Ganz haben sie ihn nicht los, den Spießer-Ruf: Heckenhöhe nach Maß, grüner Rasen nach englischem Vorbild, Streit über den Gartenzaun oder der obligatorische Gartenzwerg sind erste Assoziationen, mit denen Kleingärtner in Verbindung gebracht werden.
Doch das Bild wankt: Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten - in Zeiten des bewussten Bio-Konsums eine gern gesehene Alternative zum Einkauf im städtischen Groß-Supermarkt. Obendrauf gibt es Bewegung an der frischen Luft - der Rasen will gemäht, die Beete geharkt und die Pflanzen gesät werden.
Kleingärten: Wichtig für das Stadtklima
Kleingärten als idealer Stressausgleich für Karlsruher Bürger? Ja, findet Stadrat Jürgen Wenzel von den Freien Wählern und erkundigt sich in einer Anfrage über den aktuellen Stand im Kleingartenbereich: Welche innovativen Nutzungskonzepte von Kleingartenanlagen werden in Karlsruhe erarbeitet? Was will die Stadt gegen die langen Wartelisten der Vereine unternehmen und was wird getan, um bestehende Kleingärten zu erhalten?
"Kleingärten geben den Familien in der Stadt die Möglichkeit, die Natur mit allen Sinnen zu erleben", begründet Stadtrat Jürgen Wenzel (Freie Wähler) seine Anfrage an die Stadtverwaltung, "Kleingartenanlagen werden immer wichtiger: Sie erzeugen Unmengen von Sauerstoff, binden Staub, befeuchten und kühlen die Luft und tragen dadurch erheblich zur Verbesserung des innerstädtischen Klimas bei." Weiterhin beklagt Wenzel die noch zu geringe Anerkennung der Kleingärten als wichtigen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten.
Stadt: Es gibt keinen Bedarf an mehr Gärten
Werden Kleingärten bei der Stadtverwaltung wirklich zu gering geschätzt? Die Antwort ist klar "Nein". Es gibt laut Stadtverwaltung zwar keinen separaten Kleingartenentwicklungsplan - sie werden im Rahmen des Landschafts- beziehungsweise Flächennutzungsplans berücksichtigt - generell funktioniere das Kleingartenwesen in Karlsruhe aber sehr gut. "Es gibt keinen Bedarf, dies zu verändern", heißt es in der Antwort der Stadt auf die Gemeinderatsanfrage.
Aber was ist mit den 1.300 Bewerbern auf den Wartelisten der Vereinen - ist nicht eindeutig ein Bedarf an mehr Gärten da? "Die Zahl von 1.300 Personen erscheint auf den ersten Blick sehr dramatisch", heißt es von der Stadt, "In der Realität ist dies aber eine dynamische Zahl." Die Stadt versichert in ihrer Antwort, dass ein Großteil der Interessenten im Verlauf des Jahres zum Zuge komme und eine frei werdende Parzelle erhalte - gleichzeitig kämen jedoch wieder neue Bewerber hinzu. Ausschlaggebend sei zudem die Lage des Gartens: Innenstadtnahe Kleingärten sind begehrter als Parzellen am Rande der Stadt - hier kann es zu einer längeren Wartezeit kommen.
"Kleingarten 2.0": Stadt setzt auf neue Konzepte
Dass es bei einigen Kleingartenanlagen zu "konvergierenden Entwicklungszielen" im Flächennutzungsplan kommt, bestreitet die Stadt nicht. Dies sei beispielsweise beim Kleingartenverein Fasanengarten, bei einer Teilfläche des Kleingartenvereins Exerzierplatz sowie einer Teilfläche des Kleingartenvereins Seewiese der Fall.
Doch die Stadtlinie ist klar: Statt einem Ausbau der Kleingartenanlagen setzt man auf neue Konzepte: Im Fokus steht gemeinschaftliches, auch interkulturelles Gärtnern auf öffentlichen Flächen. "Urban Gardening" heißt die Nachfolge der Kleingärten.
Beim Schloss Gottesaue wurde 2013 südlich des Marstallgebäudes eine solche Gartenfläche von der Stadt angelegt. "Kleingärtnern 2.0" gibt es seit 2014 auch in der neuen Südstadt-Ost in der Rahel-Strauss-Straße. Derzeit werden weitere Projekte geprüft, so die Stadt, bei innovativen Projektideen sei die Verwaltung immer unterstützend und beratend tätig.
Gemüsebeete mitten in Karlsruhe: Die Fächergärtner machen's möglich
Ab in den Garten: In der Südoststadt wachsen jetzt Paprika, Tomaten und Zucchini
Gartenschau in Karlsruhe: Ideentausch beim Blick ins heimische Grün
Grüne Lunge statt Sportplatz: Karlsruher Schrebergärtner gehen auf die Barrikaden
Karlsruher Grüne wollen Transparenz in Sachen Stuttgarter Straße
Freie Wähler: Welcher Pächter darf seinen Garten in der Südstadt behalten?