(Ein Kommentar von Corina Bohner)

Die Landtagswahl 2016 ist ein herber Rückschlag für die ehemaligen Volksparteien SPD und CDU - sie verlieren eine zweistellige Anzahl an Prozentpunkten. Es reicht für sie zum ersten Mal seit der Gründung des Bundeslandes nicht für eine große Koalition.

Sieg bei Grün, Schock bei Rot

Die Grünen hingegen feiern einen triumphalen Wahlsieg und zwei Rekorde auf einmal: Sie lösen die CDU als stärkste Kraft in Baden-Württemberg ab. Dies geschieht zum ersten Mal in einem deutschen Bundesland. Weiterhin beendet die Partei des 67-jährigen Kretschmann in Baden-Württemberg die mehr als sechs Jahrzehnte währende Führung der CDU, die nun auf Platz zwei rangiert.

Dennoch ist eine zweite Amtszeit für Ministerpräsident Winfried Kretschmann noch nicht sicher. Zusammen mit ihrem Wunschkoalitionspartner SPD kommen sie auf insgesamt 43 Prozent - für ein Mehrheit reicht es nicht. So gut das Wahlergebnis für die Grünen ausfällt, so schlecht steht es um die SPD. 12,7 Prozent - ein historisches Tief seit sie 1952 in den Landtag einzog (damals mit 28 Prozent). 

Koalitionspoker startet

Doch wer soll die fehlenden Prozentpunkte für die Regierungsmehrheit bringen, die die SPD verlor? Kretschmann machte am Sonntag in Stuttgart klar: Er will die Regierung weitere fünf Jahre führen, räumte aber auch ein "Wir sind in einer schwierigen Situation". Zunächst wolle er mit der CDU, dann mit der SPD und der FDP reden. "Es gibt verschiedene Optionen, die müssen ausgelotet werden", so Kretschmann.

Vorl.amtliches
Endergebnis
CDU SPD Grüne FDP Linke AfD
Prozente 27,0 12,7 30,3 8,3 2,9 15,1
Sitze 42 19 47 12 - 23


CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf will jedoch selbst regieren, erklärte er am Sonntagabend bei einer in der Tagesschau übertragenen Elefantenrunde der Spitzenkandidaten. Die Christdemokraten streben eine nie dagewesene Deutschland-Koalition mit FDP und SPD an. Grün-Rot sei abgewählt, sagte FDP-Spitzenkandidat Hans-Ulrich Rülke. Für Gespräche über eine "Deutschland-Koalition" stehe seine Partei bereit, eine Ampel aus Grünen, SPD und FPD lehnt er am Sonntagabend jedoch ab.

AfD feiert Wahlerfolge

Bei allen möglichen Regierungsbildungen steht eines fest: Der zweite Wahlsieger AfD (15, 1 Prozent) wird sich in die Oppositionsrolle fügen müssen. Die bislang im Landtag vertretenen Parteien haben sich vom Neuling AfD abgegrenzt. Die Neupartei wird sich in den kommenden fünf Jahren im Politikgeschäft beweisen müssen - es wird sich zeigen ob sie halten kann, was sich viele Wähler von ihr versprechen. Denn wie der Protest gegen die "Altparteien" im politischen Landesalltag aussehen soll, dürften weder sie noch ihre Wähler selbst genau wissen.

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