Er ist Jahrgang 1976, verheiratet und hat vier Kinder. Gebürtig kommt Daniel Caspary aus Stutensee, lebt mit seiner Familie aber in Weingarten. Der Europaabgeordnete für den Wahlkreis Karlsruhe sitzt seit 2004 für die CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament, mal in Straßburg, mal in Brüssel. Im Mai möchte sich der 42-Jährige erneut zur Wahl stellen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag oder eine Woche bei Ihnen aus?
Das schöne ist: Fast jede Woche ist bei mir anders. Aber meistens geht es Montagmorgen gegen 5 Uhr los Richtung Berlin zum CDU-Präsidium um sich zum Wochenauftakt abzustimmen. Dann, meistens am Nachmittag, von Berlin nach Brüssel oder Straßburg. Da bin ich in der Regel bis Donnerstag. Am Donnerstagabend oder Freitag nehme ich noch Termine im Wahlkreis wahr. Den Sonntag versuche ich für meine Familie so gut es geht freizuhalten. Das ist so die klassische Woche für mich.
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Einen typischen Arbeitstag im Büro hingegen gibt es nicht. Auf der einen Seite gibt es Sitzungen, die gehen auch mal länger. Wenn wir 34 Abgeordnete von der CDU/CSU zusammensitzen, dann nimmt man sich auch mal eine Stunde Zeit um Themen durchzudiskutieren. Es gehört aber auch dazu, viel mit den Kollegen im Gespräch zu sein - oft auch, indem man einfach über die Flure geht.

Ich nenne es "Management by Walking", so kann man viel auf dem kleinen Dienstweg klären. Der andere Teil besteht daraus, möglichst viele Sitzungen mitzunehmen und möglichst viele Gespräche zu führen. Gerade bei uns im EU-Parlament, wo es nicht die klassische Opposition gibt, sondern wo man für jedes Dossier eine neue Mehrheit braucht.
In welchen Ausschüssen im EU-Parlament sind Sie beteiligt?
Ich mache im Moment nur einen Ausschuss, den für Internationalen Handel. Da geht es um das Thema wie wir Globalisierung gestalten, nach welchen Regeln können unsere Unternehmen ihre Produkte auf der ganzen Welt verkaufen. Nach welchen Regeln können Produkte aus der ganzen Welt zu uns kommen.

Das ist ein großes Thema wenn man sich anschaut, dass etwa drei Viertel der baden-württembergischen Industrieproduktion nicht in Deutschland verkauft wird sondern im Ausland. Das ist extrem wichtig. Und als Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe muss ich viel koordinieren. Das kostet manchmal Zeit und deswegen sind wir fast die ganze Woche weg sind, immerhin haben wir 43 Sitzungswochen im Jahr.
Was macht am meisten, was am wenigsten Spaß?
Am meisten Freude machen mir gar nicht unbedingt die großen Sachen, sondern wenn die 'normale' Bürgerin in meine Sprechstunde kommt mit einem Problem und ich dann helfen kann, wenn man sich zwei oder drei Wochen dahinterklemmt und versucht Kontakte herzustellen. Da sieht man, das man an einem großen Projekt mitarbeitet aber es auf der anderen Seite gelingt, dem normalen Bürger mit einem ganz alltäglichen Problem weiterzuhelfen.
Warum haben Sie sich dazu entschieden, für das EU-Parlament zu kandidieren?
Für mich war das eher überraschend 2004. Ich war ganz normal im Beruf, und für mich war bis dahin Politik ein Hobby, das mich zwar begeistert hat, aber mehr nicht. Zum einen war ich Mitglied im Gemeinderat in Stutensee, zum anderen Bezirksvorsitzender der Jungen Union. Und dann kam 2003 die Frage auf, wer kandidiert für das europäische Parlament, weil die beiden amtierenden Abgeordneten mit 68 und 69 Jahren gesagt haben, dass sie aufhören wollen.

Mir ging es wie glaube ich den allermeisten: Europa war für mich weit weg und was die da im Parlament zu melden oder zu tun haben, davon hatte ich gar keine Ahnung. Ich gebe offen zu: Ich war bis dahin nicht derjenige, der von Europa ein großes Bild hatte. Meine Themen waren eher die kommunalen Themen. Deswegen ist es mir seitdem ein Anliegen, wie wir es schaffen, das Thema Europa bei den Leuten in den Köpfen zu verankern, gerade bei den jungen Menschen.
Wie viel Kontakt haben Sie zu den Bürgern?
Das ist mir wichtig, denn ich habe selber erfahren, bevor ich Abgeordneter wurde, dass Europa für mich sehr weit weg ist. Deswegen sehe ich im Schnitt über das Jahr mindestens eine Schulklasse pro Woche. Der Austausche und das Gespräch liegt mir sehr am Herzen, das ist das, was mir am meisten fehlt. Wenn wir als Gemeinderat etwas entschieden haben, dann hat man gleich die Rückmeldung beim Bäcker bekommen. Das ist im Europäischen Parlament etwas anders.

Welche Entscheidungen, die Sie getroffen haben, betreffen Karlsruhe direkt?
Ein praktisches Projekt, da habe ich eine Rolle gespielt, war am KIT-Campus Nord. Da sitzt das Europäische Institut für Transurane. Das bekommt einen Neubau für etwa 40 Millionen Euro, das habe ich vor fast zehn Jahren mit aufs Gleis gebracht. Das andere: Wir hatten die Diskussion vor etwa fünf Jahren über den Fortbestand der Europäischen Schule. Da ist es uns gelungen, die Schließung der Schule zu verhindern. Das sind die Sachen, die sichtbar sind.

Sonst ist es genau das Problem, das wir in Europa haben: Wir geben eher den Rahmen vor. Wenn es dann beispielsweise um europäische Regionalförderung geht. Da bin ich dabei, dass europäische Sozialprojekte eine Chance in Karlsruhe haben.
Aktuell sitzen für die Bundesrepublik 96 Abgeordnete in Straßburg, das ist die Höchstzahl für Mandate aus einem Land. Aus Baden-Württemberg kommen zehn Abgeordnete, darunter Bernd Kölmel (EKR) und Daniel Caspary (CDU). Insgesamt gibt es in der aktuellen Legislaturperiode 751 Abgeordnete. Diese verteilen sich auf acht Fraktionen. 25 Parteien standen im Mai 2014 zur Wahl.
Die Wahlbeteiligung lag in Deutschland bei 48,1 Prozent, europaweit bei 42,6 Prozent. Jeder Wähler hat nur eine Stimme, die Kandidaten werden in Direktwahl gewählt. Die EU-Parlament ist das einzige Organ, das direkt von den Wählern gewählt wird.
Das Europäische Parlament entscheidet zusammen mit dem Europa-Rat über die EU-Gesetze und den Haushalt. Es überwacht die Arbeit der Komission und der anderen EU-Einrichtungen. Es arbeitet eng mit den nationalen Parlamenten der Mitgliedsstaaten zusammen, damit diese sich einbringen können.
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