Die Annahme, der Start in das Gymnasium sei mit Französisch "unvergleichlich schwieriger" sei nicht nachvollziehbar, ließ man aus Stuttgart vermelden. Auch mit Französisch als erster Fremdsprache an den Gymnasien bliebe das Schulsystem weiterhin durchlässig, da für Kinder, die in ein Gymnasium am Oberrhein wechseln, zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung stünden. Zudem wären die Schulen darauf vorbereitet und in der Lage, Fördermaßnahmen anzubieten und, wenn erforderlich, das Fach Französisch im ersten Jahr des Übergangs als nicht versetzungsrelevant zu behandeln.
Eltern und Opposition kämpfen weiter
Die Eltern der betroffenen Schüler allerdings sehen ein Problem in der Zukunft ihrer Kinder. Wie einem offenen Brief des Elternbeiratsvorsitzenden einer Loffenauer Grundschule an Ministerpräsident Günther Oettinger zu entnehmen ist, sieht man Nachteile in der Wettbewerbsfähigkeit der Kinder. Im Vergleich zur "Englischzone" hätte man einen sprachlichen Nachteil, der sich auf den späteren beruflichen Werdegang der Kinder massiv auswirken könne.
Unterstützung erhalten die protestierenden Eltern vom SPD-Landtagsabgeordneten Gunter Kaufmann. Er hatte sich bereits vor zwei Monaten in einem Schreiben an Kultusminister Helmut Rau (CDU) gewandt, mit der Bitte, die Entscheidung noch einmal zu überdenken. Auf der Sitzung des Schulausschusses des baden-württembergischen Landtags hat er nun auch einen parlamentarischen Antrag eingebracht: "Französisch nicht verpflichtend als erste Fremdsprache an den Gymnasien der Rheinschiene einzuführen und den Schulen die Wahlfreiheit für die erste und zweite gymnasiale Fremdsprache zu überlassen," lautet seine Forderung.
Rückendeckung bekommt Kaufmann von den Grünen. Renate Rastätter, schulpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen, stellte noch einmal heraus, dass es "eine Entscheidung gegen den Willen einer ganzen Region" sei. Gleichzeitig kündigte sie an, dass die Grünen auch weiterhin für die erforderliche Wahlfreiheit kämpfen würden, nachdem ihr Antrag abgelehnt wurde.
"Kinderland Baden-Württemberg" - eine Farce?
Sowohl Kaufmann als auch der Landesfraktion der Grünen gehe es hierbei nicht um ein gegenseitiges Ausspielen von Französisch und Englisch, sondern allein um die Berücksichtigung des Willens von Eltern und Schülern. So könne ein Umzug der Eltern selbst innerhalb eines Landkreises bedeuten, dass die Kinder in ein anderes "Lernkonzept" fallen und damit in Englisch als erster Fremdsprache unterrichtet werden.
Sie wären somit die Leidtragenden. Gunter Kaufmann sieht des Weiteren eine erhebliche Einschränkung der Mobilität, die gerade in heutigen Zeiten von Arbeitnehmern in erhöhtem Maße gefordert wird. Weiter vertritt er die Meinung, dass durch diese "zutiefst familienunfreundliche" Entscheidung das von der CDU/FDP-Landesregierung viel propagierte "Kinderland Baden-Württemberg" weiter zur Farce verkäme.