(Marie Wehrhahn)
"Es ist erfahrungsgemäß ein äußerst seltenes Ereignis, dass ein Straßenbahnfahrzeug brennend im Streckentunnel liegen bleibt, da durch die Notbremsüberbrückung eine Weiterfahrt bis zur nächsten Haltestelle oder ins Freie in der Regel möglich ist", erklärt die Stadt in ihrer Stellungnahme auf Jürgen Wenzels Anfrage.

Ausgeschlossen werden könne dieses Szenario jedoch nicht völlig. Es gilt als "unvermeidbares Restrisiko." Wie würde die Feuerwehr also vorgehen, wenn eine Bahn während ihrer Fahrt durch den Tunnel tatsächlich Feuer fängt?

Wie man vonseiten der Verwaltung erklärt, sehe das Rettungskonzept eine Räumung des vollbesetzten Zuges über die seitlichen Notgehwege und das Gleisbett vor. Dieser Rettungsweg könnte bis zum nächsten Bahnsteig oder bis zur Tunnelmündung maximal 300 Meter reichen. 70 Zentimeter breit seien die Notgehwege an den Seiten des Tunnels - die Stadt spricht von "hindernisfreien Fluchtspuren".

Rollstuhlfahrer sind auf Hilfe anderer angewiesen

Es bestehe also die Möglichkeit, dass Fahrgäste sich zunächst, vor Eintreffen der Feuerwehr, selbst ins Freie buxieren können. Für Rollstuhlfahrer und mobilitätseingeschränkte Personen bestehe diese Fluchtchance jedoch nicht. "Eine Selbstrettung von Personen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen ist im Rettungskonzept nicht vorgesehen und sicherheitstechnisch auch nicht möglich", so die Stadt.

In diesen Fällen sei die Hilfeleistung von Fahrgästen und Zugpersonal zwingend erforderlich, sogar vorgeschrieben. Strafbar mache sich jeder, der gegen diese Anweisung verstoße. Es handelt sich dann um unterlassene Hilfeleistung. In letzter Instanz sind die Einsatzkräfte nach Ankunft für die Evakuierung behinderter Menschen verantwortlich, ebenso wie für alle anderen Fahrgäste.

Einsatzkräfte in der Schweiz geschult

Verantwortlich sind im Ernstfall Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Karlsruhe sowie gegebenenfalls der Freiwilligen Feuerwehr. "Ob dieser Kräfteansatz für das Szenario 'Brandeinsatz in einer unterirdischen Verkehrsanlage' ausreichend ist, ist einer der Punkte, der derzeit in der, bei der Branddirektion Karlsruhe laufenden, externen Organisationsuntersuchung aufgegriffen und bewertet wird", erklärt die Stadtverwaltung in ihrem Statement an Wenzel. Die Einsatzkräfte der sogenannten "Tunnelfeuerwehr" erhielten bereits Schulungen bei der International Fire Academy in der Schweiz - die Kosten dafür trägt die Kasig. '

Auch im Brandschutzkonzept verordnet sind Rauchabzugsschächte im Wert von rund 7,1 Millionen Euro. Einer von ihnen soll auf dem Marktplatz als zentraler Auslass für die Entrauchungsanlage der unterirdischen Haltestelle nördlich des Ludwigsbrunnens entstehen. Auf dem Europaplatz seien vier separate Rauchwärmeabzüge im Bereich des südlichen Bahnsteigs der oberirdischen Haltestelle Europaplatz angeordnet.

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