Karlsruhe Neue Innenstadt: Werden Kaiserstraße und Marktplatz eine "triste Steinwüste"?
Am Donnerstagabend drehte sich im Bürgersaal des Rathauses am Marktplatz alles um die künftige Umgestaltung der Kaiserstraße. Eine Innenstadt ohne Baustellen ist für viele Karlsruher inzwischen schwer vorstellbar, so gehören Bauzaun und Bagger doch schon beinahe zum Stadtbild. Aber es ist Besserung in Sicht: Schienenfrei, schöner und funktional soll die Kaiserstraße der Zukunft sein.
Wie das genau umgesetzt werden soll, beantworteten am Donnerstagabend die Verantwortlichen der Stadt Karlsruhe sowie das zuständige Architektenbüro. Sie gaben einen Überblick über den aktuellen Planungsstand und stellten sich den Fragen der Bürger, die zahlreich im Bürgersaal des Rathauses erschienen sind. Im Vordergrund standen dabei die Aspekte Beleuchtung, Bodenbeläge, Möblierung, Barrierefreiheit, Grünraum und Klimaschutz.
Wie wird die zukünftige Kaiserstraße beleuchtet werden?
Dass es keine Masten mehr geben wird, steht bereits fest. Hängeleuchten werden in naher Zukunft die Innenstadt erhellen. Nachdem die Oberleitungen der Straßenbahnen demontiert sind, sollen die Beleuchtungen montiert werden. Diese Hängeleuchten bezeichnet Rita Mettler von Mettler Landschaftsarchitektur, als "intelligente LED-Leuchten" die sogar gedimmt werden können.

Die Leuchten werden besonders die Mitte der Kaiserstraße erhellen. Auch an die alljährliche Weihnachtsbeleuchtung wurde gedacht. So wird diese nicht das ganze Jahr über die Fußgängerzone baumeln sondern nur zur Weihnachtszeit angebracht. Der Marktplatz hingegen behält die Leuchten an Masten bei, zudem werden die Pyramide und auch die Fassaden (unter anderem Evangelische Kirche und Rathaus) zusätzlich beleuchtet.
Das kommt auf den Boden
Die Bodenbeläge auf der Kaiserstraße sind in Hauptbelag und Zierband aufgeteilt, das erklärt Rita Mettler von Mettler Landschaftsarchitektur ausführlich. Der Hauptbelag bestehe aus großen Naturstein-Platten. Das Zierband, welches den mittleren Fußgängerbereich auf der Kaiserstraße umfasst, sei an ein antikes Muster, das stark verpixelt wiedergegeben wird, angelehnt. Die unterschiedlich großen, recht bunten Steine sind kleiner als die Platten des Hauptbelages. Das Zierband ist leicht gewölbt und wird durch die Fächerstrahlen die vom Schloss ausgehen, unterbrochen.

Wer viel bummelt und durch die Fußgängerzone flaniert, möchte sich gelegentlich hinsetzten - auch daran wurde gedacht. Sitzbänke aus Holz soll es auf der Kaiserstraße und auch auf dem Marktplatz geben. Von unterschiedlichen Modellen ist aktuell noch die Rede. Fest steht, dass die Sitzbänke aus einem einheimischen Holz, eventuell aus Lärchenholz, gefertigt werden und mit Aufstehhilfen, Rückenlehnen und Armstützen konzipiert sind. Einen ersten Vorgeschmack auf die neuen Bänke soll es bald nördlich der Kreuzstraße geben - "Muster-Leuchtmasten" sollen auf dem Marktplatz ausgestellt werden, versprachen die Verantwortlichen.
Der Marktplatz, eine Steinwüste?
Die Barrierefreiheit ist ein Aspekt dem große Beachtung zu Teil kommt. So sind alle Haltestellen der U-Strab mit Fahrstühlen ausgestattet. Neben Treppenstufen wird es Rampen geben und die öffentlichen Toiletten, die zukünftig in der Kaiserstraße und in den U-Bahn-Stationen platziert werden sollen, sind ebenfalls behindertengerecht. Für sehbehinderte Menschen sind zwei Arten von Leitlinien geplant.
Das Baumkonzept der Fußgängerzone interessierte viele der Bürger, denn es wurde ebenfalls ausgebaut. So reihen sich die Bäume nicht in gleichen Abständen sondern verdichten ihren Abstand je näher sie nach Osten, beziehungsweise Westen reichen. Der neue Baum auf Karlsruhes Straßen ist der europäische Zürgelbaum.


Doch warum sind neue Bäume notwendig? Eine Frage die sich viele Bürger stellten. "Die neuen Zürgelbäume sind notwendig, da das neue Entwässerungsgefälle nicht kompatibel mit den Wurzeln der Platanen ist. Zudem mussten bereits 16 Platanen infolge der Kombilösung gefällt werden, so dass ein einheitliches Bild nicht wieder herstellbar wäre", so die Verantwortlichen der Stadt.
Der Marktplatz soll künftig frei von Bäumen bleiben - für einen freien Blick auf das Schloss und aus organisatorischen Gründen. Einige Bürger gezeichneten den zukünftigen Marktplatz kurzerhand als "triste Steinwüste", so ganz ohne Bäume. Oberbürgermeister Frank Mentrup erklärte allerdings, dass "feste Installationen, wie Bäume, Versammlungen oder auch den Karlsruher Christkindlesmarkt auf dem Marktplatz stark beeinträchtigen würden." "Außerdem gab es bisher auch keine Bäume auf dem Marktplatz", so der OB weiter.
In Puncto Fahrradparkplätze sieht es folgendermaßen aus: Es wird es keine Parkplätze auf dem Marktplatz oder der Kaiserstraße geben. Die Strahlenstraßen, die an die Kaiserstraße angrenzen, werden als Fahrradabstellplatz dienen. Eine Überdachung der Parkplätze ist nicht vorgesehen.
ka-news Hintergrund:
Nach einem kurzen Rückblick auf die Veranstaltung zur Kaiserstraße im Schlossparkpavillon, die im Rahmen des Festivalsommers lief, wird den Forum-Teilnehmenden ein Überblick über den aktuellen Planungsstand gegeben.
Danach diskutieren über die künftige Gestaltung der Fußgängerzone, die Erwartungen, Wünsche und Ziele: Oberbürgermeister Frank Mentrup, Bürgermeister Michael Obert, Helmut Kern (Leiter Gartenbauamt), Gerhard Schönbeck (Leiter Tiefbauamt), Anke Karmann-Woessner (Leiterin Stadtplanungsamt) und Rita Mettler (Mettler Landschaftsarchitektur, Berlin).

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21.11.2015 10:37 Uhr
21.11.2015 14:41 Uhr
Vielleicht in Wanne-Eickel oder Castrop-Rauxel ?
23.11.2015 15:45 Uhr
21.11.2015 20:11 Uhr
In Norddeutschland heißt der übrigens "Stutenkerl", wooaahh!
21.11.2015 09:44 Uhr
In der Mitte hell, rechts und links an den Gebäuden und durch die Bäume "schattig", besonders abends, nach Geschäftsschluss sind die Läden auch nicht mehr beleuchtet und die Hängeleuchten gedimmt, da denke ich nicht an einen Abendspaziergang auf der Kaiserstraße.
Da denke ich eher an die fast täglichen Meldungen in der letzten Zeit, zum Beispiel an die sehr bewegungsfreudigen Menschen, die dringend Geld und Smartphones benötigen.
Dieses Beleuchtungskonzept sollte man noch einmal überdenken, vielleicht geht ja den Planern und den Auftraggebern im Rathaus doch noch ein Licht auf.
23.11.2015 15:52 Uhr
21.11.2015 09:07 Uhr
21.11.2015 08:45 Uhr
Ich sehe eine belebte Innenstadt vor mir, trotzdem alles extrem gechillt. Sehr gut. Weiter so. Man könnte nun auch noch die unterirdischen Stationen mit Pflanzen ausstatten. Entsprechende Beleuchtung dazu und Karlsruhe wird zur europäischen Touristenattraktion Nr. 1.
21.11.2015 01:52 Uhr
21.11.2015 10:48 Uhr