Auch in Karlsruhe verstärkt sich der Trend zur Briefwahl. Wenige Tage vor der Bundestagswahl haben - Stand Mittwoch, 13. September, - schon 47.000 der rund 209.000 Wahlberechtigten der Fächerstadt Briefwahlunterlagen angefordert.
Vor vier Jahren waren es während der gesamten Wahlperiode lediglich 43.700. Die diesjährige Zahl ist damit ein neuer Rekord. Insgesamt rechnet Alexander Süß von der Leitung des Briefwahlbüros dieses Jahr sogar mit über 50.000 eingehenden Briefen. Doch wo werden die vielen ausgefüllten Briefe gelagert? Und wird dabei überhaupt das Wahlgeheimnis gewährleistet? ka-news hat sich auf Antwortsuche begeben.
Alle Wege führen ins Briefwahlbüro
Im Untergeschoss der Karlsruher Stadtbibliothek in der Ständehausstraße 2 warten schließlich die gesuchten Antworten: Dort befindet sich das zentrale Briefwahlbüro der Stadt, wo alle Karlsruher Wahlberechtigten ihre ausgefüllten Wahlbriefe auf verschiedenen Wegen abgeben können. "Aufgrund des großen Andrangs hat das Briefwahlbüro dieses Jahr sogar erstmals fünf Wochen vor dem Wahltermin und damit eine Woche länger geöffnet", erklärt Süß im Gespräch mit ka-news.
Doch was genau passiert in diesem Büro? Zum einen können Bürger in den Räumen des Briefwahlbüros ihre Stimme in einer der Wahlkabinen abgeben. Zum anderen können Briefwahlunterlagen von dort aus mitgenommen oder auch wieder persönlich abgegeben werden. Zusätzlich können die roten Umschläge aber auch in Briefkästen vor der Stadtbibliothek eingeworfen werden.
Die klassische Aufgabe eines Büros ist es die Briefe auf dem Postweg entgegenzunehmen. Dieses Jahr sei allerdings erst knapp die Hälfte der bis dato ausgestellten Wahlbriefe wieder eingetroffen, so Süß. Er appelliere deshalb an die Karlsruher, vor allem mit der Zustellung per Post nicht mehr lange zu warten. Sind die roten Umschläge eingetroffen, werden sie zuerst gesammelt und auf der Empore des Briefwahlbüros nach Stadtteilen und Bezirken vorsortiert, erläutert Süß. Bis zur Auszählung am Wahlsonntag bleiben sie dort unter Verschluss.

Callcenter für Probleme aller Art
Um den Wählern auch über das Telefon hilfreiche Tipps geben zu können, wurde im Briefwahlbüro sogar ein eigenes Callcenter eingerichtet. "Hier leisten wir erste Hilfe bei Problemen und Fragen, beispielsweise über fehlende Wahlscheine oder die Klärung der Wahlberechtigung", meint Jens Jägle von der Briefwahlbüro-Leitung. Auch Süß betont die Wichtigkeit des Callcenters als eine erste zentrale Anlaufstelle für unsichere Bürger.
Auf die Frage, ob es auch schon einmal einen kuriosen Fall gegeben hätte, antwortet Jägle: "Es gibt immer mal wieder wütende Anrufer, aber die sind die Ausnahme." Auch der ebenfalls für Organisatorisches und die Bearbeitung schwieriger Anträge zuständige Alexander Süß merkt schmunzelnd an, die meisten Bürger seien freundlich. Liebe Grüße und kleine Herzchen auf den Anträgen habe es durchaus auch schon gegeben.

Wahlgeheimnis ist oberstes Gebot
Am Tag der Wahl werden die Wahlbriefe schließlich abgeholt und in die Gartenhalle am Festplatz transportiert. Süß zufolge habe man aufgrund der steigenden Briefwahlbeteiligung auf die Gartenhalle infolge von Platzmangels ausweichen müssen. Dort angekommen werden die Umschläge geöffnet und auf gültige Wahlscheine sowie auf unbeschädigte Stimmzettelumschläge geprüft.
Bevor sie von 350 Wahlhelfern offiziell ausgezählt werden können, werden die geprüften Umschläge allerdings erst von den Wahlscheinen getrennt und nochmals durchmischt, sodass niemand nachvollziehen kann, wer wie gewählt hat. "Darauf legen wir besonders großen Wert, damit das Wahlgeheimnis auf keinen Fall verletzt wird", betont Süß. Beanstandete Wahlbriefe werden gesammelt, wieder verschlossen und bis zur Vernichtung verwahrt.
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