Regieren ist wie Erbseneintopf kochen - step by step, mit stets der richtigen Prise Strenge, kocht Angela Merkel nach bewährtem, gut-bürgerlichem Rezept. Acht Jahre Erfahrung am deutschen Krisenherd geben den Bürgern Vertrauen in Muttis sicheren Griff am Kochlöffel.

Das Risiko, die Suppe zu versalzen, würde sie nicht eingehen - es soll ja schließlich jedem schmecken, diese Sicherheit in Muttis Schoß weiß Deutschland zu schätzen und wählte Merkel wieder. Doch trotz des Wahlerfolges für die CDU am Sonntag würde Loriot sagen: "Es ist ein Haar in der (Festtags-)Suppe" - die FDP ist raus, keiner will ihren Platz einnehmen, die CDU steht alleine vor brodelnden Töpfen.

Die Geschmäcker sind verschieden - so verschieden, dass man lieber Opposition bleibt

Die Prozentzahlen zeigen: Auf kulinarisch-politische Experimente stehen die Bürger nicht - noch nicht. Denn wenn der Wahlsonntag eines gezeigt hat, dann, dass ein Umbruch in der Politik stattfindet. Die CDU konnte zwar ihre Stellung erfolgreich verteidigen, doch mit der nahezu absoluten Mehrheit der Großen Schwarzen schwinden die Kleinen Gelben auf der anderen Seite der einstigen Koalition: Die FDP ist raus, das erste mal seit Parteigründung - mehr Freizeit für Freiheit, würden manche sagen. Die AfD kam aus dem Stand auf fast genauso viele Stimmen wie die etablierte FDP.

Hinzu kommt: Die möglichen Koalitionspartner stellen auf stur. Die Geschmäcker sind eben verschieden - so verschieden, dass der linke Flügel des Bundestags lieber Opposition bleibt, als sich mit Herdprämie, Mindestlohn-per-Gesetz-Gegnern und Co. anzufreunden. Man will hinter dem eigenen Partei-Programm stehen, um das Vertrauen der Wähler bis zur nächsten Wahl in vier Jahren zu sichern. Demokratie lebt vom Streit - eine große Koalition würde sämtliche Debatten drosseln, die Politik in Deutschland lähmen. Das weiß auch die SPD: Sie will Alternative bleiben - will nicht Muttis Gemüse schnibbeln, sondern ordentlich Dampf machen. Wie die FDP enden würden auch die Grünen, wenn sie Schwarz-Grün zustimmten: Sie müssten sich inhaltlich vollkommen entkernen, ihr Wahlprogramm gliche einer losen Buchstabensuppe und ihre Authenzität wäre über den Jordan geworfen.

Eine große Koalition würde Debatten drosseln

Aber was heißt es für Mama Merkel, wenn niemand mitregieren will? Politische Rückendeckung bekommt sie in Berlin fortan nur noch aus eigenen Reihen, dafür muss sie mit umso größerem Gegenwind rechnen. Demokratie lebt vom Streit - eine große Koalition würde sämtliche Debatten drosseln, die Politik in Deutschland lähmen. Quälend lange Tage stehen ins Haus: Es wird diskutiert, abgewägt, analysiert. Die Bundesrepublik steckt in der Koalitionsmisere - doch letztlich wird einer ins kalte Wasser springen müssen, wer das sein wird, bleibt abzuwarten.

Eine schwarze Minderheitsregierung ist gerade in Zeiten der Euro-Krise undenkbar. Fest steht: Mutti wird sich kompromissbereiter denn je zeigen, sich mit mehr Salz in der Suppe anfreunden und ihrem Traditions-Rezept unter Umständen einen neuen Schliff verpassen müssen. Etwas anderes bleibt Big Mama nicht übrig: Es soll ja schließlich jedem schmecken.

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