Zoofans jeden Alters, interessierte Bürger und die Karlsruher Stadtplaner trafen sich am Mittwoch im Bürgerzentrum der Südstadt, um gemeinsam die Zukunft des zoologischen Stadtgartens zu dikutieren.
Das Interesse an dem Bürgerforum im "Südwerk" war riesig, der Antrag groß und die Stimmung bestens: Es wurde relativ schnell deutlich, hier wollen engagierte Bürger und Kommune zusammenarbeiten, um etwas Positives und Nachhaltiges für die Zukunft zu schaffen. Erste Ergebnisse aus den sechs Projektgruppen sollten präsentiert werden, um die Bürger zum einen auf den aktuellen Sachstand zu bringen und ihnen zum anderen eine Grundlage für die Diskussion über das neue Konzept für Zoo und Stadtgarten zu geben.
Der Karlsruher Zoo: Ein emotionales Thema
Oberbürgermeister Frank Mentrup brachte es in seiner Begrüßung auf den Punkt: "Stadtgarten und Zoo sind für die Karlsruher ein sehr emotionales Thema. Und auch ein wichtiges, denn für viele Menschen ist der Zoo schon in der Kindheit der erste Einstieg in unsere Stadt", erklärte er. "Und damit das auch in Zukunft so bleibt, muss sich was ändern. Und damit sich etwas ändert, sind wir alle heute hier."
Immer wieder betonten alle Redner, die die verschiedenen Projektgruppen repräsentierten, dass es um ein ganzheitliches Konzept handeln soll. Es geht um das "Zusammenspiel von Menschen, Tieren und Pflanzen", um die Gesamtanlage Zoo und Stadtgarten - denn genau diese Kombination ist den Karlsruher wichtig, das haben zuletzt auch Umfragen deutlich gezeigt.

Nach denen sind 65,5 Prozent all jener, die die Anlagen regelmäßig besuchen an Zoo und Stadtgarten gleichermaßen interessiert. Allerdings zeigen die Umfragen auch, dass 51,6 Prozent der befragten Bürger in den vergangenen zwei Jahren gar nicht im Zoo waren - ein Umstand, den man mit einem neuen, attraktiveren Konzept auf jeden Fall ändern möchte.
Ein neues Konzept für Zoo und Park
Bürgermeister Michael Obert erläuterte den Anwesenden, warum es überhaupt ein neues Entwicklungskonzept brauche. Das 2006/07 erarbeitete Zookonzept sei nämlich nicht mehr zeitgemäß, entspreche nicht mehr den gültigen Gesetzen und Verordnungen und sei zudem nur auf Baumaßnahmen und den Zoo ausgerichtet, das wolle man nun ändern und die Anlage als Ganzes angehen.
Neben den nötigen baulichen und infrastrukturellen Änderungen - ganz oben auf der Liste stehen da die Kassen, das Wirtschaftsgebäude und das Affenhaus - sollen die neuen Projektgruppen nun auch Konzepte für 1. Flächensystematik im Hinblick auf den neuen Ansatz "Tiere, Pflanzen, Menschen", 2. Besucherführungen und Erlebnisvermittlung, 3. Organisation und Betreiber, 4. Kosten und Wirtschaftlichkeit und 5. langfristige Bürgerbeteiligung liefern.
Veraltete Haltungsbedingungen im Zoo
Bei allen Ansätzen an erster Stelle steht eine großzügigere, artgerechte Unterbringung der Tiere. da man vom Konzept mit exotischen Großtierarten nicht abweichen möchte, ist dies auch dringend nötig. Denn die europäischen Zoorichtlinien und das "Gutachten für Säugetiere" schreiben gewisse Haltungsbedingungen vor, die so derzeit im Karlsruher Zoo nicht gegeben sind.
"Dazu muss man auch erwähnen, dass auch die Besucher die Haltung von beispielsweise Affen in kleinen gekachelten Käfigen so nicht mehr akzeptieren will, da müssen auf jeden Fall andere, tierfreundlichere Lösungen her", erklärte Eckhard Wiesenthal, ein international anerkannter Experte für Tiergartengestaltung, der auch an der Entwicklung des Karlsruher Zookonzept maßgeblich beteiligt sein wird.Ihm schwebt für Zoo und Stadtgarten das übergeordnete und verbindende Leitmotiv "Wasser" vor.
Es sei schon jetzt prägnant in der Anlage zu finden und mit den Gondolettas habe man hier etwas, das andere Zoos für teures Geld erst bauen müssen. Aber auch die Brunnen, der Karpfenteich, die beliebten Flusspferde und Flamingos, der Lauterberg und viele andere Elemente in Zoo und Stadtgarten spiegeln, so Wiesenthal, dieses Leitmotiv bereits wieder. Durch den Denkmalschutz sei man zudem, was neue Konzepte betrifft, sehr eingeschränkt, weshalb man sich, so weit es geht, am Bestand orientieren müsse.
Marketing: besser und moderner
Auch in Sachen Außenwirkung soll sich einiges ändern: Die Bürger sollen an der Entwicklung beteiligt werden, die Webseite aufgehübscht werden. Ein "mobile Guide", Software für Schutzklassen, die Nutzung der Sozialen Netzwerke aber auch ein moderneres Informations- und Leitsystem sollen den Zoo und den Stadtgarten für die Besucher attraktiver machen, zudem soll das Angebot an Führungen und Fachvorträge ausgeweitet werden. So könne auch das neue Leitmotiv "Wasser" besucherfreundlich aufgearbeitet werden - beispielsweise in Form eines Themenpfades, aber auch auf einer neu gestalteten Webseite oder App.
Und nachdem die Projektgruppen ihre Bestandsaufnahmen vorgestellt und erste Ideen präsentiert hatten, konnten die Zuhörer aktiv werden und bei drei der sechs Arbeitsgruppen (Flächensystematik, Baukonzept/Infrastruktur, Besucherführung/Erlebnisvermittlung) aktiv Ideen einbringen. Schnell kam man mit den Experten ins Gespräch, Ideen, wie eine eigene Zoo-App, eine eigene Webseite, bessere Gastronomie und mehr Möglichkeit zum ehrenamtlichen Engagement wurden angesprochen.

Auch ein häufig geäußerter Wunsch: Naturnahe Tiergehege, die die echten Lebensräume besser abbilden und artgerechter sind. Aber auch Toiletten an den Kassenhäuschen, Fahrradständer, mehr und bessere Gastronomie und einheitliche Beschilderungen, die Park und Zoo besser verbinden, standen auf der Wunschliste der Bürger.
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