"Wir befinden uns aktuell auf eine all time high, was die Corona-Inzidenzen angeht, erreichen aber so langsam ein Plateau", eröffnet Franz Kehl, Direktor der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin am Städtischen Klinikum, die Pressekonferenz am Freitagvormittag. Bedeutet konkret: Bundesweit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz am 25. März bei 1756,4 (Vorwoche: 1706,3).
R-Wert deutlich unter eins
Baden-Württemberg und auch Karlsruhe liegen, was die Inzidenz angeht, aktuell über dem Bundesschnitt (1921,7 in Baden-Württemberg und 2.109 im Stadtkreis Karlsruhe, 2.178 im Landkreis Karlsruhe). Erfreulich sei laut Kehl aber, dass der R-Wert aktuell sinke und nun sowohl bundesweit (0,88), als auch in Baden-Württemberg (0,85) unter eins läge. "Das heißt, dass die Fallzahlen wahrscheinlich bald fallen werden."

Weniger erfreulich sei für Kehl, dass die Impfquoten sich im Vergleich zur Vorwoche nur noch geringfügig verändert hätten. Auch die Hospitalisierungsinzidenz sei weiterhin hoch (7,4 in Baden-Württemberg) "Deshalb mein Appell an alle Personen die sich noch nicht haben impfen lassen: Gehen Sie zur Impfung", so der Klinikdirektor.
Für das Städtische Klinikum in Karlsruhe bedeutet das konkret: 31 Covid-Fälle auf der Normalstation, sieben auf der Intensivstation, von denen alle beatmetet werden. Mit den aktuellen Zahlen auf der Normalstation sei diese voll und zu 100 Prozent belegt, wie Kehl erklärt. "Die Infektion läuft bei den Patienten und beim Personal auf vollen Touren, zusätzlich haben wir hohe Inzidenzen in allen Altersgruppen."
Bei vielen Patienten ist Corona eine Nebenerscheinung
An den Zahlen sei auch zu sehen, dass Omikron für einen weniger schweren Verlauf sorgen würde. "Im Moment haben wir eine starke Belastung auf der Allgemeinstation und eine geringe Belastung auf der Intensivstation als Ausdruck dafür das Omikron einen nicht so schweren Verlauf nimmt", so Kehl weiter.

Auch die Lage, ob die Patienten mit oder wegen Omikron im Krankenhaus sind, habe sich gewandelt. "Auf der Normalstation kommen Patienten zu 50 Prozent mit Corona-Symptomen, ansonsten ist Corona eine Nebenerscheinung", meint Kehl. Auf der Intensivstation sei bei 80 Prozent der Fälle Corona nur eine Nebenerscheinung, die zur Absonderung führe.
246 Klinik-Mitarbeiter fallen aktuell aus
Beim Personal kämpft das Klinikum weiterhin mit einer hohen Zahl an Ausfällen. So sind aktuell 246 Mitarbeiter nicht beschäftigungsfähig. Wichtig zu betonen ist dem Klinikum hierbei, dass bisher noch gegen keinen Mitarbeiter ein Beschäftigungsverbot aufgrund der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ausgesprochen wurde. "Die Situation ist weiter angespannt", erklärt Pflegedirektorin Elvira Schneider.
"Wir haben unsere Zahlen fristgerecht an das Gesundheitsamt gemeldet und nun wird sich das Amt bei den entsprechenden Mitarbeitern melden. Ich gehe davon aus, dass die nächsten Wochen erst mal noch nichts passiert", so Schneider weiter. Nach ihren Angaben liege die Impfquote beim Klinikpersonal bei 96 Prozent.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Personalsituation würde Klinikdirektor Franz Kehl den von Gesundheitsminister Manne Lucha vorgeschlagenen Schritt in Richtung endemische Lage begrüßen. Dabei würden das Testen und die Quarantäne für positive Personen wegfallen. Unter anderem die Niederlande gehen bereits diesen Schritt.
Schritt in Richtung Endemie?
"Wir haben einige Mitarbeiter, die symptomlos sind, aber positiv getestet sind und in Quarantäne sind", schildert Kehl das Problem. "Es wäre eine pragmatische Abwägung und hier locker vorzugehen ist mit Sicherheit eine gute Idee. Darüber haben wir im Klinikum schon debattiert und es wäre ein gutes politisches Signal darauf zu verzichten."
Weiter erklärt Kehl, dass eine FFP2-Maske besser schützen würde als Tests und Quarantäne und spricht sich dafür aus die Maskenpflicht auch weiterhin beizubehalten. "Lieber die Masken behalten und auf Tests und Quarantäne verzichten", so der Klinikdirektor. In Baden-Württemberg soll die Maskenpflicht in Innenräumen nach dem 2. April nicht mehr gelten. "Das ist zum jetzigen Zeitpunkt eine schlechte Idee", so Kehl abschließend.
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