Karlsruhe Alte Erdwälle und ihre Kosten: Liebe Stadträte, was sagt ihr dazu?
Die Wälle des Wildparkstadions sind wegen der darin enthaltenen Altlasten ein enormer Kostenfaktor beim Stadion-Neubau. Im April stehen sie auf der Tagesordnung des Gemeinderats - noch ist unklar, wer die Kosten für eine mögliche Entsorgung des Kriegsschutts tragen soll. ka-news hat sich bei den Karlsruher Stadträten umgehört und Stimmen gesammelt.
Was passiert mit den kontaminierten Erdwällen am Wildparkstadion? Die Altlasten könnten zu einem echten Kostenproblem beim Bau des neuen Wildparks werden. Im April stehen die mit Schadstoffen belasteten Erdwällen auf der Tagesordnung der Stadträte. Wir haben die Fraktionen im Gemeinderat bereits vorher nach Ihrer Meinung gefragt: "Was halten Sie davon, die Kosten für die Entsorgung der Erdwälle von den eigentlichen Baukosten auszuklammern?"
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CDU-Fraktion
Stadtrat Detlef Hofmann | Bild: ps Detlef Hofmann, stellvertretender Vorsitzender der Karlsruher CDU-Fraktion erklärt, dass man bisher von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgegangen sei. "Der ursprüngliche Plan war, unter dem Erhalt der Wälle zu bauen und lediglich als Option, wenn es ins Budget passt in die Wälle einzugreifen. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass anscheinend nicht ohne einen Eingriff in die Wälle zu bauen ist, da allein eine Gründung (Anmerkung der Redaktion: ein Tragelement zur Einleitung von Lasten eines Bauwerks in den Untergrund, beispielsweise Fundamente, Bodenplatten, Pfähle oder Schlitzwände usw.) dies schon beinhalten würde. Sobald man in die Wälle eingreifen muss liegt das Risiko aber beim Bauherr, also ist es absolut zielführend, dass diese Aufgabe auch im Vorfeld von der Stadt übernommen werden sollte".
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SPD-Fraktion
Stadtrat Parsa Marvi | Bild: SPD Karlsruhe
"Das Stadionprojekt wird sich vom Budgetumfang her gegenüber der früheren Kostenbewertung insgesamt verteuern. Das liegt ausdrücklich nicht an den Verhandlungen zwischen Stadt und KSC, sondern an den für erforderlich gehaltenen Veränderungen der Wälle durch alle anbietenden Unternehmen und die Beseitigung von Kampfmitteln im Baugrund. Es ist auch bei anderen Bauprojekten durchaus üblich, dass der Bauherr die Kosten für die Kampfmittelbeseitigung des Baulandes übernimmt. Der angepassten Realität bei den Infrastrukturkosten müssen wir uns stellen. Wir stehen nach wie vor zum Bau eines neuen Fußballstadions." -
Grüne-Fraktion
Stadtrat Johannes Honné und Stadtrat Ekkehard Hodapp | Bild: ps Ekkehard Hodapp und Johannes Honné von den Karlsruher Grünen sind Mitglieder im Betriebsausschuss des städtischen Eigenbetriebs Fußballstadion Wildpark. Sie sehen Kostenausklammerung kritisch: "Damit bleiben die Kosten bei der Stadt und somit den Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern hängen. Denn, wenn die Kosten für die Beseitigung der Erdwälle nicht Teil der Baukosten sind, werden sie auch nicht über die Pachtzahlungen des KSC abgegolten."
Dass beim Neubau des Stadions sehr wahrscheinlich Kriegsschutt beseitigt werden muss, sei keine ganz neue Erkenntnis. "Darauf weisen wir und auch andere Fraktionen, die dem Bauvorhaben kritisch gegenüberstehen, schon lange hin", schrieben die Grünen in ihrem Statement. Ärgerlich sei, dass jetzt der Anschein erweckt werde, das ganze habe sich erst im Rahmen der konkreteren Planungen herausgestellt.
"Dazu kommt eben die Tatsache, dass die Stadt als Auftraggeberin und Bauherrin für die Beseitigung und Entsorgung dieses Materials verantwortlich ist. Auch das ist bei näherer Betrachtung nicht überraschend, sondern hätte von vorne herein in die Kalkulation mit einbezogen werden müssen." -
Kult-Fraktion
Stadtrat Erik Wohlfeil | Bild: ps
Auf das Wall-Problem habe die Kult von Anfang an hingewiesen, es sei nur die Spitze des Eisbergs, so Wohlfeil gegenüber ka-news. Das Bauprojekt werde auch sonst immer teurer, so Wohlfeil. Im April darf es deshalb nach Ansicht der Fraktion im Gemeinderat keine Entscheidung geben.
"Zum einen braucht Karlsruhe ein solches Stadion nur, wenn der KSC als einziger Nutzer, in die Zweite Liga aufsteigt. Zum anderen, weil die vollen Kosten erst im Sommer, nach den Vergabegesprächen, klar sind. Als gewählte Bürgervertreter ist es unsere Verantwortung, die Sinnhaftigkeit des Projekts infrage zu stellen, wenn die Kosten immer weiter steigen." Grundsätzlich könnte die Kult-Fraktion dem Stadionbau zustimmen - aber nur, falls der vereinbarte Kostenrahmen tatsächlich eingehalten würde, erklärt die Fraktion in ihrem Statement abschließend. -
FDP-Fraktion
Stadtrat Thomas H. Hock | Bild: ps -
Die Linke
Stadtrat Niko Fostiropoulos | Bild: ps
"Wir gehen davon aus, dass das Stadion mindestens 200 Millionen Euro teuer wird, was der KSC nie und nimmer wird abzahlen können." Wegen der fehlkalkulierten Kombilösung würden den Bürgern unter dem Label Haushaltskonsolidierung derzeit Leistungen gekürzt werden, so Fostiropoulos. Das Wildparkstadion wird - so die Überzeugung der Partei - die nächste große Fehlkalkulation, für die dann wieder die Karlsruher zur Kasse gebeten werden. "Wir fordern den Oberbürgermeister auf, dies zu verhindern und bei dem Projekt Wildparkstadionneubau so schnell wie möglich die Notbremse zu ziehen." -
Freie Wähler (FW)
Stadtrat Jürgen Wenzel | Bild: ps
"Die Verantwortlichen - OB und Parteien die sich für den Standort Wildpark ausgesprochen haben, waren sich dessen bewusst. Daher sind die Entsorgungskosten für die Wälle auch weiterhin als Bestandteil der Gesamtbaukosten zu betrachten, ansonsten würde dass, gegen das Prinzip der Gemeindeordnung-Baden-Württemberg 'Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit' und gegen Paragraph12 der Gemeindehaushaltsverordnung verstoßen, wobei die Veranschlagung von Vorhaben mit der gesamten Wahrheit erfolgen muss." Zur Senkung der Gesamtbaukosten haben sich Freien Wähler daher für den Erhalt der Haupttribüne ausgesprochen. -
Gemeinsam für Karlsruhe (GfK)
Stadtrat Friedemann Kalmbach | Bild: ps "Gemeinsam für Karlsruhe steht nach wie vor zu dem Stadionneubau und auch dazu, die Kosten für die Abtragung der Wälle aus den Kosten für den Stadionkörper herauszunehmen und zu den Infrastrukturkosten dazu zu schlagen", betont Friedemann Kalmbach von der GfK.
Kalmbach weist darauf hin, dass diese Kosten bei einem Stadionneubau auf unbebautem Geländer, einer sogenannten "grünen Wiese", nicht entstanden wären und dass es die Entscheidung des Gemeinderates war, im Wildpark zu bleiben. Deshalb müsse die Stadt auch für die Zusatzkosten der Entsorgung der Wälle aufkommen, argumentiert Kalmbach.
"Die Kosten für die Entsorgung der Wälle liegen nach neueren Erkenntnissen auch deutlich unter den ursprünglich geplanten Kosten von 14 bis 18 Millionen Euro. Gemeinsam für Karlsruhe ist mit der Deckelung der Baukosten für den Stadionkörper einverstanden und wünscht sich diese Vorgehensweise auch beim Um- und Neubau des Staatstheaters." -
Alternative für Deutschland (AfD)
Stadtrat Dr. Paul Schmidt | Bild: ps -
Stefan Schmitt, Parteiloser Stadtrat
Stadtrat Stefan Schmitt | Bild: ps (Klicken, um Antworten auszuklappen.)
Themenreihe Wildparkstadion auf ka-newsNach jahrelangen Diskussionen steht seit 2016 fest, dass Karlsruhe für 113 Millionen Euro ein neues Fußballstadion erhält. Gebaut wird im laufenden Spielbetrieb, Bauherrin ist die Stadt Karlsruhe mit einem kommunalen Eigenbetrieb. Der Baubeginn war ursprünglich für Frühjahr 2018 angesetzt, inzwischen liegt das Datum bei Mitte 2018 - die Bauzeit soll 24 bis 30 Monate betragen. Aktuell steht eine Entscheidung über den Baukonzern aus - sie soll bis zum Ende des Jahres fallen.
ka-news widmet sich in einer Themenreihe der abwechslungsreichen Stadion-Geschichte und Heimat des Traditionvereins KSC. Was interessiert Sie rund um das Wildparkstadion? Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anmerkungen hier in den Kommentaren, per ka-Reporter-Formular oder per Mail an redaktion@ka-news.de.
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27.03.2018 17:45 Uhr
27.03.2018 22:02 Uhr
27.03.2018 22:59 Uhr
29.03.2018 12:59 Uhr
28.03.2018 05:08 Uhr
Also müsste oder könnte man bei der Gelegenheit einmal klären, wer genau und in welcher Form diese Kosten trägt.
Karlsruhe, wie stets und irgendwann steht's.
(Zu einem Mann dürfet man das eher nicht sagen, aber dieStadt hält das aus.)