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Karlsruhe: Katrin Schütz:"Ich finde es zu einfach, Killerspiele nur verbieten zu wollen"

Karlsruhe

Katrin Schütz:"Ich finde es zu einfach, Killerspiele nur verbieten zu wollen"

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    Katrin Schütz, CDU Landtagsabgeordnete
    Katrin Schütz, CDU Landtagsabgeordnete Foto: ps

    ka-news:

    Wenige Wochen nach dem Amoklauf von Winnenden haben Sie eine Anfrage zum Besitz von Feuerwaffen und Munition in Privathaushalten an die Landesregierung gerichtet. Was wollen Sie damit erreichen?
    Schütz: Ich möchte gerne der Aufforderung der betroffenen Familien und dem Aktionsbündnis in Winnenden Rechnung tragen. Wir müssen uns als politisch Verantwortliche den offenen Fragen stellen zum Thema Waffenrecht beziehungsweise der Aufbewahrung von Waffen und Munition, und darauf Antworten finden. Hier geht es weniger um eine Kriminalisierung von Schützen oder Jägern. Es geht vor allem um die Frage, ob Waffen und Munition künftig stärker getrennt voneinander gelagert werden müssen.

    ka-news: Mehrere Jahre Ihrer eigenen Teenager- und Schulzeit haben Sie in den USA gelebt. Hatten Sie da einschlägige Erfahrungen mit Waffennarren?
    Schütz: In den USA ist der Umgang anders, da ist nahezu in jedem Haushalt eine Waffe vorhanden. Auch in unserem Wohnhaus waren Waffen, wobei ich mich daran erinnere, dass meine Mutter da immer große Vorsicht walten ließ. Sie achtete darauf, dass diese immer auch weggeschlossen blieben. In unserem Wohnort haben Waffen dazu gehört, da waren auch sehr große Abstände zwischen einzelnen Wohnhäusern.

    ka-news: Hat Sie dieser persönliche Hintergrund zu der Landtagsanfrage motiviert?
    Schütz: Nein, gar nicht. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Wir haben hier in Deutschland schon jetzt ein besonders scharfes Waffenrecht. Politik muss sich den jeweils aktuellen Fragen einfach stellen. Ich möchte herausfinden, was im Rahmen der Möglichkeiten gemacht werden kann und muss. Da werde ich in den nächsten Wochen auch weitere Gespräche führen.

    ka-news: Welcher Gedanke beschleicht Sie, wenn Sie davon wissen, dass am 7. Juni am Durlacher Turmberg ein großes Sportschützenfest stattfindet?
    Schütz: Es geht mir nicht darum, mit einer Landtagsanfrage irgend jemand an den Pranger zu stellen oder zu kriminalisieren. Beim täglichen Umgang der Sportschützen oder beispielsweise auch der Jäger mit Waffen habe ich kein schlechtes Gefühl. Sportschießen etwa ist eine von vielen Sportarten, und die meisten der Sportschützen gehen meiner Ansicht nach auch verantwortungsvoll mit ihren Waffen und ihrer Munition um. Bei den wenigen kritischen Einzelfällen, wie die Ereignisse der Vergangenheit zeigen, müssen wir uns allerdings den anstehenden Fragen stellen. Ich möchte mich in den nächsten Wochen auch nochmals verstärkt mit Sportschützen unterhalten.

    ka-news: Die Bundesregierung hat am Mittwoch ein neues Waffenrecht beschlossen. Auch die Bund-/Länderkommission der Innenminister berät derzeit das Thema. Die Elterninitiative von Winnenden verwirft den Gesetzesrahmen als unzureichend, möchte beispielsweise auch großkalibrige Waffen verboten wissen. Was ist zu tun?
    Schütz: Zunächst einmal wird es am 15. Juni eine Expertenanhörung geben. Großkalibrige Waffen sollen beispielsweise für die unter 18-jährigen Jugendlichen verboten werden. Auch im Land haben wir eine eigene Kommission gebildet, der ich selbst allerdings nicht angehöre. Den Mitgliedern dort möchte ich auch nichts vorweg nehmen. Mir war es als Mitglied der Arbeitsgruppe Medien, in der wir uns auch mit Kinder- und Jugendgewalt beschäftigt haben, auch wichtig, auf anstehende Fragen Antworten zu hören. Was können wir tun, was müssen wir angehen. Mir geht es vor allem um den Umgang von Jugendlichen mit Waffen.

    ka-news: Sie haben selbst zwei noch nicht ganz erwachsene Söhne, die vermutlich mit dem Computer aufgewachsen sind. Ist es zulässig und sinnvoll, Computer-Ballerspiele mit scharfen Waffen auf eine Ebene zu setzen?
    Schütz: Verbote und an den Pranger stellen von irgendwelchen Dingen wird niemandem nützen. Wir müssen eine offene und ehrliche Diskussion führen. Gerade bei Ballerspielen müssen wir über die Zugangsmöglichkeiten diskutieren, ab welchem Alter dürfen welche Spiele gespielt werden. Da geht es beispielsweise um eine mediengerechte Altersbeschränkung. Wir werden nicht alles ausschließen können. Es wäre auch nicht richtig alles zu verbieten, ansonsten drängen wir es nur in die Illegalität. Wir müssen uns als Gesellschaft auch hier den Fragen stellen, wir sollten als Eltern aufmerksam damit umgehen - wir müssen Alternativen anbieten, oder im Zweifel eben in der Familie auch Regeln einführen, den Zugriff beispielsweise beschränken. Ganz verhindern werden wir den Umgang mit Ballerspielen nicht können. Ich finde es zu einfach, so genannte „Killerspiele“ einfach nur verbieten zu wollen, und dann zu meinen, die Problemlösung gefunden zu haben. Wenn die Lösung so einfach wäre, dann wäre das sicher vor vielen Jahren schon so gemacht worden.                           

    (Interview: Stefan Jehle)

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