Karlsruhe Prostitution verbieten? Was wir vom Raucher-Gesetz lernen können
Sie stehen im Schaufenster, zupfen an der Straßenecke an ihren Netzstrümpfen: Das Geschäft der Prostituierten ist das wohl älteste Gewerbe der Welt. Aktuell diskutiert man im Südwesten über ein Verbot. Hier gilt, wie bei so vielen Themen: Liebe Politiker, packt das Problem lieber an der Wurzel, anstatt Unkrautreiniger drüber zu gießen und zu hoffen, dass es im Erdboden versinkt! Marie Wehrhahn geht die Prositutionsdebatte "gegen den Strich".
Schaufensterbummel: Oh, das Lieblingsfastfoodrestaurant hat einen neuen Burger! Ah, das hübsche Kleid ist im Sonderangebot! Uh, Natascha aus Osteuropa heute mit Rollenspiel zum halben Preis. Inzwischen bestimmen immer mehr Werbeplakate für Puffs das Bild größerer Innenstädte - getarnt als FKK-Club, Erotik-Kino oder ähnliches. Werbung für das Sex-Geschäft ja, Werbung für Zigaretten nein - paradox.
Puff-Werbung gesetzlich verbieten - nicht das Geschäft an sich
Kritiker haben Recht, wenn sie es leid sind, 18-Jährige auf öffentlicher Straße oder im Internet dabei zu beobachten, wie sie ihren gerade "auspubertierten" Körper verkaufen - und das für den Preis eines durchschnittlichen Paars Winterschuhe oder den eines Restaurantbesuches. Dass Zuhälter zusehends arme, junge Mädchen ausnutzen, um selbst das große Geld zu scheffeln, könnte allerdings die vielleicht bestialischste Form des Kapitalismus sein. Es gibt genauso viele Pro- wie Kontra-Argumente, wenn es darum geht, Prostitution per Gesetz zu verbieten. Sexuelle Selbstbestimmung auf der einen Seite, Menschenhandel auf der anderen.
Ist nicht genau diese Uneinigkeit ein Indiz dafür, zunächst einen Zwischenweg zu wählen und die Öffentlichkeit dieses Gewerbes zu minimieren? Seitdem Zigarettenwerbung und Rauchen in Gaststätten verboten wurde, ist die Sucht in Deutschland zurückgegangen. Das zeigt doch, dass sich Laster durch gesellschaftlichen Boykott durchaus auf ein erträgliches Maß begrenzen lässt. Durch ein Werbe-Verbot könnte Prostitution künftig sowohl für Einsteiger als auch für Kunden an Attraktivität verlieren. Ein striktes Verbot im Ganzen hingegen ließe den unkontrollierbaren Untergrund aufflammen - und das gilt es am allermeisten zu verhindern.
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18.01.2014 21:10 Uhr
17.01.2014 16:03 Uhr
"können sie mir bitte einen Blasen-
oder Nierentee machen?"
16.01.2014 04:35 Uhr
Deswegen fände ich es gut, wenn zur gemachten Werbung und zu den Angestellten von Betrieben ein Hinweis verpflichtend wird, etwa so: Hier überwacht sie Herr Hahnbutt, Mitglied im Verband der Tribunenengel.
Außerdem sollten Missverständnisse durch klare Angaben und erkennbare Gebiete gar nicht erst entstehen können. Jemand, der sich nicht in Deutschland auskennt, mit der Strab durch die Kaiserstraße fährt, und die Sprache kaum kann, liest dort an Schaufenstern auch: Herren 10.- EUR, Damen 14.- EUR.
15.01.2014 18:29 Uhr
Und das Sexkauf-Verbot in Schweden hat überhaupt nix gebracht, nur mehr Gefahren für die nun untergetauchten Frauen/Männer.
Oder die USA... aus den Augen, aus dem Sinn?
Hauptsache, die "bürgerliche Mitte" wird nicht belästigt.
15.01.2014 18:17 Uhr
15.01.2014 21:00 Uhr
15.01.2014 18:38 Uhr
15.01.2014 18:23 Uhr
15.01.2014 18:42 Uhr
15.01.2014 19:07 Uhr