Karlsruhe Sperrbezirke in Karlsruhe: Hat die Stadt den Straßenstrich im Griff?
Es gilt als eines der ältesten Gewerbe der Welt - und ist auch in Karlsruhe vertreten: die Prostitution. Doch nicht alle waren darüber begeistert. Seit über einem Jahr ist eine neue Sperrbezirksverordnung in Kraft, die regelt, wann und wo die Frauen ihrem Geschäft nachgehen dürfen. Hat sich die Situation dadurch entspannt?
Kondome in der Hecke, zerknüllte Tücher auf dem Spielplatz, aufgebrochene Hütten: Vor rund zwei Jahren sorgte das Thema Prostitution für Furore in der Fächerstadt. Dass eine eine Reihe von Damen ihren Dienst anbieten, war in Karlsruhe bekannt und lange Zeit auch kein Problem.
Es wurde allerdings zu einem, als sich Anwohner und Nachbarn durch die Tätigkeit gestört fühlen. Karlsruhe reagierte mit Sofortmaßnahmen: Nach Verhandlungen mit dem Regierungspräsidium wurde im vergangenen Jahr eine neue Sperrbezirksverordnung erlassen.
Es gibt nach wie vor Hotspots in der Fächerstadt
Diese Verordnung gilt seit Januar des vergangenen Jahres. Darin ist klar geregelt, wann und Prostitution erlaubt ist - und wo verboten. In der Innenstadt, zwischen der Herren- und Wolfartsweirer Straße sowie zwischen dem Zirkel und dem Hauptbahnhof darf beispielsweise zu keiner Zeit Straßen- oder Wohnungsprostitution betrieben werden. Der Bereich zwischen der Südtangente, der Molkestraße, dem Hauptbahnhof und dem Weinweg ist ein Sperrbezirk für die Straßenprostitution. Im restlichen Stadtgebiet ist in der Zeit von 22 bis 6 Uhr Prostitution erlaubt.
"Die Ottostraße und die Fautenbruchstraße sind nach wie vor die Hotspots des Straßenstrichs", erklärt Mathias Tröndle vom Presseamt der Stadt Karlsruhe. "Weitere Örtlichkeiten sind beispielsweise noch am Rheinhafen in der Honsellstraße, an der Fiduciastraße und dem Ostring. Diese sind aber deutlich weniger auffällig." Die früher häufig von Freiern frequentierte Wolfartsweierer Straße sei durch die dortigen Umbaumaßnahmen unauffällig geworden.
Wie viele Frauen in Karlsruhe auf dem Straßenstrich tätig sind, konnte man auf ka-news-Anfrage nicht angeben. Im vergangenen Jahr schätzte das Diakonische Werk die Zahl der aller Frauen, die in Karlsruhe als Prostituierte arbeiteten, auf 250. Aber: "Eine genaue Zahl ist schwer zu benennen, da viele Damen nur zeitweise in Karlsruhe sind. Neue Damen kommen hinzu, andere verlegen ihre Tätigkeit in andere Städte", erklärt Tröndle. Aktuelle Schätzungen der Stadt belaufen sich auf etwa 20 bis 25 Prostituierte, die ihre Dienste auf der Straße anbieten.
KOD will weiter Sperrbezirke kontrollieren
Und diese Damen halten sich nach Einschätzungen der Stadt an die aufgestellten Regeln: "Es gab nur wenige Verstöße gegen die zeitlichen oder örtlichen Einschränkungen der Verordnung", so Sprecher. Dennoch werde die Stadt an ihrer Praxis festhalten. "In regelmäßigen Kontrollen sorgt der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) weiterhin dafür, dass die Sperrbezirksverordnung eingehalten wird", so Tröndle weiter.
Nachdem es vor allem in 2014 zu einer hohen Anzahl an Einsätzen des KOD im Bereich der Straßenprostitution kam, gingen die Zahlen bereits im folgenden Jahr zurück. "Zu Beginn der Neuregelung gab es den einen oder anderen Verstoß gegen die zulässige Anfangszeit für die Straßenprostitution um 22 Uhr. Durch die aufklärenden Gespräche des KOD mit den Prostituierten hat sich dieses Problem aber recht schnell erledigt", meint Tröndle. Sehen das auch die Anwohner so?
Nur vereinzelte Beschwerden
Insgesamt hätte sich die Zahl der Beschwerden von Firmen und Anwohnern, seitdem die neue Verordnung greife, nahezu auf null gesenkt. "Lediglich im Bereich der Ottostraße kamen einzelne Beschwerden von der dort ansässigen Moschee", so Tröndle. "Diese ist aber primär wegen der Tätigkeit der Prostitution an sich, bedingt durch den islamischen Glauben."
Alles in allem ist die Stadt mit der derzeitigen Situation zufrieden: "Aus Sicht des Ordnungs- und Bürgeramtes, das die jetzt geltende Regelung damals vorgeschlagen und mit dem Regierungspräsidium ausgehandelt hatte, hat sich der Kompromiss zwischen dem legalen Gewerbe der Prostitution und den Interessen der Anwohnenden durch die zeitliche Regulierung bewährt." Im Rahmen seiner Tätigkeit wird der KOD auch weiterhin die Begleiterscheinungen der Prostitution, wie Vermüllung und Belästigung, im Auge behalten.
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11.10.2016 23:32 Uhr
10.10.2016 14:07 Uhr
10.10.2016 10:27 Uhr
Leider gibt es keine statistische Erfassung über Nationalität und Religionszugehörigkeit der Freier. Wie viele davon wohl wären selbst dem Islam zuzuordnen?
Übrigens meines Erachtens genau der gleiche Effekt wie bei den "braven" christlichen Kirchgängern. Die eifrigsten Kirchgänger sind dann oftmals die, die heimlich zu den Prostituierten gehen. Da scheinen sich die Religionen nichts zu geben an Scheinheiligkeit.
10.10.2016 08:46 Uhr
Die "Zeitehe" ist gewissermaßen die Lösung, die der Koran für das Problem der Prostitution vorsieht. Schiitische Männer, die nicht über die Mittel oder den Willen verfügen, "richtig" zu heiraten, können eine Ehe mit vertraglich vorgeschriebenem Ende eingehen, wobei der Frau ein bestimmter "Lohn" dafür zusteht.
Ohne weiteren Kommentar von mir. Nur so viel, in der deutschen Sprache gibt es das Wort SCHEINHEILIG!
10.10.2016 10:28 Uhr
10.10.2016 11:43 Uhr
www.bz-berlin.de/artikel-archiv/huren-im-tschador-sie-stehen-an-kreuzungen-bus-stopps-die-prostitution-im-iran-blueht-jetzt-wollen-die-mullahs-das-laster-legalisieren-in-staatlichen-bordellen-so-genannten-keuschheitshaeuser.
Ich bewerte dies nicht negativ und auch nicht positiv.
Aber alles lässt sich halt nicht unterdrücken in keiner Religion.
Dass sich allerdings eine Frau den Mann in einer Zeitehe frei aussuchen kann, dürfte wohl eher nicht stimmen. Und wenn sie schon, da alleinstehend und ohne oder mit nur geringem Einkommen eine solche Zeitehe eingehen muss, ist das auf alle Fälle demütigend, Herr Rupp auch oder gerade für eine Frau aus arabischen Ländern. Denn ein Mitspracherecht hat sie sowieso nicht, auch nicht in einer Zeitehe.
11.10.2016 06:29 Uhr
oder ob es eben nur manche sind.
Es gibt Leute, die halten die Hausfrauenehe auch für eine Art Prostitution.
Und "Mitspracherecht" für Frauen - das muss auch noch bei uns erkämpft werden. Das funktioniert eher bei denen, die hier so verabscheut werden.
10.10.2016 10:30 Uhr
10.10.2016 08:12 Uhr
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