Es ist Freitagvormittag 7.35 Uhr, als es passiert: Nahe des Entenfangs kollidiert ein 40-Tonnen-Lastzug mit einer Bahn der Linie S5. Mehrere Menschen werden schwer verletzt, es entsteht ein Schaden in Millionenhöhe. Der Lkw war zuvor von der westwärts führenden Südtangente abgefahren. 

Ein Problem an dieser Stelle: Fahrzeuge kommen auf der Abfahrt mit rund 80 Stundenkilometern von der Südtangente. Das Ortsschild, das die Geschwindigkeit auf 50 Stundenkilometer begrenzt, folgt erst nach dem Bahnübergang, an dem es am Freitag zum Unfall kam. Ob auch der Lkw-Fahrer am Freitag zu schnell unterwegs war, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. 

Hier kam es zum schweren Unfall zwischen einem Lkw und einer Stadtbahn.
Hier kam es zum schweren Unfall zwischen einem Lkw und einer Stadtbahn. | Bild: Screenshot Google Maps

"Kein Unfallschwerpunkt in Karlsruhe"

Nichtsdestotrotz schätzt die Polizei die Stelle nicht als Unfallschwerpunkt ein. "In den letzten drei Jahren gab es im gesamten Bereich Entenfang acht Unfälle, meist mit Beteiligung von Fußgängern", so Polizeisprecher Fritz Bachholz im Gespräch mit ka-news. Auf der Facebookseite von ka-news melden sich Autofahrer allerdings auch mit Kritik zu Wort.

So merkt eine Userin an, dass die Verkehrsführung an dieser Stelle zu unübersichtlich sei. "Man sieht die Ampel oder ein Stauende leider viel zu spät", meint sie. Ein anderer ka-news-Kommentator gibt ihr da Recht: "Die Ausfahrt ist ziemlich unübersichtlich, da hätte es bei mir letztens auch fast gekracht - und nein, ich habe weder telefoniert noch etwas Ablenkendes getan." 

Straßenbahn-Unglücke in Karlsruhe eher selten

Statistisch gesehen unterliegt die Zahl der Unfälle mit Straßenbahnbeteiligung in Karlsruhe seit Jahren Schwankungen. 2016 verzeichnete das Polizeipräsidium im Stadtkreis 2016 einen Anstieg. 133 Unfälle wurden den Beamten gemeldet - ein Plus von 18,7 Prozent. Im Schnitt kommt es etwa alle drei Tage in Karlsruhe zu einem Unfall, bei dem eine Straßenbahn beteiligt ist.

Die Zahl der hierbei verunglückten Menschen stieg hierbei noch deutlicher von 58 auf 109 (+ 87,9 Prozent) an. Insgesamt wurden 28 Menschen schwer und 81 leicht verletzt. Nach Aussage der Polizei kommt dieser Anstieg durch zwei größere Auffahrunfälle zustande, einmal in der Haid-und-Neu-Straße sowie in der Hubstraße. In beiden Fällen kam es glücklicherweise "nur" zu leichten Verletzungen.

Vorfälle in der Größenordnung von Freitag gab es in den vergangenen Jahren eher selten. So kam es zuletzt im November 2014 zu einem ähnlich schweren Unfall an der Ecke Mathystraße/Karlstraße. Hier kam es vor nicht ganz drei Jahren zu einer Kollision zweier Bahnen. Durch die Wucht des Aufpralls entgleiste damals der vordere Teil einer der beiden am Unfall beteiligten Bahnen. 12 Personen wurden bei dem Unfall verletzt. 

Eine der dunkelsten Stunden des Nahverkehrs erlebte Karlsruhe im Januar 2010: Damals kam es zu einem Frontalzusammenstoß zweier Bahnen auf Höhe des Kongresszentrums. Insgesamt wurden damals 31 Menschen verletzt, darunter die beiden Bahnfahrer, die beide schwerst Verletzungen erlitten.

Ein weiterer Fall ereignete sich zudem im Oktober 2008. In der Nähe des Albtalbahnhofs stießen zwei Bahnen zusammen. Die traurige Bilanz: 17 Verletzte, darunter auch die beiden Fahrer, und ein Sachschaden von etwa 600.000 Euro. 

Unfall schneidet Karlsruher Westen vom ÖPNV ab 

Für die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) stellte der Unfall nahe des Entenfangs am Freitag ein Problem dar. Der Grund: Noch bis Montag, 19. Juni, erneuern die Verkehrsbetriebe die Gleise zwischen der Schiller- und der Yorckstraße. Aus diesem Grund fahren die Linien S1/11, S2, S5 und S52 bis zum Bauende Umleitungen über den Entenfang - was nach der Kollision nicht mehr möglich war. Durch den Unfall war der Bahnverkehr ab Mühlburger Tor und ab dem Entenfang zweigeteilt. Die Verbindungen wurden, bis auf die in die Pfalz fahrenden Bahnen, jeweils in eine Ost- und Westlinie aufgeteilt.

Die VBK richteten daraufhin einen Umleitungsfahrplan und einen SEV ein. Die Strecke war bis in die Abendstunden gesperrt. Erst nach den langwierigen Bergungsarbeiten und einer anschließenden Kontrolle der Strecke konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.

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