Karlsruhe Teurer, später und immer mit Stau verbunden: Ein weiteres Jahr Kombi-Baustelle - wir blicken zurück
Es ist wohl Karlsruhes berühmteste Baustelle: die Kombilösung. Ein Bahntunnel und ein Autotunnel sollen den Verkehr künftig unter die Stadt bringen. Im Laufe des Jahres stellte sich heraus, dass die geplante Inbetriebnahme des Straßenbahntunnels Ende 2020 auf der Kippe steht. Dennoch waren die Arbeiter fast täglich unter den Straßen der Stadt am Werk. ka-news.de wirft einen Blick zurück: Das hat sich auf den Baustellen in den letzten zwölf Monaten verändert.
Weniger Verkehr in der Stadt und endlich eine richtige Fußgängerzone - mit diesem Ziel vor Augen gehen die Arbeiten auf den Baustellen voran. Die Straßen- und Stadtbahnen werden künftig in der Weststadt unter der Erde abtauchen und in der Oststadt wieder das Tageslicht erblicken.
Auch die Autos werden in Zukunft eine Etage tiefer rollen, denn die Kriegsstraße - eine der meist befahrenen Straßen der Stadt - wird ebenfalls unter die Erde verlegt. Baumalleen und eine begrünte Straßenbahntrasse sollen dort entstehen, wo derzeit die Autos durch die Straßen drängen.
Noch ist es Zukunftsmusik, doch bis es so weit ist, dauert es nun nicht mehr lange. Ursprünglich war eine Eröffnung im Jahr 2016 geplant, dann stand lange Zeit das Jahr 2020 als das Jahr der Inbetriebnahme fest. Im Mai dieses Jahres wurde allerdings bekannt: Die Fertigstellung verzögert sich erneut - nun wird es Juni 2021.
Die Kosten werden ebenfalls in die Höhe steigen. War zu Beginn von rund 500 Millionen Euro die Rede, belaufen sich die Kosten mittlerweile auf über das Doppelte. "Wir müssen zugeben, dass wir unser 'Worst-Case-Szenario' mit 1,3 Milliarden Euro aus dem letzten Jahr erreicht haben, sagte Oberbürgermeister Frank Mentrup im Mai.

Nun ist ein weiteres Jahr vergangenen, an dem die zahlreichen Baustellen das Stadtbild geprägt haben. Wir blicken zurück auf das (hoffentlich) vorletzte Baujahr der Kombilösung.
Bahntunnel: Der Baufortschritt im Jahr 2019
Im Laufe des Jahres hat der unterirdische Tunnel seine Gestalt verändert: Während Anfang des Jahres noch Beton an den Haltestellenwänden zu sehen war, erstrahlen sie mittlerweile in Weiß. "Die Verkleidung mit Kunststeinplatten ist inzwischen bis auf Restarbeiten abgeschlossen", sagt Achim Winkel, Pressesprecher der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig) auf Nachfrage von ka-news.de.

Anfang des Jahres, acht Jahre nach Baubeginn, war es endlich so weit: Die ersten Gleise wurden im Straßen-und Stadtbahntunnel verlegt. Vor den Augen der Karlsruher Bürger verborgen, ging es dann unterirdisch Stück für Stück voran. Jetzt - am Jahresende - sind die Gleise im Tunnel komplett.

An drei Stellen können die Bahnen künftig in den Tunnel hineinfahren. Im Westen der Stadt am Mühlburger Tor und im Osten der Stadt am Durlacher Tor sind die Schienen bereits an das oberirdische Netz angeschlossen. Im Süden folgt der Lückenschluss zum bestehenden Netz im Februar 2020.

Ein weiterer wichtiger Fortschritt, den das vergangene Jahr mit sich gebracht hat: "Alle 68 Fahrtreppen und alle Aufzüge sind angeliefert und eingebaut", sagt Achim Winkel. Die letzte Rolltreppe fand im Juni dieses Jahres ihren endgültigen Platz und wird künftig die Pendler zu den Gleisen hinab tragen.
Die Kosten des riesigen Projektes sind immer weiter in die Höhe gestiegen - Sparkurs ist angesagt. An der Ecke Brandschutz möchten die Verantwortlichen den roten Stift anlegen: Sogenannte Längsrauchschützen, die wie Vorhänge von der Decke fallen um andere Bereiche vor Rauch und Feuer zu schützen, sollen "weg-gespart" werden."

Um die Schürzen tatsächlich wegfallen lassen zu können, ist eine Genehmigung des Regierungspräsidiums erforderlich. "Wir wissen nicht, ob wir eine Zusage noch rechtzeitig bekommen, sodass wir die Änderungen auch baulich umsetzen können", sagt Achim Winkel, Sprecher der Karlsruher Schienen-Infrastrukturgesellschaft (Kasig).
Viel ist nicht nur in diesem, sondern auch in den vergangenen Jahren auf den Baustellen passiert - doch einer hatte immer den Durchblick: Uwe Konrath. Zehn Jahre lang war der "Chef" der Kombilösung, im März dieses Jahres verabschiedete er sich in den wohlverdienten Ruhestand.

Ganz muss die Kombilösung allerdings nicht auf ihren ehemaligen Chef verzichten. "Ich werde noch in beratender Funktion tätig sein, etwa einen Tag in der Woche, möglicherweise bis Ende des Jahres", erzählt Konrath im Juli. Einen "gleitenden Übergang" nennt er es.
Autotunnel: Der Baufortschritt im Jahr 2019
Im Laufe des Jahres ist der Tunnel auf die doppelte Länge gewachsen: Waren es zu Jahresbeginn etwa 500 Meter, ist nun zum Jahresende bereits ein Kilometer fertiggestellt. Doch noch immer fehlt ein ganzes Stück, denn insgesamt wird der Autotunnel eine Länge von 1,6 Kilometern messen.
Bagger haben in der Mitte der Kriegsstraße die wohl größte "Wunde" der Stadt in den Asphalt gebissen. Die Ost-West-Achse ist eine einzige Baustelle - links und rechts der riesigen Grube drängen sich die Autos auf ihrem Weg durch die Stadt.

Auf fast der kompletten Länge der Baustelle ist der sogenannte "Baugrubenverbau" fertiggestellt. Das bedeutet: Die Wände der Grube wurden so stabilisiert, dass kein Erdreich nachrutschen kann - und den eigentlichen Arbeiten am Tunnel nichts mehr im Wege steht.

Am schnellsten ging der Tunnelbau unter dem Mendelssohnplatz voran. "Die Fertigstellung dieses Abschnitts ist mit deutlichem Abstand der wichtigste Baufortschritt", sagt Achim Winkel von der Kasig.

Monatelang war die Kreuzung am Mendelssohnplatz gesperrt. Die rund 61 Tonnen schweren provisorischen Gleisbrücken, die die Bahnen bis Juli über die immer größer werdende Baugrube trugen, wurden ausgehoben - ein Spektakel.
Dann bekam der Autotunnel seinen Deckel, die oberirdischen Gleise wurden verlegt und die Kreuzung wieder freigegeben. Das erste, kleine Stück Autotunnel ist nun zum Jahresende so gut wie fertig.
Die Karlsruher Kombilösung besteht aus dem Bau eines Bahntunnels in der Innenstadt und eines Autotunnels in der Kriegsstraße. Seit 2010 wird an der Kombilösung gebaut. Eigentlich sollte sie 2016 eröffnet werden.
Ist sie fertig gestellt, werden die Bahnen in der Karlsruher Innenstadt zukünftig in einem T-förmigen Tunnelsystem fahren: Vom Mühlburger Tor bis zum Durlacher Tor entsteht ein Ost-West Tunnel, ab dem Marktplatz zusätzlich ein Südabzweig bis zur Höhe Augartenstraße. Die Inbetriebnahme des Stadtbahntunnels ist für Sommer 2021 geplant.
Veranschlagt war die Kombilösung im Jahr 2002 mit 530 Millionen Euro, im Rathaus rechnet man inzwischen mit über 1,3 Milliarden Euro.
Unter der Kriegsstraße entsteht ein 1,6 Kilometer langer Autotunnel: Vom Karlstor bis zur Ludwig-Erhard-Allee. Darüber sollen eine begrünte Bahntrasse und breite Fußgänger und Radwege angelegt werden. Nach aktuellen Stand werden die oberirdischen Gleise im Juni 2021 startklar sein, der darunter liegende Autotunnel soll Dezember 2021 in Betrieb genommen werden.
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27.12.2019 16:49 Uhr
Karlsruhe Kombi
27.12.2019 15:05 Uhr
StadtZeitung vom 14.03.2008:
Zum Baubeginn in der Kaiserstrasse zuerst statt in der Kriegsstrasse:
"Je früher die Einkaufsmeile Kaiserstrasse da ist, umso besser ist dies doch für die Umsätze" FDP-Sprecher Obert
Die Kriegstrasse zuerst bauen "hiesse erheblichen Kostenmehraufwand, bedeute eine Bauverzögerung von ein bis zwei Jahren", so CDU Fraktionschef Wolfram Jäger
GR Sitzung 21.10.2008:
Ex OB Fenrich :
"Danach ist bei einem Vorziehen des Stadtbahntunnels mit ca. 3,6 Mio mehr Fahrgästen zu rechnen, 800.000,- Betriebskostenvorteile, das Betriebsergebnis schliesst mit 130.000,- /Jahr zu Gunsten des Stadtbahntunnels ab."
Ex SPD Fraktionsvors. Baitinger:
"Man argumentiert in manipulativer Weise mit den Kosten...und kommt zum Ergebnis, dass alles dreimal teurer kommt als geplant."
28.12.2019 07:15 Uhr
Für mich war/ist das Vorsatz und grob fahrlässig.
Ähnlich wird es dem Stadion und dem Badischen Staatstheater ergehen.
Andererseits ist das alles ein Konjunkturprogramm.
Das Geld fließt: Arbeitsplätze werden geschaffen oder erhalten und ein paar machen den großen Reibach.
Sicherlich könnte das Geld in andere Projekte fließen. Projekte mit sozialer Notwendigkeit.
28.12.2019 08:26 Uhr
28.12.2019 09:37 Uhr
Manche Lokalpolitiker irren sich noch nicht einmal, sondern drücken sich nur so aus, das sie falsch verstanden werden. Wenn andere Menschen falsche Schlüsse ziehen, dann sind diese in deren Augen die Verursacher einer Misere, weil ein mündiger Bürger wissen muss was er will , die Wahl hat und sowieso als Bürger in der Mehrzahl ist.
Und wer soll im Fall von sehr lange dauernden Vorgängen zurücktreten, wenn die Einfädler schon lange nicht mehr im Amt sind? Und vor allem kriegt man im Falle von nachweisbarem Betrgug eventuell auch noch deren Gattinnen auf den Hals, falls die Pension in Gefahr geraten könnte. Die leben davon schließlich auch. Wer hat Mitleid mit denen? Das ist eine verfolgte Minderheit! (Das war jetzt ironisch).
27.12.2019 12:25 Uhr
27.12.2019 12:41 Uhr
27.12.2019 13:49 Uhr
Bleibt noch das Massengeschäft... hauptsächlich Schülerverkehr und der rest Pendler für die es wirklich günstiger wäre.... aber auch hier sind Straßenbahnen blödsinn da viel zu groß. Autonome Kleinbusse (elektrisch betrieben) wären ein Konzept für die nahe Zukunft.... das ganze auf einer Sonderspur (da wo jetzt die Trams fahren). Wäre ein Wettbewerbsvorteil durch Schnelligkeit für den ÖPNV.und autonome Kleinbusse lassensich besser skalieren