Karlsruhe Sparpläne für Kombilösung: Bleibt der Marktplatz gleisfrei?
Beim Bau der Kombilösung sollen Zeit und Kosten gespart werden: Ein aktueller Vorschlag von Oberbürgermeister Frank Mentrup und der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig) sieht vor, auf die bislang geplanten oberirdischen Gleise auf dem Südabzweig am Marktplatz zu verzichten. Die Gleise sollten von Mitte 2016 bis Ende 2018 als Übergangslösung fungieren, bis der Stadtbahntunnel in Betrieb genommen werden kann.
Ursprünglich sahen die Planungen vor, dass nach dem Abschluss der sogenannten Rohbauarbeiten die Gleise auf den Südabzweig am Marktplatz zurückkehren sollten. Bis zur Einmündung Augartenstraße in die Ettlinger Straße sollten sie über beziehungsweise neben den Tunnel verlegt werden. Das Provisorium sollte Mitte 2016 eingerichtet werden und bis Ende 2018 bestehen bleiben.
OB will Karlsruhern nicht noch mehr zumuten
Ohne den Südabzweig am Markplatz stünden von 2014 bis 2018 nur die beiden Südabzweige Fritz-Erler-/Rüppurrer Straße und Karlstraße zur Verfügung. Denkbar wäre laut Kasig eine Verlängerung der Buslinie 10 von Süden kommend in die Karl-Friedrich-Straße in Richtung Marktplatz, um die Direktanbindung zwischen Hautpbahnhof und Stadtzentrum zu verbessern.
Durch den Einbau und Abriss der Gleise würden weitere Baustellen entstehen, die Oberbürgermeister Frank Mentrup als nicht notwendig erachtet. Damit verbunden seien Fahrplanänderungen und Sperrungen - Belastungen, die das Stadtoberhaupt den Einwohnern nicht zumuten möchte. "Die Menschen kommen so langsam an ihre Grenzen, sich auf einen immer neuen Fahrplan einstellen zu müssen", so Mentrup am Montag im Rahmen eines Pressegesprächs.
Zeit und Kosten sparen
Allein für den Einbau des oberirdischen Gleisdreiecks müsse man laut Kasig-Geschäftsführer Uwe Konrath mit einer rund 14-tägigen Vollsperrung und dementsprechenden Umleitungen rechnen. In der Ettlinger Straße würden die oberirdischen Gleise die ohnehin schon engen Verhältnisse noch erschweren.
"Das aktuelle Netz hat sich als sehr tragfähig erwiesen", sagt Mentrup, "es hat bisher gut funktioniert und wurde gut von der Bevölkerung angenommen." Die Entscheidung, den stillgelegten Südabzweig nicht wiederzubeleben, bezeichnet der OB als "Weichenstellung im weiteren Verlauf der Baumaßnahmen". Es ist die zweite Beschleunigungsmaßnahme im Bau der Kombilösung nach der Sperrung der östlichen Kaiserstraße im Sommer 2013.
Konkret soll der Verzicht auf die oberirdischen Gleise sieben bis acht Millionen Euro einsparen, die durch den Auf- und Wiederabbau sowie den Verzicht auf Gleise, Gleisdreieck, Weichen und Haltestellen entfallen. Zeitlich soll sich die Bautätigkeit im Bereich des Südabzweigs um bis zu sechs Monate verkürzen.
Baustellenfreier Marktplatz: Schon 2016 statt 2019
Die Oberflächen in der Karl-Friedrich- sowie in der Ettlinger Straße könnten bereits im kommenden Jahr wieder so hergerichtet werden, wie es ursprünglich erst nach dem Entfernen der Gleise im Laufe des Jahres 2019 möglich gewesen wäre. Ein Großteil der oberirdischen Arbeiten wäre somit bereits Ende 2016 statt erst 2019 beendet. Für Weihnachtsfans bedeutet dies: Durch die Bauzeitverkürzung könnte der Karlsruher Christkindlesmarkt bereits zu Weihnachten 2018 auf den dann schienenfreien Marktplatz zurückkehren.
Noch endgültig ausgetüftelt werden muss, wie die Großbaustelle Mendelssohnplatz ohne den Südabzweig bewältigt werden soll. Hier stehen im ersten Halbjahr 2017 die Bauarbeiten für den Autotunnel in der Kriegsstraße an. Die Einrichtung einer sogenannten Hilfsbrücke erfordert eine vierwöchige Sperrung der Nord-Süd-Verbindung. Damit stünde in der Innenstadt nur noch der Südabzweig in der Karlstraße für den Bahnverkehr zur Verfügung - hier war der Abzweig am Marktplatz als Ausweichmöglichkeit vorgesehen.
Der Verzicht auf die oberiridischen Gleise wird am Dienstag, 3. Februar, im Gemeinderat auf der Tagesordnung stehen. OB Mentrup plant zudem eine Bürgerveranstaltung im Sommer diesen Jahres zu diesem Thema.
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27.01.2015 14:04 Uhr
Und weil die Bevölkerung die aktuelle Linienführung gut annimmt, können wir die Baugruben zuschütten und den Tunnel vergessen.
Offenbar geht es auch ohne ganz gut!
27.01.2015 16:24 Uhr
27.01.2015 13:44 Uhr
Aber wäre die Stadtverwaltung auch so pragmatisch, wenn sie die Baustelle nicht vor ihrer Tür hätte?
Ich schlage vor das eingesparte Geld zum Ausgleich der Schulden des Städtischen Klinikums zu verwenden. Die Mitarbeiter hätte auch eine Entlastung von der auferlegten Sparmaßnahmen verdient und die sind schlimmer als eine Baustelle vorm Eingang.
27.01.2015 10:23 Uhr
27.01.2015 09:26 Uhr
26.01.2015 22:47 Uhr
26.01.2015 22:48 Uhr
26.01.2015 20:45 Uhr
Ich persönlich bin für den gleisfreien Marktplatz, man glaubt gar nicht, wie das das Stadtleben beflügelt. Da sind dann tolle Event's und Märkte möglich, die Karlsruhe so sehr fehlen. Wenn da wieder 's Bähnle durchquietscht ist die Stimmung dahin. Ausserdem müssen wir dann nicht bis Sankt Ultimo warten um die Stadt wieder lebenswert zu erleben.
27.01.2015 10:22 Uhr
27.01.2015 10:44 Uhr
Baukosten
Die Gesamtkosten der Kombi-Lösung sind mit
ca. 500 Mio. € netto veranschlagt, da-
von ca. 333 Mio. € für den vorliegenden Maß
nahmeteil „Stadtbahntunnel Kaiserstra-
ße mit Südabzweig Ettlinger Straße“. "
Und nu?
Plan trifft auf Realität, würde ich sagen.
In dieser Realität klappt der Umleitungsverkehr derzeit ziemlich gut (für mich mit Umstieg am Kronenplatz), die Bahnen sind vergleichsweise pünktlich - manchmal fast zu pünktlich - und der Unsinn, dass man wegen zwei, drei Jahren Schienen einbaut und dann wieder Monate braucht, um sie raus zu reißen, könnte entfallen.
Wenn in der Ettlinger Straße erst mal der Deckel drauf ist und eine vernünftige Buslinie eingerichtet wird, ist das sicherlich auszuhalten. Bauzeit und Baulärm gerade in dieser Straße werden sich jedenfalls deutlich verringern.