Sie ist klein, rechteckig und ziemlich gemein: Die Karte, die der Paketbote im Briefkasten hinterlässt, wenn er niemanden angetroffen hat. Wer als normal Werktätiger öfter im Internet einkauft, kann ein Lied davon singen. Nicht nur, dass es dann ja schon der Arbeitszeit wegen praktisch unmöglich ist, zu Hause zu sein, wenn der Lieferwagen vorfährt. Selbst wenn man es ist, die freundlichen Herren von DHL, Hermes und Co scheinen ein feines Gespür dafür zu haben, wann man gerade unter der Dusche steht oder für zwei Minuten die Wohnung verlassen hat, um den Müll runterzubringen. Die Folge: Besagte Karte im Briefkasten - und mindestens ein weiterer Tag Wartezeit, bis man sich im jeweiligen Postamt in die Schlange einreihen und das Paket selbst abholen darf.
Schuhe statt Bücher
Inzwischen sind daher eigentlich alle Redaktionsmitglieder dazu übergegangen, bei Bestellungen im Internet statt der eigenen Adresse die Adresse der Redaktion anzugeben. Im Schnitt alle zwei Wochen kommen Pakete oder Päckchen an, vor Weihnachten auch mal täglich. Der Vorteil: Hier ist in jedem Fall jemand da, der die Lieferung entgegen nehmen kann. Nicht zu unterschätzen ist zudem der Unterhaltungsfaktor - gerade wenn man mal kein Buch oder - langweilig - eine Speicherkarte, sondern ausnahmsweise Schuhe bestellt hat.
Zugegeben, wenn ich gewusst hätte, dass gleich zwei meiner Kolleginnen ebenfalls ein Päckchen von dem Online-Kaufhaus erwarten, dessen Werbung im Wesentlichen darauf basiert, dass Frauen den Paketboten anschreien, ich hätte sie vorgewarnt. Noch während der Bote nämlich die Redaktion betrat, begannen beide, unruhig auf ihren Sitzen hin und her zu rutschen - den Mund schon zum Schrei geöffnet. Wer würde die Auserwählte sein, die schon heute ihr doch eben erst bestelltes Paar Schuhe (oder was sie sonst erwarteten) in den Händen halten würde?
Hätte ich schreien sollen?
Um so größer die Enttäuschung, als der Paketbote dann meinen Namen in die Runde warf. Wobei ich nicht ganz sicher bin, ob die Enttäuschung eher daher rührte, dass das Paket für mich und nicht für sie war - oder dass ich nicht geschrien habe.
Kleinigkeiten abseits des Tagesgeschäfts, Kuriositäten und was uns sonst noch durch den Kopf geht: Die ka-news-Kolumne erscheint immer am Mittwochnachmittag. Autoren sind im Wechsel die ka-news-Redakteure Felix Neubüser, Tabea Rueß, Moritz Damm, Felix Brenner und Marie Wehrhahn.
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