Karlsruhe In Karls Grab gebuddelt: Wird der Marktplatz zum Museum?
Ein Stück Stadtgeschichte ist während der Bauarbeiten der Kombilösung am Marktplatz wieder aufgetaucht: Gefunden hat man Reste der alten Stadtkirche - die lutheranische Konkordienkirche barg einst die sterblichen Überreste des Stadtgründers Karl Wilhelm. Geht es nach dem Gemeinderat, sollen diese nach den Bauarbeiten ihr Schattendasein beenden. Eigentlich kein Problem, lautet die Antwort der Stadtverwaltung und lässt nun Möglichkeiten der Sichtbarmachung prüfen.
Es gibt sie selten, aber es gibt sie: Harmonie und Einigkeit über die Fraktionen hinweg im Karlsruher Gemeinderat. So geschehen bei einem aktuellen Antrag zur "Sichtbarmachung der Fundamentreste der Konkordienkirche" von CDU, Grüne, SPD, KAL, FDP und GfK. "Diese archäologischen Funde sind ein Zeugnis der Stadtgeschichte von Karlsruhe" sind sie sich einig und wollen mit ihrem Antrag den kleeblattförmigen Kirchengrundriss "sichtbar und erlebbar machen".
Nach Aussage der Stadt, wurden die südlichen Fundamente vor ihrem Rückbau durch die Denkmalschutzbehörde dokumentiert. Auf der westlichen und nördlichen Seite seien keine mehr vorhanden. Blieben noch die Fundamente im östlichen Bereich - sie liegen laut Stadt in der Tiefe von zirka einem Meter. Man will sie nach Abschluss der Bauarbeiten in zirka zwei Jahren nochmals untersuchen.
Die Stadt Karlsruhe will nun zwei Alternativen prüfen lassen, verkündet sie in einer Stellungnahme. Denkbar wäre sowohl eine oberirdische, als auch eine unterirdische Präsentation der Kirchenüberreste. Wie sich eine mögliche Sichtbarmachung mit dem neu gestalteten Marktplatz vertragen könnte, soll nun das Architektenbüro "Mettler Landschaftsarchitektur Berlin" prüfen. Aus ihrem Haus stammt der Siegerentwurf zur Neugestaltung des Marktplatzes.
Entwurf zur Neugestaltung muss geändert werden
Gleichzeitig stellt die Stadtverwaltung jedoch klar: "Diese Maßnahme würde in direkter Konkurrenz zum Entwurf stehen." Da dieser eine "durchgängig gestaltete symmetrische Platzanlage" mit einem Mosaikband als" ordnendes und dekoratives Element" vorsieht, würden "weitere gestalterische Elemente die klare und elegante Wirkung stören". Konkret gewünscht wird von den beteiligten Parteien im Antrag die Sichtbarmachung der Überreste durch eine Glasfläche im Boden als auch des Grundrisses im Bodenbelag.
Die Stadt dämpft jedoch die Erwartung: "Es ist zu erwarten, dass die Fundamente im östlichen Bereich asymmetrisch zur Pyramide liegen und somit in erheblichen Widerspruch zur klassizistischen Gestaltungsidee des Marktplatzes und seiner umgebenden Bebauung stehen."
Eine zweite Alternative bestünde in der Präsentation der archäologischen Funde im Bereich der unterirdischen Haltestelle. "Das wäre im Bereich des Eventraumes über Gleis 3 denkbar", äußert sich Stadt. Man werde das in Zusammenarbeit mit der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig) prüfen.
Konkordienkirche muss Stadtausbau weichen
In voller Pracht stand die Konkordienkirche 1722 bis 1807 - dann fiel sie einer Baumaßnahme zum Opfer. Die Stadt wurde erweitert und der Marktplatz vergrößert. Die lutheranische Kirche mit dem kleeblattförmigen Grundriss musste weichen. "In der Gruft unter der Konkordienkirche war aber seit 1738 der Stadtgründer, Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, beigesetzt", so Stadtarchivleiter Volker Steck, "ihn wollte man nicht umbetten. Also wurde nach dem Abriss der Konkordienkirche provisorisch eine Holzabdeckung in Pyramidenform über der Gruft errichtet."
Befürwortet wird eine Ausstellung der Fundamente auch vonseiten des Stadtarchivs. "Ich würde es sehr begrüßen, wenn auf diese Weise an die Geschichte der Stadt erinnert wird", so Leitender Stadtarchivdirektor Ernst Otto Bräunche gegenüber ka-news. Unüblich ist eine derartige Präsentation nicht - in Konstanz können beispielsweise die Überreste eines römischen Wehrturms durch eine Glaskonstruktion bewundert werden.

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01.07.2014 12:32 Uhr
Lese ich das richtig, das hier überlegt wird ob diese Freigelegt wird ? Was denn sonst ? Einfach wegbuddeln und so tun als wäre nichts ? Das ist ja nicht der Ernst oder ?
30.06.2014 23:28 Uhr
30.06.2014 21:05 Uhr
Eine Alternative ist eine von zwei Möglichkeiten. Deshalb kann es nie mehr als eine Alternative geben
01.07.2014 01:18 Uhr
30.06.2014 21:16 Uhr
30.06.2014 18:14 Uhr
Ob Bäume, Stadtfinanzen oder Grabesfrieden...
30.06.2014 15:37 Uhr
Das würde auch nicht die Symmetrie oben auf dem Platz stören,wenn man das unbedingt für so entsetzlich wichtig hält.
30.06.2014 14:28 Uhr
Der Marktplatz wird , wenn es so kommt wie beschrieben, eine langweilige Anlage. Das einzig Interessante wäre, alle paar Jahre Rathaus neu streichen, gerne mal in knallgelb, damit ein bisschen Aufregung dazukommt.
30.06.2014 14:56 Uhr
Und es soll Menschen geben, die es im Vorbeigehen lesen und etwas Interesse für die Entwicklung dieser Stadt zeigen. Die Steine wären der Anlass stehen zu bleiben und eine Tafel würde das geweckte Interesse befriedigen.
Und es sollte auch spannend sein in einem symmetrischen Umfeld einen Kontrapunkt zu setzen, der die Symmetrie ein wenig aushebelt und die dadurch noch auffälliger wird .
Mitten in der Bremer Fußgängerzone gibt es einen Spuckstein. Das war der Ort wo der Kopf der letzten hingerichteten Kindsmörderin hinfiel, nachdem er abgeschlagen wurde. Später haben die Bürger dort ihre Entrüstung per Spucke bezeugt. Fand ich beim Herumschlendern, (ganz ohne jede Absicht Klamotten oder Döner zu kaufen)
30.06.2014 15:22 Uhr