Im "Alten Schlachthof" tut sich was. "Die infrastrukturelle Entwicklung ist abgeschlossen", sagt Barbara Rettenmeier, zuständige Projektleiterin bei der Fächer GmbH, die für die Neuordnung des ehemaligen Schlachthofareals zuständig ist. "Die verkehrliche Erschließung wird im kommenden Herbst angefangen."
In der zweiten Jahreshälfte erreichen die Bauarbeiten zur Süd-Ost-Bahn den Schlachthof von zwei Seiten. Die Anbindung des Areals an den Ostring baut das Tiefbauamt gerade. Die Straße wird über den Messplatz am Tollhaus vorbei auf die Schlachthausstraße führen. Sie dient als Zufahrtsstraße, wenn die Ausfahrt zur Durlacher Allee wegen des Gleisbaus komplett gesperrt sein wird.
Insgesamt werden auf dem Areal 30 Gebäude entstehen, von denen 8 noch gebaut werden müssen. Die Resonanz des Zielpublikums ist sehr gut: "Immer wieder rufen Leute an, die sagen 'Wir brauchen Platz'", freut sich Rettenmeier. Deren Namen notiert die Fächer GmbH auf einer Interessentenliste. "Das ist keine Warteliste", betont sie, denn den Interessenten werden nicht wahllos Räume zugewiesen. "Wir suchen für die Räumlichkeiten den passenden Nutzer und anders herum."
"Ich glaube an das, was hier entsteht"
Die passenden Räume hat Angela Johe mittlerweile gefunden. Sie fühlt sich wohl in ihrer Werkstatt, wo sie Keramiken herstellt und diese dort direkt verkauft. Die Kunsthandwerkerin befürwortet das Kreativpark-Konzept, seitdem es der Gemeinderat 2006 abgesegnet hat. Es sei gerade für Kunstschaffende eine tolle Möglichkeit, sich dort zu relativ günstigen Mietpreisen ansiedeln zu können.
"Ich finde die Oststadt immer besser - so wie sich dieser Teil der Stadt entwickelt hat", sagt die Keramikerin. Der Raum, den der "Alte Schlachthof" bietet, passe zum Künstlerkonzept. "Ich denke, dass Konzept ist spannend für alle, weil das Netzwerk außen herum so besonders ist", so Johe. Früher hatte sie ein Atelier in einem Hinterhof. Nun ist sie mittendrin in einer entstehenden Künstlergemeinde. "Ich glaube an das, was hier entsteht."
Obwohl Angela Johe ein großes Potential in der Konzeption sieht, kann sie sich die ein oder andere Verbesserung vorstellen. Momentan ist Johe, die einzige, die auf dem Gelände sowohl ihr Atelier, als auch ein Ladenlokal betreibt. Andere Künstler, wie eine Bildhauerin in ihrer Nachbarschaft, haben nur ihre Werkstatt auf dem Areal. "Ich finde es wichtig, dass sich noch anderes Gewerbe ansiedelt, das hier verkauft. Dann kämen auch tagsüber Leute und es wäre mehr Leben auf dem Areal." Obwohl sie lange warten musste, um in ihre neuen Räumlichkeiten einzuziehen, ist sie glücklich mit dem Standort und ihrer Umgebung. "Die Mühe und das Warten haben sich gelohnt", resümiert sie.
"Karlsruhe braucht einen Ort, an dem sich Kreative niederlassen können"
Das Designbüro Zwo/elf wird Ende des Jahres, nach langer Wartezeit, auf das ehemalige Schlachthof-Gelände ziehen. Seit zirka sechs Jahren engagieren sich Markus Graf und seine fünf Partner für die Entstehung des Kreativparks. Ein zentraler Platz sei wichtig für die Kreativ- und Künstlerszene in der Fächerstadt, ist Graf überzeugt. "Karlsruhe braucht einen Kreativpark - also einen Ort, an dem sich Kreative niederlassen können." Bisher waren die meisten Künstler in der ganzen Stadt verteilt - "in irgendwelchen Hinterhöfen".
Ein solches Zentrum sei auch der optimale Raum, um die Verfügbarkeit von potentiellen Geschäftspartnern zu bündeln. So falle die Kommunikation mit anderen Firmen beziehungsweise Künstlern in einem Umfeld viel leichter, "wenn man gerade mal über die Straße gehen muss, um ein Projekt zu besprechen", nennt Graf einen der Vorteile. "Die räumliche Nähe vereinfacht die Zusammenarbeit."
Bezahlbare Mietpreise für die "jungen Hungrigen"
Gerade für Absolventen der künstlerischen Hochschulen der Stadt, die günstige Örtlichkeiten suchen, um sich selbständig machen zu können, sei der Park wichtig. Dort sieht Graf die Politik in der Pflicht, den Weg für Ansiedelungen weiterhin zu ebnen. Allerdings befürchtet er, dass gerade die ausschlaggebenden Mietpreise kontinuierlich steigen werden und die Stadt dies Entwicklung nicht aufhalten werde. "Die Stadt rechnet zu kurzfristig", sagt Markus Graf. Sie investiere gewisse Summen und wolle diese unmittelbar wieder über die Miete einnehmen. "Aber gerade bei jungen Leuten sind 50 Euro mehr im Monat eine enorme Belastung."
Dabei sehe die Stadt die Vorteile nicht, die vom Kreativpark auf die gesamte Stadt wirken. Grundsätzlich gehe es darum, die kreativen Köpfe, die von den Hochschulen abgehen, auch hier zu halten. Die "jungen Hungrigen" dürfe man keineswegs ziehen lassen, denn diese belebten nicht nur das kulturelle Leben, sondern "leben hier, kaufen ein und schicken ihre Kinder auf die Schule." "Die Stadt hat zwar erkannt, dass man den 'Alten Schlachthof' nutzen kann, braucht aber zu lange für die strukturelle Entwicklung", bedauert Markus Graf. Er räumt ein, dass es schwierig sei, ein solch großes Areal zu renovieren, besonders was die Kosten angehe. Allerdings zögen immer wieder Künstler oder Unternehmen ihr Interesse zurück, weil sie nicht den langen Atem haben, der von Nöten sei, um in den Kreativpark ziehen zu können.