und dem StreetSide-Service.
Thomas Baumgärtner, Sprecher von Microsoft, erklärte im Gespräch mit ka-news, dass seit einiger Zeit der Großraum "Rhein-Main" auf dem Programm der Kamera-Autos stehe, angefangen habe man in Franken, mit Nürnberg, Fürth und Augsburg, auch die Hauptstadt hatte schon Besuch von den Navteq-Filmteams. Wann welches Auto wo filmt, sei für das Unternehmen schwer nachzuvollziehen, da die Fahrer dies täglich neu abstimmen. "Dabei spielen natürlich auch solche Dinge wie die Wetterlage, Baustellen und andere Unwägbarkeiten eine große Rolle", weswegen jeden Tag neue Einsatzpläne gemacht würden. "Es gibt für jede Region einen Timeslot, den es einzuhalten gilt", erklärt Baumgärtner. "aber in dem Gebiet entscheiden die Fahrerteams selbst, wann wo gefilmt wird." Zuerst stünden die größeren Straßen, touristische Sehenswürdigkeiten aber auch Industriegebiete ganz oben auf der Dringlichkeitsliste, erst dann geht es in die kleineren, unbedeutenderen Gebiete.
Widerspruch ist möglich
Warum das Fahrzeug dann gerade in einem solch abgelegenen Teil der Fächerstadt gesichtet wurde erklärt Baumgärtner so: "Das muss nicht unbedingt eine Kamerafahrt für StreetSide gewesen sein, wir führen derzeit auch Kalibrierungsfahrten durch, außerdem kann es sein, dass Fahrer irgendwo in Hotels untergebracht sind oder dort wohnen, oder aber auf dem Weg zu einem neuen Motiv waren." Viel gibt Microsoft über die Kamerafahrten also nicht preis, auch ein Grund dafür, warum sie von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt ablaufen.
Man verweist im Unternehmen darauf, dass die Einsatzorte mindestens einen Monat im Voraus angekündigt werden und dass jeder bei bing nachschauen kann, ob sein Grundstück schon gefilmt wurde. Dann gebe es Widerspruchsmöglichkeiten, falls jemand mit der Darstellung nicht glücklich sei. Und obwohl Microsoft darauf erklärt, dass ein Computerprogramm dafür sorge, dass Gesichter, Nummernschilder und ähnliche Dinge unkenntlich gemacht würden, verspricht man, jeden Widerspruch individuell zu prüfen.
Nicht viel mehr als touristische Urlaubsfotos?
Die Firma Navteq, die die Fahrten für Microsoft unternimmt, verweist auf ihrer Internetseite darauf, sich an den "Datenschutz-Kodex für Geodatendienste" zu halten. Auch eine Liste mit Terminen für einzelne Städte und Regionen ist dort abrufbar, so dass Anwohner wissen, wann sie mit Filmaufnahmen zu rechnen haben. Außerdem, so das Unternehmen Navteq weiter, seien die Fahrzeuge durch Aufdrucke und ihre Ausstattung gut erkennbar, so dass jeder, der etwas gegen die Aufnahmen hat, beizeiten Widerspruch einlegen kann. Ein Dokument für den Widerspruch und allerlei Informationen rund um StreetSide und den Datenschutz stellt Microsoft auf bing zur Verfügung.
Aufnahmen von Gesichtern oder Personen, Eigenheimen, Autokennzeichen, Gewalttaten, Nacktheit und gesetzwidrigem Inhalt würden unkenntlich gemacht, erklärt Navteq und weiter heißt es: "Die von uns erfassten Bilder gleichen jenen, die Touristen oder Anwohner machen, wenn sie die Umgebung per Auto, Bus oder zu Fuß erkunden".
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