Karlsruhe Kombilösung am Ettlinger Tor: Gräber, Knochen und Landgraben warten
Es wird gebaggert und gebohrt, es ist staubig und laut: Wie an zahlreichen anderen Stellen in Karlsruhe wird am Ettlinger Tor gerade die Kombilösung gebaut. Im Jahr 2017 soll die Kaiserstraße bahnfrei sein - anschließend sollen ab 2019 einige Bahnen auch über die Kriegstraße geleitet werden. Die Initiative "Ja zur Kombilösung" organisierte mit der Kasig (Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft) die vierte Baustellenführung des Jahres 2012.
Bei herbstlichem Sonnenschein versammelten sich die interessierten Karlsruher am Baufeld des mittleren Südabzweiges am Ettlinger Tor. Doch statt auf die Baustelle selbst, führte der Weg auf das Dach des Infopavillons K. Von dort gibt es mittlerweile nur noch wenige offene Löcher zu sehen, die meisten Gruben und späteren unterirdischen Gebilde der Kombilösung sind nicht mehr einsehbar.
Stadtbahntunnel wird begleitet durch Teiltunnel
"Am Ettlinger Tor haben wir es mit einem technisch schweren Bauwerk zu tun", erklärte der technische Projektleiter Marko Schimmelpfennig vor zirka 30 Zuhörern. "Es ist das Schlüsselbauwerk der Kombilösung und verbindet das, was die Kombilösung überhaupt ausmacht: Den Stadtbahntunnel und die Trasse auf der Kriegsstraße." Das Ettlinger Tor ist damit die Achse zwischen der West-Ost und der Nord-Süd-Verbindung.
Bevor die Bahnen voraussichtlich ab 2020 auf dem Weg zum Marktplatz in den Stadtbahntunnel eintauchen werden, wird es ab der Augartenstraße einen Teiltunnel geben - auf der Höhe des Kongresszentrums wird die erste unterirdische Haltestelle errichtet. Nach einem kurzen oberirdischen Fahrtweg wird am Ettlinger Tor der nächste unterirdische Haltepunkt errichtet, ehe die Bahnen auf der Höhe der Postbank dauerhaft im Stadtbahntunnel abtauchen, der dann am Marktplatz auf den "Haupttunnel" trifft.
Tunnel wird unter Druckluft gebaut
Die bisherigen Arbeiten verliefen ähnlich zu denen am größten Baufeld der Kombilösung am Durlacher Tor. Mittels des HDI-Verfahrens (Hochdruckinjektionsverfahren) wurde die Deckelbauweise angewandt. Hier wurde Zement mit einem Druck von bis zu 600 Bar (zirka 100 Meter pro Sekunde) in 16 bis 20 Meter Tiefe gepumpt, um die Baugrube abzudichten. Mit Hilfe des sogenannten Duplexverfahrens wurde ein Luft-Zement-Mix eingespritzt, um die Sohlen zu bilden, so Schimmelpfennig. Durch Pumpversuche wurde letztlich geprüft, ob der Kasten dicht ist, bevor er gedeckelt werden konnte.
Eine Besonderheit wartet jedoch bereits auf die Planer und Arbeiter auf der Baustelle am Ettlinger Tor: Der Stadtbahntunnel wird bis zum Marktplatz unter Druckluft gebaut. 250 Meter bis zum Marktplatz passiert der Tunnelvortrieb unter jener Druckluft - erst wenn der Tunnel neben der Pyramide ankommt, entweicht sie. Für die Baugeräte (ausschließlich Elektro-Geräte) und für die Bauarbeiter werden verschieden Schleusen errichtet, um in die Druckluftumgebung einzutreten. 20.000 Kubikmeter feste Masse werden dann im Dauerbetrieb vom Ettlinger Tor abtransportiert. "Insgesamt wird es durch die Gebäude um den Tunnel nur sehr wenig Platz für den Tunnelvortrieb geben", so Schimmelpfennig.
Landgraben und Konkordienkirche kreuzen den Weg des Tunnels
Da die bisherigen Arbeiten durch den normalen Bahnverkehr über das Ettlinger Tor begleitet wurden und daher nicht vollständig sind, wird der Bereich rund um den Platz für den Bahnverkehr gesperrt werden, sobald das Gleisdreieck am Kronenplatz auf die Rüppurrer Straße wieder aktiv ist, erklärte Carsten Eichberg vom Bauunternehmen Schüßler Plan. "Sonst können die Verkehrsbetriebe keinen Betrieb aufrecht erhalten." Im Laufe der Arbeiten am Ettlinger Tor werden die Ingenieure und Arbeiter auf dem Weg zum Marktplatz auf die ein oder andere "Karlsruher Spezialität" treffen - und mit ihr zu kämpfen haben.
Hohe Anforderungen und damit auch Auflagen begleiten das Zusammentreffen der Tunnelarbeiten mit dem denkmalgeschützten Landgraben, der den Weg des Bahntunnels zum Marktplatz direkt kreuzt. Hier wird unter dem Landgraben gebohrt - und zwar so, dass "sich der Landgraben nicht absenkt". Mit seinem Durchmesser von 5,30 Meter und den um die 70 Zentimeter dicken Gemäuern wird das eine anspruchsvolle Aufgabe für die Planer werden. Auch der Schutz der Pyramide am Marktplatz steht seit kurzem auf der Agenda der Ingenieure - erste Gespräche wurden geführt, Konzepte wurden erarbeitet. Auch wenn der Tunnel neben der Pyramide verlaufen wird, müssen hier besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.
Pietätvoller Umgang mit Knochenfunden
Das gilt ebenfalls für das mögliche Fundament und den Friedhof der alten Konkordienkirche, die bis 1807 den zentralen Karlsruher Platz schmückte. "Erste Knochen haben wir bereits gefunden. Zum pietätvollen Umgang mit den Fundstücken wurde uns vom Hauptfriedhof ein entsprechendes Gefäß bereitgestellt", so Eichberg. "Und auch die Mitarbeiter sind informiert, wie sie damit umzugehen haben." Sollten die Arbeiter auf die Fundamente der alten Kirche stoßen, müssen diese erhalten bleiben. Zudem befand sich bei der Kirche ein Friedhof, der die Ingenieure und Arbeiter vor weitere Aufgaben stellen könnte.
Hier gibt's mehrInformationen zur Kombilösung.




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25.01.2013 10:45 Uhr
18.10.2012 13:26 Uhr
15.10.2012 14:04 Uhr
15.10.2012 17:55 Uhr
15.10.2012 12:32 Uhr
15.10.2012 12:56 Uhr
Und an ab Dez. 2019 bahnfreie Fuzo glaube ich auch noch nicht ... Sachzwänge und so ...
15.10.2012 13:32 Uhr
15.10.2012 12:23 Uhr
Für den fahrgast interessant wäre zu wissen, ob die Straba. Gleise zwischen Baumeister und Post bleiben oder ob die komplett bis zum Marktplatz raus kommen. Von der Baumeister/ Kriegstrasse/Ettlinger Tor
könnte man ja die Gleise bis zum Markt und über die östliche Kaiser zum Kronenplatz eigentlich belassen.
15.10.2012 12:58 Uhr
15.10.2012 10:40 Uhr