Stell euch vor es ist Fastnacht und keiner singt, lacht und tanzt! Schon zum zweiten Mal nacheinander ist den Narren und den organisierten Spaßmachern im Land das Lachen vergangen. Die Stimmung bei den Fastnachtern in der Region ist erneut im Keller, die heiße Phase bei den Karnevalisten bleibt erneut kalt.

Kein Helau und Alaaf, kein Ahoi oder Narri-Narro

Mit dem "Schmutzigen Donnerstag" und Faschingssonntag stehen schon bald die Höhepunkte der jährlichen Kampagne an, doch Corona und seine Auswirkungen legen die meisten der geplanten Aktivitäten erneut lahm. Während man beim Faschingsauftakt zur neuen Kampagne am 11.11. bei den Gesellschaften und Vereinen noch vorsichtig optimistisch war, ist angesichts der nach wie vor anhaltenden Corona-Pandemie Ernüchterung eingekehrt. Kein Helau und Alaaf, kein Ahoi oder Narri-Narro.

Fasching im Landkreis
Bild: Hans-Joachim Of

Nach 2020/21 fällt die Fastnacht schon wieder aus, ein kleiner Virus legt großflächig alles flach. So etwas gab es noch nie. Während man im Februar 2020 gerade noch über die Runden kam und kurz vor Aschermittwoch "Schluss mit lustig" war, wurde ein Jahr später die Fastnacht komplett abgesagt. Angesichts steigender Inzidenzzahlen und durch die vorgegebenen Hygiene- und Abstandsregeln wird es auch jetzt keine Umzüge und Prunksitzungen geben.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Bruchsaler Kultfigur "Graf Kuno vom Kraichgauland" alias Heimfried Werner ist natürlich traurig über die aktuelle Situation und versteht die sich ständig ändernden Vorschriften und Maßgaben der Politik nicht. Bei seinem Heimatverein, der BKG Büchenau, wird am nächsten Samstag in der Rathausscheune auf jeden Fall eine Bühne aufgebaut und Graf Kuno weiß: "Wir werden bereits am Nachmittag ein kleines Programm starten und die Garde wird auftreten. Schließlich haben die Mädels lange geprobt und die Jahresorden liegen bereit."

So wird rund um Bruchsal gefeiert

Das Motto lautet der Situation angemessen: "Lasst Glitzer und Konfetti regnen. Viva la Vida – wir feiern das Leben."  Werner will auf jeden Fall am Fastnachtsamstag im Kostüm über den Marktplatz in Bruchsal laufen und den Menschen signalisieren: "Brauchtum und Fastnacht kennen keinen Verzicht."

Fasching im Landkreis
Bild: Hans-Joachim Of

Während man beim KBF "Die Holzlumpen" Bruchsal den Ausfall des jährlichen Umzugsspektakels beklagt, will man Plan B aktivieren und zumindest ein kleines, internes Heringsessen organisieren. Beim Verein stehen zudem zahlreiche Ehrungen an. "Die Urkunden liegen schon lange in der Schublade. Wir müssen sie endlich an den Mann oder die Frau bringen", heißt es bei der Komitee-Spitze.

Das könnte Sie auch interessieren

Die "Große Karnevalsgesellschaft Bruchsal" macht es wie im Vorjahr und führt am 26. Februar ab 18.11 Uhr eine Online-Prunksitzung durch. Wer Lust hat, kann sich auf www.grokagebruchsal.de oder auf Youtube zumindest Stimmung und Spaß nach Hause holen. Bereits am "Schmutzigen" (24. Februar) wird der vielköpfige Bruchsaler Narrenrat beim Narrenschiff auf dem Otto-Oppenheimer-Platz und Graf-Kuno-Denkmal um 11.11 Uhr eine überdimensionale Narrenkappe präsentieren und Flagge zeigen. Man darf gespannt sein!

"Hurra, wir leben noch. Wir sind noch da"

Die Neudorfer Karnevalsgesellschaft hatte für die "Fünfte Jahreszeit" gar nichts eingeplant. "Zu ungewiss" heißt es dort, zumal ein kleiner Verein die Kontrollen bei einem Umzug nicht stemmen könne. Man flüchtet sich bei der NeuKaGe in Sarkasmus und reimt: "Die Situation ist so traurig wie im vorigen Jahr. Wir haben jetzt im dritten Jahr dasselbe Prinzenpaar."

Fasching im Landkreis
Bild: Hans-Joachim Of

Die Odenheimer Karnevalsgesellschaft hingegen will nicht klein beigeben und sendet ein Lebenszeichen. "Wir zieren die Straßen rund um das Rathaus und stellen in der Ortsmitte auch einen Narrenbaum", berichtet Schatzmeister Hagen Neubert. Man will eine gewisse Präsenz zeigen, frei nach dem Motto: "Hurra, wir leben noch. Wir sind noch da!" Man wolle machen, was erlaubt ist und am Fastnachtsonntag eine kleine, interne Feier durchführen, den Aktiven eine Plattform bieten. "Die Garden haben weiterhin trainiert und wir sind froh, dass wir keine Abgänge zu verzeichnen haben", heißt es aus der Faschingshochburg im Kraichgau.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch bei der KG „Narhalla“ Philippsburg ist man bereit, wenn Corona doch noch etwas zulassen sollte. "Wir halten uns an die Regeln", sagt Präsident Harald Weis und will zusammen mit dem Elferrat und Präsidium am Fastnachtsamstag durch die Stadt ziehen und den Aktiven den eingetüteten Jahresorden, der die Sprengung der KKP-Kühltürme persifliert, übergeben. Dazu gibt es Getränke, Süßes und Knabberzeug. "An einem solchen Tag sind Überraschungen nicht ausgeschlossen", heißt es bei der Vereinsspitze.

"Karneval und Fastnacht dürfen nicht auf der Strecke bleiben"

Diese wird es beim KHC Wiesental aktuell jedoch nicht geben, wie Kommandant Tobias Kolb mitteilt: "Schon unsere traditionelle Veranstaltung, das Kienholzhacken, fiel der Pandemie zum Opfer", klagt Kolb. Die Prunksitzung im Waghäusler Stadtteil sei schon lange abgesagt worden. Man hatte schon früh die Reißleine gezogen. "Für die Aktiven und vor allem den Nachwuchs ist das alles sehr schade. Gerade bei den Garden haben wir bereits Abgänge zu verzeichnen", heißt es aus "Wissädal."

Fasching im Landkreis
Bild: Hans-Joachim Of

Auch in Hambrücken und dort, wo in der heißen Phase der Fastnacht der beliebte "Gaudiwurm" Tausende Besucher anzieht und bei den Prunksitzungen in der Lußhardthalle die Stimmung überschwappt, ist "Tote Hose." Nichts desto trotz, will eine Abordnung des HCC-Präsidiums zusammen mit der Garde am Fastnachtsonntag die Umzugsstrecke ablaufen und den Kindern ein Überraschungspaket übergeben. "Alle Kids, die nicht an der Strecke wohnen, können sich bei uns melden und bekommen ebenfalls ein kleines Präsent", so Präsident Ludwig Marton, der über das örtliche Mitteilungsblatt informierte.

Das Motto des Hambrücker-Carnevals-Club 1979, der sich mit der "Guggemusik Forlebuzzel-Zunft" zusammengetan hat, lautet für Kampagne 2022 auch ohne viel Humba und Täterä: "Gemeinsam Fasching in Hambrücken."

Fasching im Landkreis
Bild: Hans-Joachim Of

Letztlich musste man auch in Kraichtal die Segel streichen, nachdem die eigentlich fest eingeplante Prunksitzung der "1. KFG Uneroiser Kerschdekipper" unter den gegebenen Voraussetzungen nicht über die Bühne gehen kann. "Auf Wiedersehen im nächsten Jahr", lacht Präsident Markus Oberst gequält.

Und Mario Decker, Präsident des Narrenkreises Bruchsal, dem 24 Mitgliedsvereine angeschlossen sind: "Alle fastnächtlich geprägten Verein haben, wie schon in der vergangenen Kampagne, die gleichen Sorgen. Ein Jammer." Der Pandemie zum Trotz heißt es durch die Bank: "Das schöne Brauchtum Karneval und Fastnacht darf nicht auf der Strecke bleiben." Jetzt hoffen alle Vereine, dass der Corona-Spuk im nächsten Jahr endlich Geschichte ist.