Die Freude ist groß, als Marc Axtmann das Tor zum Außengehege öffnet. Denn für seine Hunde heißt es dann: ab zum Training! Insgesamt zehn Tiere besitzt der gelernte Schreiner mittlerweile und alle drängen darauf, sich so richtig auszutoben. 

Schreinermeister und Schlittenhundfahrer

Einerseits ist Axtmann Schreinermeister im Familienbetrieb, andererseits mehrfacher Deutscher Meister beim Schlittenhunderennen. Dafür trainiert der Schlittenhundeführer, im Fachjargon auch Musher genannt, mehrmals wöchentlich mit einem Trainingswagen, um die Hunde optimal auf die Wettkampfsaison im Winter vorzubereiten.  

Marc Axtmann
Gleich gehts los: Sobald der Zwinger geöffnet wird, herrscht helle Aufregung und die Hunde stürmen in den Hof. | Bild: Hammer Photographie

"Angefangen hat alles mit einem Husky, den ich von meinen Eltern bekommen habe," erzählt Axtmann, "eigentlich sollte ich bei einer Drei im Zeugnis eine Ziege bekommen. Bei einer Zwei einen Hund und bei einer Eins ein Pferd. Als ich mit einer Drei nach Hause kam, wollten meine Eltern aber selbst keine Ziege." 

Marc Axtmann
Vom Anfang bis zum Ende: Die Hunde von Axtmann werden von ihm selbst ausgebildet und bleiben bis zu ihrem Ableben. Das jüngste Mitglied darf noch nicht mitfahren. | Bild: Hammer Photographie

Gemeinsam mit einem Schulfreund, der ebenfalls zwei Huskys besaß, hat Axtmann ab der neunten Klasse mit dem Training als Schlittenhundeführer begonnen. Bis heute, etwa 28 Jahre später, hat sich an der Passion des 43-Jährigen nichts geändert.

Gassi gehen im Galopp

Nachdem Hunde und Schlitten sicher auf dem Anhänger verladen wurden, begeben wir uns mit dem Auto in Richtung Waldrand. Dort angekommen, erhalten die Hunde noch eine kleine Stärkung, bevor sie im Fünfer-Gespann am Trainingswagen festgemacht werden. 

Marc Axtmann
Leithund "Kuba" kommt immer nach ganz vorne. | Bild: Hammer Photographie

Der Leithund kommt nach vorne und gibt die Richtung an. Die stärksten Tiere werden direkt vor dem Musher positioniert, damit das Fahrzeug schnellstmöglichst an Geschwindigkeit gewinnt.

Die Schlitten-Sommerversion hat Räder

Anders als der Schlitten im Winter fährt der Trainingswagen nicht auf Kufen, sondern mit Rädern. Die Lenkung erfolgt über eine Stange, ähnlich wie bei einem Fahrrad. Der Winter-Schlitten muss hingegen allein mit der Gewichtskoordinierung des Mushers  gelenkt werden. So ist das Fahrgefühl, je nach Fahruntersatz, doch sehr verschieden.

Marc Axtmann
Der Trainingswagen kommt in den schneefreien Monaten zum Einsatz | Bild: Hammer Photographie

Los gehts! Kaum gibt Marc Axtmann den Befehl, sprinten die Hunde schließlich los. Rasant geht es um die Kurve, direkt in den Wald.  Anders als die reinrassigen, sibirischen Huskys, sind die gekreuzten alaskischen Huskys schlanker und leichter.  Kurzum, perfektioniert für den Schlittenhundesport. Dabei können sie, je nach Gewicht von Musher und Wagen, eine Geschwindigkeit von rund 30 km/h erreichen! 

Von oben bis unten dreckig - aber Spaßfaktor 10!

Das bekomme auch ich zu spüren, als mich der Fahrtwind in den Sitz presst und der aufwirbelnde Schmutz ins Gesicht spritzt. Schutz für die Kleidung bietet ein grüner Overall.  Keine 10 Minuten dauert der wilde Ritt, es reicht aber, um sich von oben bis unten einzusauen.  Spaß macht es trotzdem. 

Marc Axtmann
Leinen los! Alaskische Huskys eignen sich beim Schlittenhundesport besonders für Kurz- und Sprintstrecken (5-20 km) | Bild: Hammer Photographie

Normalerweise fährt Axtmann mehrere Kilometer mit den Tieren, teilweise auch in anderen Gebieten wie zum Beispiel dem Schwarzwald oder in Thüringen. Oder er besucht andere Musher.

Die lernt er bei den verschiedenen Wettkämpfen kennen, die von den über 40 Sportvereinen des VDSV, dem Verband Deutscher Schlittenhundesport Vereine e.V., initiiert werden. "Da kommen Leute aus verschiedenen Städten, sogar anderen Ländern zusammen. Man kennt sich untereinander und jeder weiß, welcher Hund zu wem gehört," erklärt Axtmann. 

Hunde haben ihren festen Platz im Zwinger

Nach dieser kurzen, aber rasanten Spritztour ist der Ausflug auch schon vorbei. Die Hunde werden zurück nach Hause gebracht und erhalten von ihm und mir eine letzte Streicheleinheit bevor es zurück in den Zwinger geht. 

Marc Axtmann
Abschied: Die Hunde kommen zurück ins Gehege | Bild: Hammer Photographie

Aufgeteilt in drei Einzelzellen, haben die Hunde ihren festen Platz, der auch strengstens eingehalten werden muss. "Das ist wichtig, um Reibereien zu vermeiden," erklärt der Musher und schließt hinter sich das Tor.

"Preise und Auszeichnungen sind reine Nebensache"

Und was plant Marc Axtmann für die Zukunft? Erst einmal freut er sich auf den Winter, denn da beginnt die eigentliche Saison des Schlittenhunderennens. Hinsichtlich zukünftiger Wettkämpfe bleibt er bescheiden: "die Europameisterschaft haben wir bereits versucht, aber sowas großes wie das Iditarod ist nicht in Planung. Da läuft man über 1.000 Meilen. Das ist für Mensch und Tier sehr anstrengend und für uns unrealistisch."

Marc Axtmann
6-facher Deutscher Meister: Marc Axtmann und seine Trophäensammlung | Bild: Hammer Photographie

Viel wichtiger sei es für den Hobby-Musher, dass man Spaß daran hat. "Für mich ist es Entspannung, wenn ich nach der Arbeit noch mit den Hunden draußen bin", erklärt Axtmann, "Preise und Auszeichnungen sind da reine Nebensache."

 
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