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Karlsruhe: KVV-Gründer Dieter Ludwig: "Mein Rat ist immer noch gefragt"

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KVV-Gründer Dieter Ludwig: "Mein Rat ist immer noch gefragt"

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    Dieter Ludwig bei seiner Verabschiedung im Jahr 2006
    Dieter Ludwig bei seiner Verabschiedung im Jahr 2006 Foto: Archiv

    ka-news:

    Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 70. Geburtstag, Herr Ludwig! Seit rund drei Jahren im Ruhe- oder besser Unruhestand -- was treibt Dieter Ludwig heute?
    Ludwig: Ich habe noch eine ganze Palette an Funktionen. Zum einen bin ich Vorsitzender der Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft und die Bundesregierung hat nun veranlasst, aus 46 Berufsgenossenschaften neun zu machen. Wir mussten also einen Fusionspartner suchen und ich selbst übe mein Amt jetzt noch bis Ende des Jahres aus. Beim Verband deutscher Verkehrsunternehmen laufen jetzt die Fördermittel aus, daher mussten wir in einem kleinen Kreis ein Finanzpapier bis 2025 erarbeiten, das wir gerade in den politischen Raum einspielen. Das alles war sehr viel Arbeit. Zudem bin ich noch in einigen Ausschüssen tätig und halte viele Vorträge. Mein Rat ist also immer noch gefragt und ich habe noch viel zu tun. Mein Terminkalender ist sehr voll, das hat auch damit zu tun, dass ich längere Anreisen habe: Wenn ich in den Gemeinderat gegangen bin, habe ich zehn Minuten gebraucht, fahre ich heute nach Kiel brauche ich einen ganzen Tag. Aber ich halte ja auch gerne Vorträge, warum es gut ist eine Straßenbahn zu bauen.

    ka-news: Wie nah sind Sie heute noch an der Arbeit des KVV dran?
    Ludwig: Ich lese fleißig Zeitung. Aber ich habe keine Funktion mehr -- geht ja auch gar nicht als ehemaliger Chef. Ich begrüße, wenn etwas Neues hinzukommt.

    ka-news: Wie bewerten Sie die jetzt wieder auftretende Diskussion zur Kombilösung?
    Ludwig: Ich sehe zur Kombilösung keine andere Alternative. Es können nicht noch mehr Bahnen durch die Kaiserstraße fahren und die Bahnen, die durchfahren stören die Leute auch. Ich bedauere, dass wir nicht schon längst mit dem Bau angefangen haben und befürchte, dass es bei der finanziellen Situation noch weiter rausgeschoben wird. Ich habe ein bisschen Angst vor einer weiteren Verzögerung, die ich auch nicht gut heißen würde. Dafür freue ich mich, dass die Bahn nach Germersheim gebaut wird und wir damit einen Fuß in die Pfalz setzen.

    ka-news: Wie weit ist das Karlsruher Modell und die Arbeit des KVV von Ihrer Vorstellung eines perfekten ÖPNV-Netzes entfernt -- oder sehen Sie im KVV-Netz Ihr Lebenswerk vollendet?
    Ludwig: Vollendet ist nie etwas auf der Welt, aber ich bin sehr zufrieden. Was noch fehlt ist eine Verbindung von Rastatt zum Flughafen, sonst sind wir fast durch. Wir haben auch viele Nachahmer: Das Karlsruher Modell gibt es in Saarbrücken, Chemnitz, Braunschweig, Kassel und 16 Mal in Frankreich. Kiel und das Salzkammergut wollen auch einen Straßenbahn nach Karlsruher Vorbild bauen.

    ka-news: Eine letzte Frage: Wie verbringen Sie ihren Geburtstag heute?
    Ludwig: Ich habe eine Empore im Vogelbräu gemietet und es wird einen Weißwurstempfang geben, habe aber niemanden explizit eingeladen -- ich möchte keinen großen Wirbel um meine Person. Mein biologisches Alter ist 70, mein gefühltes Alter 56. Das ist ein Problem. Früher dachte ich, ein 70-Jähriger ist ein alter Opa -- aber ich stehe noch Mitten im Berufsleben.

    (Interview: Ramona Deeg)

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