Karlsruhe Puff 2.0 - Flatrate-Bordelle auch in Karlsruhe
Seit kurzem wirbt die Rotlichtbranche mit so genannten Sex-Flatrates. So bietet unter anderem auch ein hiesiges Freudenhaus einen all-inclusive-Tarif an. Erst Im Juli musste ein ähnlicher Betrieb in Fellbach nach erheblichem Protest schließen. Frauenverachtend sei das, so der Vorwurf der Kritiker. Was ist dran, an den Vorwürfen? ka-news fragt nach.
"Zum Pauschaleintrittspreis von 99 Euro erlebst Du Dein geiles Wunder." So lockt ein Bordell in Karlsruhe potentielle Freier und verspricht unbegrenzten Sex mit beliebig vielen Mitarbeiterinnen - ganz nach Gusto und Leistungsvermögen. Mit einem ähnlichen Tarif warb auch der "Pussy-Club" für seine Filiale in Fellbach und rief eine breite Front empörter Bürger auf den Plan, die einen groben moralischen Verstoß ausmachen.
Es sei doch ein Unterschied zwischen Waren und Menschen, empört sich Arnold Marhoffer, Pressesprecher der Stadt Fellbach. Man kenne die Flatrate ja von Angeboten etwa in der Telekommunikation oder der Gastronomie, wo Sachgegenstände oder Serviceleistungen verkauft werden. "Dies auf die Prostituierten anzuwenden, ist ein perfider Gedanke und außerdem frauenverachtend."
Prostitution wieder kriminalisieren?
Da die Prostituierten gezwungenermaßen Geld verdienen müssten, seien sie auch bereit, schlechtere Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, erläutert Marhoffer und führt das Beispiel von Kinderarbeit in Dritte-Welt-Ländern an. Dort seien Kinder vermeintlich freiwillig in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen beschäftigt, weil sie keine Alternative zum Überleben hätten. Um diesen Auswuchs zu unterbinden strebe man eine Überarbeitung des seit 2002 geltenden Prostitutionsgesetzes (ProstG) an. Es geht also um den Schutz der Frauen?
Rosina Juanita Henning vom Verein "Doña Carmen", der sich nach eigenen Angaben für die sozialen und politischen Anliegen der Prostituierten einsetzt, sieht das ganz anders: In Wahrheit wolle man die Prostitution wieder stärker kriminalisieren und so in eine Grauzone zurückdrängen. Es sei ein "konservatives, fundamentalistisches Bündnis", das sich da formiert habe und eine Hetzkampagne führe.
Flatrate eine reine Werbemaßnahme
In der Flatrate sieht Henning den ersten Schritt in ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis. Das eigentlich neue sei die Tatsache, dass der Freier seinen Kaufvertrag mit dem Bordell-Betreiber schließe. Damit verlagere sich das unternehmerische Risiko auf diesen. Welche Leistungen zu erbringen seien, würde unabhängig davon vorab in einem Arbeitsvertrag zwischen Betreiber und Prostituierter vereinbart.
Diese sei zwar weisungsgebunden, jedoch nicht zu allem verpflichtet. Das Gesetz verbiete Zwang und Ausbeutung ohnehin.
Von einer reinen Werbemaßnahme spricht Stephanie Klee vom Bundesverband sexuelle Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Sex-Flatrate. Der "Tarif" sage nichts über die Bedingungen des jeweiligen Betriebs aus. Die Empörung sei durch die anstehende Bundestagswahl inszeniert und gehe an der Sache vorbei: Mit dem ProstG hätten Beschäftigte erstmals das Recht auf einen einklagbaren Lohn.
Trotzdem sei das nur ein Anfang, sagt Klee und fügt desillusioniert hinzu: "Ich würde mir wünschen, dass die Energie, mit der die Flatrate bekämpft wird, in die Verbesserung der rechtlichen Absicherung gesteckt würde."
Die Diskussion enttabuisieren
Ausbeuterische Verhältnisse erkennt Marion Detlefs von der staatlich geförderten Prostituierten-Interessenvertretung "Hydra" in der Flatrate schon. Allerdings gehe das auf eine seit Jahren zu beobachtende Verelendung der Branche zurück, die ihre Ursache in den stetig sinkenden Einkommen in Deutschland habe. "In der Branche ist sehr viel weniger Geld im Umlauf", erklärt sie. Seit Jahren werde daher mit Sondertarifen wie "Happy Hour", "Rentnerrabatt" oder "Quicky für fünf Euro" geworben.
Die Flatrate sei somit nicht Ursache sondern Wirkung.
Natürlich gebe es vereinzelt auch Zwangsprostitution, man könne das aber nicht am Flatrate-Angebot festmachen. Das sei im Einzelfall zu prüfen. Wenn man wirklich etwas für betroffene Frauen tun wolle, appelliert die Berliner Sozialarbeiterin, dann solle man die Diskussion enttabuisieren und für Rechtssicherheit und soziale Absicherung der Beschäftigungsverhältnisse sorgen. Ausländischen Frauen solle man überdies die legale Arbeit ermöglichen, um sie aus dem kriminellen Rahmen und damit aus der Erpressbarkeit zu holen.
Prostitution ohne Zwang in Ordnung?
"Prostitution ist immer eine Abwertung!", urteilt dagegen Schwester Lea Ackermann, die mit ihrer Organisation "Solidarity with Women in Distress" (SOLWODI) gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel kämpft und zu den scharfen Kritikern der Flatrate zählt. Das ProstG sei nicht hinnehmbar, weil man die Prostitution zu einem ganz normalen Gewerbe machen wolle, was sie nicht sei. Sollte es allerdings, räumt sie ein, Frauen geben, die sich zweifelsfrei ohne jeden Zwang prostituierten, wäre das akzeptabel. Das könne es jedoch nur geben, wenn kein Zuhälter mitverdiene.
Also wäre Prostitution in Ordnung, sofern die Freiwilligkeit der Frauen vollständig und ohne jede noch so kleine Einschränkung gegeben ist? Folglich müsste doch auch das Flatrate-Angebot unter gleichen Bedingungen unbedenklich sein. "Auch dann würden wir ein Flatrate-Bordell nicht akzeptieren", erklärt Arnold Marhoffer für Fellbach unbeeindruckt. "Das ist gegen die Menschenwürde!"
Keine Stellungnahme
Der Karlsruher Flatrate Club will zu der Diskussion keine Stellung beziehen. Hinweise auf Zwang oder Ausbeutung liegen der Polizei Karlsruhe nicht vor. Zwar kenne man den Club, so ein Sprecher, es gebe rechtlich bis jetzt aber keinerlei Beanstandungen. Das könne mitunter daran liegen, dass es ein sehr kleines Etablissement sei, viel kleiner als jenes in Fellbach.
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02.07.2012 17:35 Uhr
Übrigends, die meißten Frauen in diesem Gewerbe sind Unternehmerinnen,also Geschäftsfrauen, die sind lang nicht so blöde wie hier mancher denkt.
Ich kenne genug die es zu etwas gebracht haben, den klassischen Zuhälter gibts heut nur noch vereinzelt.
Wer bei den Dirnen Zoff anfangt, der kann erleben, das die keinen Schutz brauchen,die halten zusammen, wenns da eng wird, haut auch ein Zuhälter ab.
Ich wollte mich mit den Damen nicht anlegen, hab das alles selbst erleben dürfen....
03.07.2012 17:01 Uhr
25.06.2012 13:54 Uhr
Sind die nicht alle als selbstständige Unternehmerinnen zugange???
04.09.2009 13:07 Uhr
04.09.2009 13:06 Uhr
Aber im Prinzip stimme ich dir zu: "flat" bedeutet eigentlich "flach", wobei ich zumindest gleich mea culpa sagen müsste, weil ich mich frewillig in dieses geistige Flachland und Sumpfgebiet begeben habe. Doch ich tue es eigentlich für zum Zwecke einer soziolinguistischen Studie. Und du?
04.09.2009 11:35 Uhr
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
04.09.2009 09:41 Uhr
04.09.2009 09:31 Uhr
04.09.2009 09:06 Uhr
Die Aidsschleudern überlass ich dir!
Viel Spass beim toben...Pitti..hau rein!!
04.09.2009 01:30 Uhr