Die Geschichte, die Annette Noubair per Mail gegenüber der Redaktion ka-news.de berichtet, erinnert stark an Alfred Hitchcocks Horrorklassiker "Die Vögel." Hauptprotagonist in Karlsruhe ist eine Krähe.

Krähenangriff im Beiertheimer Wäldchen

Wie die ka-Reporterin berichtet, war sie an einem Nachmittag, gegen 15 Uhr, gemeinsam mit ihrem Malteser Rüden auf der Beiertheimer Allee unterwegs, um über den Stichweg durch das Beiertheimer Wäldchen zur Schwarzwaldstraße zu spazieren. 

Zwei Nebelkrähen. (Symbolbild)
Zwei Nebelkrähen. (Symbolbild) | Bild: Soeren Stache/Archiv

"Plötzlich wurde ich von einer großen Krähe angegriffen. Sie flog mehrfach auf mich zu und verletzte mich so stark am Kopf, dass ich blutete. Darüber hinaus war mir schwindlig. Die Krähe ließ mir kaum ein Entkommen und verfolgte mich bis zur Straßenmitte der Schnetzlerstraße in Richtung Hauptbahnhof", schreibt Noubair.

In der Folge hörte eine Anwohnerin ihre Hilfeschreie und gewährte ihr Einlass in ein Treppenhaus. "Ich, durfte mich bei der Dame am Treppenhaus hinsetzen und sie holte mir Wasser, sodass ich mich beruhigen konnte."

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Nach einem mehrstündigen Aufenthalt in einer Klinik - der am selben Abend ohne Behandlung endete - macht sich Noubair am heimischen Rechner an die Recherche. Sie liest, dass andere Städte Vergrämungsmaßnahmen gegen Krähen eingeleitet haben und erinnert sich an einen Zeitungsartikel, in dem bereits über (blutige) Krähenangriffe am Beiertheimer Wäldchen berichtet wurde. 

"Der Vorfall, den ich erleben musste, ist kein Einzelfall. Das Beiertheimer Wäldchen muss für den Publikumsverkehr gesperrt werden, falls die Krähenbrut dort nicht verhindert werden kann", meint Noubair. Abschließend fragt sie sich: "Was unternimmt die Stadt Karlsruhe, um ihre Bürger, darunter ebenso Hundehalter wie auch Kinder, vor den gefährlichen Angriffen der Krähen während der Brutzeit zu schützen?"

Was macht die Stadt?

Scherenschnitt im Steigflug: Eine Krähe vor dem winter-weißen Himmel (Symbolbild). Foto: David Ebener
Scherenschnitt im Steigflug: Eine Krähe vor dem winter-weißen Himmel (Symbolbild). Foto: David Ebener

Unter anderem mit dieser Frage im Gepäck wendet sich ka-news.de an das Presse- und Informationsamt der Stadt Karlsruhe. Bei der Stadt ist der Vorfall bekannt, allerdings handle es sich nach Aussage der Stadt bei Krähenangriffen um Einzelfälle. 

Für eine Sperrung des Beiertheimer Wäldchens - wie Noubair sie fordert - sehe die Verwaltung entsprechend keine Möglichkeit. "Das Wäldchen ist ein wichtiger Erholungsraum für die Bewohnerinnen und Bewohner der Südweststadt, das intensiv genutzt wird", heißt es in einem schriftlichen Statement aus dem Rathaus. 

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Auch das Aufstellen von Hinweisschildern sei aufgrund der hohen Anzahl an unterschiedlichen Brutstätten nicht zielführend. Wichtig sei es, achtsam zu sein. "Krähen werden dann aggressiv, wenn sie sich bedroht fühlen. Das ist bei allen Wildtieren so, insbesondere wenn diese Jungtiere haben. Insofern sollten insbesondere Hundehalterinnen und Hundehalter achtsam sein, da ein Hund als potentieller Feind der Jungtiere angesehen werden kann", heißt es weiter.

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Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Jochen Lehmann von der ornithologischen Arbeitsgemeinschaft des Naturwissenschaftlichen Vereins Karlsruhe e.V. Er meint: "Solche Attacken kommen leider immer mal wieder vor. In der Regel sind es Alttiere, die ihre noch nicht ganz flüggen Jungen beschützen wollen." 

Was tun bei einem Krähenangriff?

Der Naturschutzbund Baden-Württemberg (NABU) gibt auf seiner Website weitere Gründe für attackierende Krähen an. So könnten auch ein Spieltrieb (gezieltes Ärgern von Hunden und Katzen) und Futterzahmheit für aggressive Krähen sorgen.

Zwei Krähen zanken sich um ein Stück Futter, das eine Krähe fest im Schnabel hält.
Zwei Krähen zanken sich um ein Stück Futter, das eine Krähe fest im Schnabel hält. | Bild: Felix Kästle/dpa

"Krähen, die auf Menschen als 'Futtergeber' geprägt sind, betteln mitunter sehr hartnäckig, aufdringlich und aggressiv, wenn es nichts zu futtern gibt", so der NABU weiter. 

Um Angriffe zu vermeiden, geben die Experten folgende Tipps mit an die Hand: 

Nestnähe vermeiden: Bei Vogelarten, die zeitlich begrenzt sehr territorial sind, wie Mäusebussarde oder Krähen, sollte man diese kurze, wenige Wochen dauernde Phase im Jahr respektieren und sich nicht in Nestnähe begeben. Notfalls kann ein Absperren bestimmter Bereiche sinnvoll sein, um gefährdete Orte zu meiden (vielerorts wird das weltweit bei Greifvögeln so praktiziert).

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Verhalten: Kommt es zu einer Attacke, sollte man sich umgehend zurückziehen (und zwar in die Richtung aus der man gekommen ist) und nicht weiter in Richtung Kinderstube vordringen. Mit zunehmender Distanz nehmen die Attacken in der Regel ab oder hören ganz auf. Es gibt Hinweise, dass schnelle Bewegung (Joggen, Radfahren) Attacken provoziert, möglicherweise auch das Herumfuchteln mit den Armen.

Geduld: Die Attacken laufen in den meisten Fällen zeitlich begrenzt ab. Man sollte einfach Geduld haben, nach wenigen Wochen ist der Spuk vorbei.

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Nicht füttern: Auch wenn es noch so schön ist und Spaß macht: Durch gezieltes Füttern und Nahrungsangebote wie offen stehendes Tierfutter, zugängliche Nahrungsreste in Mülltonnen, an Grillplätzen, in Schulhöfen oder unabgedeckten Komposthäufen füttern und fördern wir die Rabenkrähen unbeabsichtigt und machen ihnen unsere Siedlungen besonders attraktiv. Gezieltes Füttern kann die Vögel zu aggressiven, Futter verlangenden Tyrannen machen.

Ganz tatenlos möchte man bei der Stadtverwaltung Karlsruhe nach dem Angriff auf Noubair aber nicht bleiben. "Die Verwaltung wird unter Leitung der Wildtierbeauftragten in einer internen Arbeitsgruppe der betreffenden Fachämter mit dem Thema der Krähenpopulation befassen."