Sich schon heute um das Morgen kümmern: Unter diesem Motto könnte die Entscheidung des Gemeinderates stehen, der sich jüngst für eine Quartiersentwicklung in Karlsruhe bis Ende 2020 geeinigt hat. Immerhin fast 200.000 Euro sollen bis zu diesem Zeitpunkt aus den städtischen Kassen in das Projekt fließen - sofern die entsprechenden Gelder im kommenden Doppelhaushalt eingestellt werden.
"In Karlsruhe werden bis 2025 ein starker Anstieg der 65- bis 85-Jährigen und ein starker prozentualer Anstieg der über 85-Jährigen prognostiziert", so die Stadt in ihrer Beschlussvorlage. Und genau an dieser Problemlage sollen diese Quartiere anknüpfen. Die Idee ist, dass sich einzelne Stadtteile zu Quartieren entwickeln, mit entsprechenden Anlaufstellen für Alte und Familien.

Reaktion auf demografischen Wandel
Etwas komplizierter beschreibt die Stadtverwaltung diese Zielsetzung: "Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen und demografischen Wandels wird seit einigen Jahren die Bedeutung sozialräumlicher, lokaler Strukturen und Netzwerke von Forschung und Fachöffentlichkeit thematisiert und als Handlungsansatz in der Praxis unter Begriffen wie Sozialraumorientierung, Gemeinwesenarbeit und Quartiersmanagement aufgegriffen."

Vereinfacht ausgedrückt ist ein Quartier nichts anderes, als ein öffentlicher Raum, in dem regelmäßige Aktivitäten für die Nachbarschaft stattfinden - quasi ein Ort der Begegnung und der Versorgung. Auch in Karlsruhe könnten so vermehrt "nachbarschaftliche Netzwerke" entstehen.
Träger bauen auf, Kommunen sollen übernehmen
Aber warum landet das Thema nun im Gemeinderat, immerhin gibt es bereits solche Quartiersprojekte in Karlsruhe? Viele dieser Projekte seien durch Anschubfinanzierungen durch Träger, wie des Deutschen Hilfsweks, zum Leben erweckt worden. "Verbunden war damit die Hoffnung, dass sich die Projekte finanziell selbst tragen oder zum Beispiel durch eine kommunale Förderung verstetigen", so die Stadt weiter.
-
Wohncafé im Rintheimer FeldTräger: AWO Karlsruhe, Förderung durch das Deutsche Hilfswerk bis 2015; heute ohne Förderung, da die Einrichtung sich durch die enge Verbindung zum eigenen ambulanten Pflegedienst tragen kann; Grundlage für die Konzeption ist das "Bielefelder Modell" (Selbstbestimmtes Wohnen, kombiniert mit speziellen Treffpunkten in der Nachbarschaft)
-
Quartiersmanagement im Seniorenzentrum Daxlanden mit BürgerzentrumTräger: Caritasverband Karlsruhe, Förderung Stiftung Deutsches Hilfswerk und Stadt Karlsruhe Bürgerzentrum; Ende Förderzeitraum Stiftung Juli 2018, kann nicht mehr verlängert werden
-
Quartiersprojekt in der Südweststadt mit Bürgerzentrum und NachbarschaftsladenTräger: Badischer Landesverein für Innere Mission, Förderung Stiftung Deutsches Hilfswerk und Stadt Karlsruhe Bürgerzentrum; Ende Förderzeitraum Stiftung Mai 2019, kann nicht mehr verlängert werden
-
Quartiersprojekt in der WaldstadtTräger: Badischer Landesverein für Innere Mission, Fördergelder bei der Stiftung Deutsches Hilfswerk beantragt, Bewilligung offen
-
Mehrgenerationenhaus Neureut, Brunhilde-Baur-HausTräger: Hardtstiftung, Förderung über Bundesmodell Mehrgenerationenhaus und Fördergelder der Stadt Karlsruhe
-
Seniorenbegegnungsstätte Club 50+ in der Adlerstraße/Innenstadt OstTräger: AWO Kreisverband Karlsruhe-Stadt e. V., Förderung der Stadt Karlsruhe als Seniorenbegegnungsstätte und befristet für ein Jahr Stiftung Deutsches Hilfswerk
Und genau das ist die Ausgangslage: Die Idee ist da, die ersten Schritten sind gemacht, doch langsam läuft die Förderung aus. Einstimmig waren die Stadträte aber der Meinung, dass nun die städtische Förderung greifen sollte.
Test in Mühlburg
Solche Förderungen gibt es nicht nur für die genannten Quartierprojekte: "Derzeit gibt es insgesamt 15 städtisch geförderte Seniorenbegegnungsstätten und fünf Bürgerzentren, die einen Mietkostenzuschuss erhalten", informiert die Stadtverwaltung. Neben der monetären Stütze soll für diese Einrichtungen aber "eine aktive Einbindung in die Strukturen der Quartiersentwicklung in Karlsruhe" stattfinden.
Wie genau das aussehen soll, das soll in Mühlburg getestet werden. Ein dortiges Mehrgenerationenquartier soll als Pilotprojekt dienen. Hier soll eine nachhaltige, vernetzte Struktur entwickelt und die Qualitätsstandards erweitert werden. Zudem sollen dort "weiterführende, innovative Handlungsansätze" umgesetzt werden, verspricht sich die Stadtverwaltung. Mit Ergebnissen rechnet die Stadtverwaltung ab Herbst 2018.
Konzept soll ab 2020 greifen
Auf Basis dieser Erfahrungen soll dann ein Förderungskonzept erarbeitet werden, wie solche Einrichtungen ab 2020 koordiniert werden können. Auch bis dahin will man aber die bestehenden Quartiere fördern - hierfür sind die nun beschlossenen knapp 200.000 Euro vorgesehen.
Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!