Karlsruhe Straßenstrich am Rheinhafen: Anwohner ärgern sich über Sex-Müll
Jahrelang war Prostitution nahe des Karlsruher Rheinhafens kein großes Thema. Das hat sich geändert: Seit anderthalb Jahren nimmt das Geschäft des horizontalen Gewerbes etwa in der Honsellstraße zu. Keinen Grund zur Sorge sieht die Polizei. Die Anwohner sind allerdings anderer Meinung.
Nacht für Nacht stehen auf der Honsellstraße zwischen Starckstraße und der Rheinhafenbrücke bis zu fünf Frauen am Straßenrand und bieten ihre sexuellen Dienste an. Prostitution in diesem Teil der Fächerstadt ist nichts völlig Neues. Bis etwa 1990 gab es im Hafen am nördlichen Teil der Rheinhafenstraße ein Bordell - von diesem Gebäude zeugt heute nichts mehr, es wurde komplett abgerissen.
Und auch die Sportvereine an der Hansastraße auf Höhe des Hafenbeckens IV wissen ein altes Lied vom Karlsruher Prostitutionsgewerbe zu singen: Auf dem Parkplatz vor den Clubheimen stand in den 1970er und 1980er Jahren so manches Mal ein Wohnwagen, der in der Nacht mit roten Herzchen illuminiert war. Dennoch sorgt der Boom des horizontalen Gewerbes in der Honsellstraße für Diskussionen.
"Es liegen viele Kondome und Dreck herum"
Die Anwohner der Honsellstraße sind alles andere als begeistert. Zwischen der Starckstraße und der Rheinhafenbrücke haben sich einige kleinere Firmen angesiedelt, auch eine Kirche und ein Ausbildungszentrum sind hier zu finden. "Wir haben uns zusammen mit der Nachbarschaft schon öfter beschwert", berichtet ein Unternehmer, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er ist Geschäftsführer einer kleinen Firma in Nähe der Honsellstraße und damit genau am nächtlichen Straßenstrich liegt.
Geschehen sei nach den Beschwerden allerdings nichts. "Wir sind nicht glücklich mit den Verhältnissen, es liegen auch viele Kondome und Dreck herum", ärgert sich der Geschäftsführer. Zuletzt gab es an der Honsellstraße auch Werbeplakate auf Anhängern, die für ein Bordell in der Karlsruher Daimlerstraße warben. Diese wurden nach Beschwerden von Bürgern inzwischen entfernt.
Prostituierte wechseln immer wieder Standort
Aber was trieb die Prostituierten in den letzten Monaten weg von den etablierten Standorten an der Fautenbruch- und Ottostraße hinein den Rheinhafen? Katja Butterbrodt von der Prostituierten-Beratungsstelle der Diakonie Karlsruhe hat eine mögliche Antwort: "Die Frauen haben das Empfinden, dass sie dort nicht ganz so viel Konkurrenz haben". Sie weiß: "Grundsätzlich zeichnet sich Prostitution durch hohe Mobilität aus."
Das bestätigt auch die Stadt Karlsruhe auf Anfrage von ka-news: "Generell ist festzustellen, dass einige Prostituierte von Zeit zu Zeit ihren Standort innerhalb Karlsruhes wechseln." Außerdem ist die Honsellstraße ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für viele Autofahrer: Sie stellt neben der Verbindung Rheinhafen-Mühlburg auch eine wichtige Ab- und Zufahrt zur Südtangente dar. Das macht sie grundsätzlich auch für einen Straßenstrich attraktiv.
Polizei und Stadt sehen keine erhöhte Kriminalität
Und wie schätzen die Behörden die Situation in der Honsellstraße ein? Ein Sprecher der Karlsruher Polizei berichtet, dass es nicht zu vermehrten Einsätzen gekommen sei. "Die Kollegen werden aber das Geschehen im Auge behalten", so der Polizei-Pressesprecher auf Anfrage von ka-news.
Auch aus dem Rathaus gibt es Entwarnung. "Im Bereich des Straßenstrichs auf der Honsellstraße ist kein Anstieg der Kriminalität festzustellen." Nach Schätzungen der Stadt und nach mehreren Großkontrollen durch die Polizei gehen in der Fächerstadt pro Tag insgesamt zirka 300 Prostituierte zeitgleich ihrer Beschäftigung nach, davon jedoch nicht alle auf dem gut sichtbaren Straßenstrich.
Der Artikel wurde nachträglich bearbeitet.
Seit 2015 ist eine neue Sperrbezirksverordnung in Karlsruhe in Kraft, die regelt, wann und wo Prostitution erlaubt ist - und wo verboten. In der Innenstadt, zwischen der Herren- und Wolfartsweirer Straße sowie zwischen dem Zirkel und dem Hauptbahnhof darf beispielsweise zu keiner Zeit Straßen- oder Wohnungsprostitution betrieben werden.
Der Bereich zwischen der Südtangente, der Molkestraße, dem Hauptbahnhof und dem Weinweg ist ein Sperrbezirk für die Straßenprostitution. Im restlichen Stadtgebiet ist in der Zeit von 22 bis 6 Uhr Prostitution erlaubt.
Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen.
Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!
23.08.2017 16:06 Uhr
24.08.2017 14:47 Uhr
23.08.2017 18:22 Uhr
Waere es jedoch volljaehrig wuerde ich sagen: kannst du dir kein Neues leisten?
23.08.2017 17:54 Uhr
Aber die (Nicht-)Argumentation "Eines ist eines zuviel" greift hier nicht. Nicht bei ein paar Kondomen und z.B. auch nicht bei einer benutzten Spritze. Das ist nichts, was sich nicht in die leider allgemein übliche Unzulänglichkeit der Sauberkeit unserer Stadt einordnet und stellt keinen irgend gearteten Schwerpunkt dar.
Im übrigen sieht man an den Beschwerden über die harmlosen Werbeanhänger, wessen Geistes Kind die Beschwerdeführer sind. Da gehts nicht um die angebliche Vermüllung, sondern darum, daß man das nicht haben will. Grundsätzlich.
Das ist eine Meinung, die man haben kann - gerne. Warum auch immer. Aber damit kommt man eben rechtlich wohl nicht durch. Dann eine "Sex-Müll" -Schwemme herbeizufantasieren, ist allerdings unterste Schiene.
Ich war letztens dort - da siehts aus wie überall.
23.08.2017 21:03 Uhr
24.08.2017 08:36 Uhr
24.08.2017 14:40 Uhr
Sekundär liegt es auch an den "Herren", die es zulassen, dass die "Damen" den Müll auf die Straße schmeißen.
23.08.2017 09:38 Uhr
Bei so einem Job fällt ja eigentlich kein nennenswerter Müll an, darum verstehe ich nicht, dass man den nicht einfach in ein Tütle (hohoho...) packt und im nächsten Dreckeimer entsorgt. Wenn der Müll nicht wär wär die ganze Sache halb so wild. Denn dass es da nachts durch den Strich zu einem nennenswerten Verkehrsaufkommen oder Rumgeprolete kommt kann ich mir kaum vorstellen.
Und dann ist es halt Hafengebiet, sozusagen das Muttergebiet des Strassenstrichs.
23.08.2017 15:26 Uhr
23.08.2017 22:29 Uhr