Es ist etwa 9.45 Uhr an einem trockenen und sonnigen Maimorgen, als der Polizei gleich mehrere Zeugen ein illegales Autorennen auf der Bundesautobahn 5 (A5) bei Weingarten melden. Offenbar bot das gute Wetter für einige Verkehrsteilnehmer auf dem dreispurigen Abschnitt der Autobahn geradezu  ideale Bedingungen, um in einem Rennen gegeneinander anzutreten.

Konnten die Raser gestoppt werden?

So sollen derzeitigen Erkenntnissen der Verkehrspolizei zufolge mehrere hochmotorisierte Sportwagen zwischen den Anschlussstellen Karlsruhe-Nord und Bruchsal  mehrfach den Verkehr ausgebremst haben. In Folge sollen die Autofahrer dann beschleunigt und sich mit hoher Geschwindigkeit ein Straßenrennen geliefert haben.

Die Waldbrücke über die A5.
Die Waldbrücke über die A5. | Bild: Tim Carmele

Vier Streifenwagen konnten zwei der beteiligten Raser bei Waldorf stoppen. Nachdem Hinweisgeber die Polizei verständigt hatten, konnte diese durch den Einsatz mehrerer Funkstreifen der Autobahnpolizei der Polizeipräsidien Karlsruhe und Mannheim die Teilnehmer am Autobahnkreuz Mannheim anhalten und einer eingehenden Kontrolle unterziehen.

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Die Beamten beschlagnahmten dann die Führerscheine zweier Raser im Alter von 30 und 32 Jahren, die mit ihrem Mercedes beziehungsweise BMW M4 am Rennen teilnahmen. Von beiden Männern wurde zudem eine Sicherheitsleistung in Höhe von je 3.000 Euro erhoben. Sie müssen nun mit Strafanzeigen rechnen. Acht weitere Fahrzeuge sollen beteiligt gewesen sein, konnten aber nicht gestoppt werden.

Der Reiz an Autorennen

Eine Vermutung, was den Reiz an illegalen Autorennen ausmachen könnte, formuliert Martin Plate, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Karlsruhe in einer Mail an die Redaktion hingegen wie folgt: "Die falsch ausgelebte Begeisterung für hochmotorisierte, sportliche Fahrzeuge, gepaart mit Imponiergehabe und völliger Unvernunft sind sicherlich nur einige Gründe."

Martin Plate, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion des Polizeipräsidiums Karlsruhe.
Martin Plate, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion des Polizeipräsidiums Karlsruhe. | Bild: Thomas Riedel

Auch sei bei diesen europaweit stattfindenden Fahrten Deutschland als Transitland zwangsläufig sehr oft betroffen. "Dass keine durchgängigen Tempobeschränkungen bestehen, kann einen zusätzlichen Anreiz auslösen", so Plate.

Wie oft kam es in Karlsruhe zu Autorennen?

Mitte 2022 rechnete das ARD-Mittagsmagazin vor, dass sich die Zahl der polizeilich erfassten Autorennen in Deutschland seit 2019 auf 5.674 mehr als verdoppelt hat. Wie die Polizei Karlsruhe auf Anfrage der Redaktion mitteilt, seien im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums im Jahr 2022 fünf verbotene Autorennen zur Anzeige gebracht. Ob dies besonders viel, eine Verdopplung darstelle oder vergleichsweise wenig sei, teilte die Polizei allerdings nicht mit.

Viele Autofahrer sehen sich durch Raser veranlasst, selbst schneller zu fahren. (Symbolbild)
Viele Autofahrer sehen sich durch Raser veranlasst, selbst schneller zu fahren. (Symbolbild) | Bild: Patrick Pleul

"Wichtig ist hierbei aber zu berücksichtigen, dass mittlerweile verschiedene Gerichtsurteile auch die sogenannte Polizeiflucht, also das Flüchten vor einem Polizeifahrzeug, als verbotenes Kraftfahrzeugrennen zu bewerten ist", erklärt ein Polizeisprecher gegenüber ka-news.de am 19. Mai. Soll heißen: Die fünf angezeigten Rennen aus dem Jahr 2022 waren auch wirklich illegale Autorennen - und keine Flucht vor einem Polizeiauto.

Mit welchen Strafen haben die Verkehrsrowdys nun zu rechnen?

"Adrenalin, Nervenkitzel, das Gefühl schneller und besser zu sein als andere" seien nach dem aktuellen Bußgeldrechner für das deutsche Verkehrsrecht nur einige Gründe für viele Raser, weshalb sie an Autorennen teilnehmen. Solange derartige Rennen auf speziell für diesen Zweck ausgelegten Strecken stattfinden, haben die Fahrer dabei nicht mit rechtlichen Konsequenzen  zu rechnen.

Zu häufige Geschwindigkeitsüberschreitungen ziehen ein Fahrverbot nach sich.
Zu häufige Geschwindigkeitsüberschreitungen ziehen ein Fahrverbot nach sich. Um dieses kommen die Raser auch dann nicht herum, wenn sie freiwillig an einer verkehrspsychologischen Schulung teilnehmen. | Bild: Frank Rumpenhorst

Wird für das Rennen allerdings der öffentliche Straßenverkehr gewählt, sieht die Sache anders aus. So stellen illegale Autorennen nicht nur ein enormes Risiko für andere Verkehrsteilnehmer, sondern auch für die Raser selbst da.

Im Jahr 2017 hat die Bundesregierung nach mehreren Todesfällen durch illegale Autorennen daher die Sanktionen verschärft. Bis dahin wurden illegale Autorennen lediglich als Ordnungswidrigkeit angesehen und mit einem Bußgeld, Punkten in Flensburg sowie einem Fahrverbot bestraft.

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Wie der ehemalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt seinerzeit in einer Rede am 29. Juni 2017 in Berlin sagte, würden diese Strafen "dem Gefährdungspotenzial allerdings nicht gerecht" und wurden entsprechend geändert.

So werden illegale Straßenrennen seitdem nicht mehr nur als Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat gewertet. Konkret gestalten sich Strafverschärfungen wie folgt:

Tatbestand Punkte Weitere Folgen
Teilnahme oder Veranstalter eines illegalen Autorennens 3 Freiheitsstrafe von bis zu 2 Jahren oder Geldstrafe; Fahrerlaubnisentzug
Gefährdung anderer Menschen durch illegales Autorennen 3 Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren oder Geldstrafe; Fahrerlaubnisentzug
Verursachung schwerer Verletzungen oder gar des Todes eines Menschen bei einem illegalen Autorennen 3 Freiheitsstrafe von bis 10 Jahren (mindestens Haftstrafe von einem Jahr); in minder schweren Fällen von bis zu 5 Jahren; Fahrerlaubnisentzug

Auch das in Beschlag nehmen der Fahrzeuge, mit denen illegal Rennen gefahren wurden, ist seitdem möglich. 

Wie geht die Polizei gegen illegale Autorennen vor?

Doch um die Raser überhaupt bestrafen zu können, müssen sie erstmal dingfest gemacht werden. Aber wie? "Im besten Fall gelingt es, bei entsprechenden Erkenntnissen ein Rennen von vornherein zu verhindern", so Plate.

Laut einer Studie hat die Aggressivität im Straßenverkehr zugenommen.
Laut einer Studie hat die Aggressivität im Straßenverkehr zugenommen. | Bild: Frank Rumpenhorst/dpa

Dies könne durch präventivpolizeiliche Maßnahmen, die bei den potenziellen Teilnehmern beziehungsweise dem Veranstalter ansetzen, geschehen und bis zu einer Beschlagnahmung von Fahrzeugen oder auch Aufenthaltsverboten führen. Vor allem Verkehrs- und Geschwindigkeitskontrollen sowie der sofortigen Unterbindung und beweissicheren Strafverfolgung käme dabei eine erhebliche Bedeutung zu.

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So hat der ein oder andere beispielsweise sicher schon einmal gesehen, wie die Polizei Autofahrern mit erhöhter Geschwindigkeit hinterherfährt und diese mithilfe eines elektronischen Textbands auf dem Polizeifahrzeug zum Aufhalten auffordert.