Karlsruhe Es war einmal in Karlsruhe: Von der Seifenfabrik zum Polizeipräsidium
Wo heute das Karlsruher Polizeipräsidium angesiedelt ist, wurde im 19. Jahrhundert indische Blumenseife und Rasierseife hergestellt. Wolff & Sohn hieß das Karlsruher Unternehmen, welches weit über ein Jahrhundert hinaus eine der bedeutendsten Firmen in der Fächerstadt war. ka-news wirft einen Blick auf die lange Firmengeschichte, deren Überreste noch heute zu sehen sind.
In der Durlacher Allee 31 bis 33 sitzt derzeit die Polizei. Doch das war nicht immer so. Was viele nicht (mehr) wissen dürften: Bevor das Gebäude zum Polizeisitz wurde, beherbergte es eine Parfümerie- und Toilettenseifenfabrik, welche mit über 1.000 Mitarbeitern das größte Unternehmen seiner Art in Deutschland war: Wolff & Sohn.
1857 gegründet
1857 gründete der damals 24-jährige Friedrich Wolff gemeinsam mit seinem Vater die Parfümerie- und Toilettenseifenfabrik "Wolff & Sohn GmbH", kurz Wolff & Sohn in der Karlsruher Kaiserstraße. Die immer größer werde Nachfrage nach Toilettenartikel des Bürgertums im 19. Jahrhundert ließ die Firma schnell wachsen. So entschloss man sich 1891 zu einem Umzug in die Durlacher Allee.




Hier konnte man sich dem wachsendem Markt auch räumlich anpassen und baute auf dem großen Areal zwischen Durlacher Allee, Gerwigstraße und Veilchenstraße Gebäudekomplexe wie Versandgebäude, Lager, Silo, Arbeiter- und Stallgebäude sowie die Fabrikantenvilla. Der steile Aufstieg von der Parfümeriefabrik zur Weltfirma ist vor allem Friedrich Wolff zu verdanken.
Mit dem Markenname Kaloderma erreichte die Firma schließlich Weltruhm. Ganze Generationen arbeiteten im Betrieb in dem es eine große Familienverbundenheit gab, heißt es aus Berichten über die damalige Atmosphäre. Nicht selten hätten die Kinder den Arbeitsplatz der Eltern und Großeltern übernommen. Der Belegschaft gewährte man schon damals freiwillige soziale Leistungen.
Regelmäßiger Wechsel sollte Langeweile vorbeugen
Anita Weis kann sich noch gut an die Zeit erinnern. Als 18-Jährige kam sie 1966 zur Firma Wolff & Sohn, in der sie unter anderem als Arbeiterin in der Fabrikation arbeitete. Die gelernte Friseurin saß damals zunächst an einem Tisch mit mehreren Frauen, um Rasierwasser in die Endverpackung zu packen. Die Flaschen wurden noch mit Hand befüllt und auch das Etikett wurde per Hand auf die Parfümfläschchen geklebt. Etwa zehn Frauen saßen an einem Arbeitstisch.

Die Zeit wurde trotz der oftmals eintönigen Arbeit nie langweilig: Vier Mal am Tag musste der Arbeitsplatz gewechselt werden. Ein lauter Ruf der Schichtleitung machte auf den Platzwechsel aufmerksam. An den Arbeitstischen wurde häufig gesungen. Besonders zur Weihnachtszeit sangen die Frauen in den großen Hallen stimmungsvolle Lieder, erzählt Anita Weis im Gespräch mit ka-news.
Essen gab es für zwei Mark
Das zur damaligen Zeit großzügige Unternehmen ist Weis in guter Erinnerung geblieben. Im gegenüber der Durlacher Allee liegenden Kantinengebäude wurde noch selbst gekocht. Ein schrilles Klingeln war das Zeichen zur Mittagspause. Für zwei Deutsche Mark konnte man damals frisch zubereitetes Essen in der Kantine kaufen. Nach der Übernahme gab es die Mahlzeit aus der gelieferten Aluschale, erinnert sich die ehemalige Angestellte.
Da es beim Überqueren der Durlacher Allee zum Kantinengebäude und nach Feierabend häufig zu gefährlichen Situationen auf der Straße kam, wurde bereits in den 50iger Jahren ein Werksangehöriger der Firma als Lotse abgestellt. So konnten die Mitarbeiter den Weg über die Durlacher Allee zur Kantine sicher überqueren.

1973 übernahm die Hans Schwarzkopf Gruppe die Firma Wolff & Sohn, bevor die Produktion in Karlsruhe 1974 eingestellt wurde. Heute wird das Gelände von der Karlsruher Polizei genutzt. Anfang 2018 wird auf dem Gelände neu gebaut: Das Finanzamt Karlsruhe-Stadt erhält einen Neubau mit einer Nutzfläche von zirka 6.000 Quadratmetern. Eine Gefahr für die historischen Gebäude besteht aber nicht: Diese stehen unter Denkmalschutz und werden nicht abgerissen.
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12.09.2017 15:36 Uhr
Die Frage stellt sich unweigerlich, warum das die LOSER in den heutigen Firmen nicht hinkriegen. Der Zweck einer Firma ist doch, möglichst vielen Leuten ein gutes Leben zu ermöglichen und dem Cheffe eine Mark mehr, als er braucht. Punkt.
Es gibt keine andere Begründung dafür, nen Laden aufzumachen. Am Allerwenigsten die des Mitfütterns vieler heißluftplaudernden Minderleisteren.
13.09.2017 10:47 Uhr
Dabei spielt das Prodkukt, soziale Aspekte und das "Wohlergehen" der Mitarbeiter in der Regel keine Rolle.
Den Unternehmer a la Wolff, der mit der Mark zusätzlich zufrieden war und einer Verantwortung gegenüber den Beschäftigten verpflichtet war, die ihm ja durch ihre Arbeit ein gutes Leben erst ermöglichten, gibt es so gut wie nicht mehr.
12.09.2017 13:39 Uhr
12.09.2017 14:29 Uhr
So ähnlich gibt es das wohl heute noch: http://www.sukhtian-htm.com/Portals/0/kaloderma-moisturizer.jpg
12.09.2017 14:19 Uhr
12.09.2017 13:14 Uhr
12.09.2017 12:01 Uhr
12.09.2017 12:06 Uhr
12.09.2017 12:27 Uhr
12.09.2017 14:11 Uhr