Ermöglich hatte dies offenbar ein neuer dritter Planungsentwurf, mit dem das Kulturzentrum "die vorhandene Blockade auf Seiten der städtischen Planungsbehörden sowie der Grundstückseigentümerin", der Fächer GmbH, durchbrochen habe, so Britta Velhagen, die Geschäftsführerin des Tollhauses. Laut Velhalgen sind die Pläne bereits vom Stadtplanungsamt, der Fächer GmbH und dem Kulturamt positiv aufgenommen worden, worauf die gestrige Abstimmung der Gemeinderäte auch hindeutet.
Neuer Standort und Erweiterungen für Automobiltechnikmuseum
Der neue Entwurf sieht eine Erweiterung des Tollhaus-Foyers und eine zweite Spielstätte mit 750 Plätzen im Anschluss an das bestehende Kulturzentrum-Gebäude gen Osten vor. Die neue Halle, auch "Zelthaus" genannt, wird die Funktion des zunächst vorgesehenen neuen Festival-Zeltes übernehmen, auf das die Tollhaus-Betreiber innerhalb ihres dritten Planungsentwurfs verzichteten. Dennoch sehen die Tollhaus-Verantwortlichen in dem jetzigen Konzept eine "Vervollständigung des Kulturzentrums".
Sonst nur selten zu beobachtenden Einigkeit im Gemeinderat gab es gestern bei den meisten Sachlagen der nur 15 Punkte umfassenden Tagesordnung: Beispielsweise beim Thema Verkehrsmuseum, bei dem sich alle Fraktionen für den angemessenen Ausbau des derzeit noch in der Werderstraße befindlichen Automobiltechnikmuseum aussprachen. Allein schon so "automobile Namen" wie Skoda oder Benz - die in der Fächerstadt studierten - seien Verpflichtung, die im Dornröschen-Schlaf befindliche Attraktion salonfähiger zu machen, so die Stimmen aus der CDU-Fraktion.
Geothermiezentrum und Zentrum für nachwachsende Energien
Derzeit umfasst das Technikmuseum zur Automobilgeschichte, das von der Verkehrswacht getragen wird, über 100 Exponate zur Geschichte des Fahrzeugbaus - weitere konnten aufgrund von Platzmangel bislang der Ausstellung nicht hinzugefügt werden. Ein beauftragtes Schweizer Büro befasst sich momentan mit der Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes, das auch die Suche nach neuen Räumlichkeiten für das Museum vorsieht und noch vor Weihnachten dem Gemeinderat vorliegen soll.
Auch in Sachen Kompetenzzentrum Energie waren sich die Stadträte einig, weil nicht zuletzt wegen steigender Preise Energie zu den wichtigsten Zukunftsthemen weltweit gehöre. Angesichts der Klimavorhersagen, die in diesem Jahrhundert einen Temperaturanstieg zwischen vier und sechs Grad vorhersehe, sei offensichtlich Handlungsbedarf gegeben, so Siegfried König in Vertretung von Oberbürgermeister Fenrich: "Wir brauchen die Energiewende", so der erste Bürgermeister, deshalb sei es wichtig in Zukunft rationelle und innovative Energietechniken genauso wie die Forschung an erneuerbaren Energieformen voranzutreiben.
Kompetenzzentrum Energie könnte auch Sekundäreffekte bewirken
Die Stadtwerke leisteten hier schon beachtliches, erklärte König, dennoch fehle es derzeit noch an einer "Klammer", einem Netzwerk, das die wissenschaftlichen Forschungen in der TechnologieRegion derzeit koordiniere. Einen ersten Schritt sei mit dem Aufbau des Geothermiezentrum hier getan, ein weiterer Schritt könnte die Entwicklung eines Zentrums für nachhaltige Energie (ZNE) sein, an dem verschiedene Forschungseinrichtungen in der Region beteiligt sein könnten. Erste Gespräche wurden hierzu offenbar bereits geführt.
"Wie das Kind heißen soll ist egal", erlärte Grünen-Fraktionschef Klaus Stapf, dem eine "bundesweite Modellredaktion" vorschwebt, die nicht zur Lösung von Energieproblemen, sondern auch zur teilweisen Lösung der Arbeitsplatz- und Ausildungsproblematik beitragen könnte. Die Entwicklung von energeissparenden Produkten oder Produktionsstätten beinhalte enormes Wachstumspotenzial, so Stapf, genauso wie der Bau von Enegiespar-Häusern.
Forderung nach schneller Umsetzung der Planungen
Auch die CDU-Fraktion verwies auf die möglichen Sekundäreffekte eines solchen Zentrums und mahnte an, dass der Prozess des Umsetzen nun vorangebracht werde müsse, "das handeln sollte nicht aus den Augen verloren gehen", so CDU-Chef Wolfram Jäger. Die Stadtverwaltung solle die "Handlungsführerschaft übernehmen", um eine bundeweite Spitzenposition auf dem Gebiet der zukünftigen Energiekompetenz einnehmen zu können. Dazu gehöre die Vernetzung der Energiekompetenzen auf regionaler und städtischer Ebene.
Bürgermeister König versicherte für die Stadtverwaltungonzept so schnell wie möglich ein Kozept für die Umsetzung des angedachten ZNE auf den Weg bringen zu wollen. Trotz der Aufbruchstimmung im Plenum bat er die Stadträte um Zeit und Geduld. Denneine dafür vorgesehene Finanzierung in den nächsten Doppelhaushalt einzustellen, sei seines Erachtens so schnell nicht möglich - dazu muss offensichtlich noch zu vieles erarbeitet werden.