In den vergangenen zwei Jahren hat die Corona-Pandemie das Leben in vielerlei Hinsicht eingeschränkt. Homeoffice, verbotene private Zusammenkünfte und ausbleibende Flüge haben dafür gesorgt, dass die Bürger oftmals nicht mehr das Haus verließen. In diversen Medienberichten wurde daraufhin von einer "Erholung der Natur" gesprochen. 

Tote Bäume in Karlsruhe
Bild: Hammer Photographie

Auch ka-news.de hatte im April 2020 über eine verbesserte Luftqualität im Stadtgebiet berichtet. Allerdings hat jeder positive Effekt auch eine Schattenseite. So sorgte der verstärkte Andrang von Ausflüglern in die Natur dafür, dass Fauna und Flora stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber wie sieht es knapp zwei Jahre später aus?

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Die ernüchternde Antwort erlangt die Redaktion auf Nachfrage beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Regionalverband Mittlerer Oberrhein (Bund). 

Mehr Ausflügler, mehr Unruhe 

"Dass das Abfallaufkommen durch vermehrte Online- und To-go-Einkäufe enorm zugenommen hat, konnte eigentlich jeder feststellen, leider auch ständig sichtbar in der Vermüllung von Gehwegen, Grünbereichen und der Natur. Hier hat leider eine regelrechte Hemmungslosigkeit um sich gegriffen, seinen Müll einfach fallen zu lassen, egal wo", berichtet Marliese Fichter, die sich beim Bund in Karlsruhe engagiert. 

Tote Bäume in Karlsruhe
Bild: Hammer Photographie

Des Weiteren konnte durch den Bund festgestellt werden, dass es durch die steigende Auslagerung von Freizeitaktivitäten ins Grüne deutlich mehr Unruhe in der Natur gegeben hat. Das sorgt wiederum für Stress bei den Tieren.

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"Verständlich natürlich, dass Bedürfnis, sich draußen zu erholen, wenn sonstige Möglichkeiten eingeschränkt sind oder wer nur noch im Homeoffice sitzt, Aber zu viele Spaziergänger, Radler, Mountainbikefahrer, Picknickende, schädigen Flora und Fauna, vor allem, wenn sich die Leute nicht rücksichtsvoll verhalten", sagt Fichter.

Luftqualität hat sich verbessert

Etwas besser sehen hingegen die Werte bei der Luftqualität aus, wie aus den Daten der zwei Messstellen in Karlsruhe zu entnehmen ist. Eine befindet sich bei der Rheinhold-Frank Straße, eine weitere in der Karlsruher Nordweststadt. Diese Messwerte werden von der Landesanstalt für Umwelt (Lubw) verwaltet und in einer jährlichen Auswertung zusammengetragen. 

(Symbolbild)
(Symbolbild) | Bild: Florian Kaute

Demnach konnte das Lubw einen Abfall der Immissionsgrenzwert für Stickstoffdioxid für das Jahr 2020 feststellen. Grund hierfür seien die rückläufigen Verkehrszahlen, aber auch aufgrund der fortschreitenden Flottenerneuerung gewesen.

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"Die Entwicklung an den zwei Karlsruher Messstationen entsprach der landesweiten Entwicklung in den letzten zwei Jahren. Die Jahresmittelwerte jeweils um 4 µg/m³ von 2019 auf 2020 zurück, von 2020 auf 2021 jeweils um 1 µg/m³", heißt es auf Nachfrage der Redaktion. Insgesamt lag der Emissionswert in der Rheinhold-Frank-Straße bei 30 µg/m³ und bei 17 µg/m³ in der Nordwest-Stadt. Im Jahr 2021 bei 29 und 16 µg/m³. Der Grenzwert pro Kalenderjahr liegt bei 40 µg/m³.Für das Jahr 2022 liegen dem Lubw noch keine ausreichenden Daten vor. 

Keine Änderungen beim Wasser

Auch bei der Wasserqualität in Karlsruhes Seen, Flüssen, Bächen und Co. liegen dem Lubw noch keine ausreichenden Datenmengen zum Jahr 2020 bis 2022 vor. Allerdings geht das Lubw nicht davon aus, dass sich in diesen zwei Jahren signifikante Verbesserungen eingestellt hätten. 

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"Es ist nicht zu erwarten, dass sich die Pandemie merklich auf die Wasserqualität in Flüssen und Bächen auswirkt, da sich die wesentlichen Belastungen (Abwasseranfall und -zusammensetzung aus Kläranlagen, Abschwemmungen von landwirtschaftlichen Flächen et cetera) unserer Einschätzung nach nicht oder zumindest nicht maßgeblich ändern", heißt es seitens des Lubw.

Keine nachhaltige Wirkung

Fazit: Im Jahr 2020 hatte die Corona-Pandemie durchaus positive Effekte auf die Natur. Sogar im Jahr 2021 konnten in Karlsruhe noch Verbesserungen der Luft festgestellt werden. Inwiefern die gesamte Corona-Pandemie sich schlussendlich auf die Natur und Umwelt auswirken wird, bleibt abzuwarten. Durch Anfragen an das Lubw und der Bund geht jedoch hervor, dass diese Effekte aus dem Jahr 2020 wohl auf Dauer gesehen nicht fortgesetzt werden können.

Tote Bäume in Karlsruhe
Bild: Hammer Photographie

"Die Corona-Krise hat durch den verminderten Verkehr, wozu auch weniger Urlaubsreisen gehören, eine positive Auswirkung auf die Luftqualität, den Ausstoß von Treibhausgasen und lärmbedingte Gesundheitsrisiken. Es ist aber zu erwarten, dass dies ein kurzfristiger Effekt sein wird. Denn eine langfristige Verbesserung erreicht man nur mit gezielter Klima- und Umweltpolitik, die Produktionsstrukturen, Infrastrukturen und Konsum- und Mobilitätsmuster nachhaltig und dauerhaft verändert. Wenn die Wirtschaft nach der Krise wie zuvor läuft und der Verkehr wieder zunimmt, werden auch die Emissionen und der Lärm wiederkommen", so der Bund abschließend.

 
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