Karlsruhe Kombilösung muss sparen - zu Lasten der Sicherheit? Haltestelle Kongresszentrum teilweise ohne Brandschutz
1,3 Milliarden Euro wird die Kombilösung später mal kosten, geplant waren lediglich 500 Millionen Euro. Dabei muss die Bauherrin, die Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig), wirtschaftlich bauen - und Geld sparen. Aus diesem Grund soll nun in einer der Haltestellen der Brandschutz teilweise wegfallen - ist das mit der Sicherheit vereinbar?
Kurz vor der Sommerpause des Karlsruher Gemeinderates stand erneut die Kombilösung auf der Tagesordnung. Den Gemeinderäten wurde nun der aktuelle Sachstandsbericht vorgelegt. Der besagt: Das Jahrhundertprojekt wird teurer (1,3 Milliarden Euro) und wird später eröffnet (Sommer 2021). Zumindest aus Grund eins - den explodierenden Kosten - muss die Kasig, die Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft, sparen.
Brandschutz-Vorhänge könnten wegfallen
Laut Sachstandsbericht könnten bisher notwendige Brandschutzmaßnahmen reduziert werden oder gar komplett entfallen. Konkret handelt es sich hierbei um sogenannte Längsrauchschürzen. Diese würden im Falle einer Rauchentwicklung wie Vorhänge von der Decke kommen und die Haltestelle in zwei Abschnitte einteilen, um andere Bereiche vor Feuer und Rauch zu schützen. Auf diese könne in der Haltestelle Kongresszentrum ganz verzichtet werden.

Setzt die Kasig spätere Fahrgäste also dem sicheren Feuertod aus? "Noch vor Beginn der Bauarbeiten zur Kombilösung haben wir eine Baugenehmigung eingereicht und Simulationen, die immer gemacht werden, gingen damals von einem bestimmten Brennwert einer Stadtbahn aus", erklärt Achim Winkel, Pressesprecher der Kasig, gegenüber ka-news.de.

In diesen Simulationen wurde berechnet, wie schnell und unter welchen Bedingungen sich wie viel Rauch und Hitze entwickelt. "Das war die Grundlage für unsere Brandschutzauflagen im Tunnel!"
Strengere Auflagen in der Haltestelle Kongresszentrum
Doch diese Auflagen waren noch vor dem Baubeginn aktuell, mittlerweile habe sich in Sachen Technik und Material viel verbessert. "Zwischenzeitlich gab es eine neue Brandschutz-Simulation und bei den neuen Fahrzeugen gilt auch Brandschutz, aber gerade durch neue Materialien entspricht das nicht mehr dem, was einst gegolten hat", erklärt Achim Winkel.
Selbst das verbaute Material in den Haltestellen erfüllt nun gewisse Anforderungen an den Brandschutz: So muss die Brandlast minimiert, Rauch- und Brandentstehung verhindert werden und es muss für Fahrgäste oder wartende Passagiere die Möglichkeit zur Selbst- und Fremdrettung gegeben sein. "Deswegen können wir den Brandschutz in dieser Haltestelle reduzieren, das spart uns die Investitionskosten und auch den teuren Unterhalt der Rauchschürzen, wenn der Tunnel in Betrieb ist!"

Denn: Die Kasig muss die beiden Tunnel wirtschaftlich bauen - daher der Wegfall der Brandschutzmaßnahme in der Haltestelle Kongresszentrum. Das sei möglich, da die Haltestelle eine Besonderheit aufweist: "Sie liegt nicht so tief unter der Erde und kann schneller entraucht werden, es gibt keine Zwischenebene und daher können die Längsrauchschürzen weggelassen werden", so der Pressesprecher.
Kommt die Zusage noch rechtzeitig?
Die Genehmigung dafür steht allerdings noch aus, der Antrag wurde bereits beim Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) eingereicht. "Wir wissen nicht, ob wir eine Zusage noch rechtzeitig bekommen, dass wir die Änderungen auch baulich umsetzen können", sagt Achim Winkel. "Wenn wir die Genehmigung nicht erhalten oder es zu lange dauert, dann werden wir nach den alten Plänen die Rauchschürzen einbauen. Das verursacht keine Mehrkosten, denn die Gelder dafür waren ja bereits eingeplant!"

Bis Ende des Jahres muss eine Entscheidung des RP erfolgen, dann könnten die Brandschutzelemente noch wegfallen. "Ansonsten: Massiverer Brandschutz schadet ja nicht", so Achim Winkel abschließend.












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04.07.2019 14:55 Uhr
04.07.2019 14:07 Uhr
Jetzt noch schnell eine Extragenehmigung und später "leider doch notwendig gewordene" Nacharbeit zu noch höheren Kosten - sie ganz selbstverständlich von den Ticketzahlern und Bürgern abkassiert werden?
Heute schon ein peinliches Milliardengrab mit dem sich die hierfür Verantwortlichen noch brüsten wollen?
04.07.2019 22:37 Uhr
ich muss immer wieder fragen, ob sich denn der ganze Aufwand lohnt, damit es eine strassenbahnlose Shopping-und Flaniermeile gibt?
04.07.2019 18:56 Uhr
Das Problem ist, dass die Norm diesbzgl. nix mehr taugt, in der hat man barrierefreie Selbstrettungskonzepte im Streckentunnel verpennt und will da anscheinend auch nicht dran rühren, denn es betrifft ja vermutlich 100% der U-Bahn- und U-Strab-Tunnel ...
04.07.2019 12:55 Uhr
04.07.2019 18:43 Uhr
04.07.2019 19:01 Uhr
Samstagabends kommt noch "Brandbeschleuniger" dazu...
04.07.2019 11:21 Uhr
04.07.2019 18:42 Uhr
04.07.2019 11:02 Uhr
Die Überschrift trifft auch das Thema nicht. Es stand nie zur Debatte, Geld auf Kosten der Sicherheit zu sparen. Des weiteren suggeriert die Überschrift einen mangelnden Brandschutz.
Wie wäre wohl die Überschrift zu einem Artikel über diese Art Journalismus?