Karlsruhe Sicherer Fahrradfahren durch die Baustellenstadt: Radlerforum stellt neue Ideen für Karlsruhe vor
Augen auf im Straßenverkehr - seit Baubeginn der Kombilösung gilt das für Karlsruher Radler ganz besonders. Aus diesem Grund war die Kernfrage des diesjährigen Radlerforums die Verbesserung der Sicherheit im Baustellenverkehr. Digitale Leittafeln und der Ausbau der Radinfrastruktur waren dabei nur einige der Ideen der Experten.
Wenn die Kombilösung sich mit ihren Baustellen aus der Kriegsstraße zurückzieht, soll diese auch zu einem Hauptverkehrsweg für Radfahrer werden, betont Bürgermeister Michael Obert beim Radlerforum vor wenigen Tagen. Bei der Ausführungsplanung, die derzeit auf Basis des Bebauungsplans erarbeitet wird, liegen vor allem die Optimierungen für Radfahrer und Fußgänger im Fokus. Denn der Bebauungsplan ist schon einige Jahre alt und die "Fahrradstadt Karlsruhe" hat sich Obert zufolge seither weiterentwickelt.
Kriegsstraße soll radlerfreundlich werden
Beim Radlerforum stand vor allem die Ost-West-Achse im Mittelpunkt: Künftig sollen auf der Gleistrasse in der Kriegsstraße gegenläufig fahrende Straßenbahnen so getaktet werden, dass sie die Querungsstellen gleichzeitig erreichen und diese so möglichst wenig blockieren. Heißt: Freie Fahrt für Radfahrer. "Das nehmen wir mit", so Baubürgermeister Obert, auch wenn er noch skeptisch ist, was die betriebliche Umsetzbarkeit angeht. Die Detailplanung für die umgestaltete Kriegsstraße wird dem Gremium dann 2019 mit allen Aspekten vorgestellt.

Die Verwaltung möchte außerdem auch den Vorschlag prüfen, die Sophienstraße zur Vorfahrtstraße zu machen, das geht aus der Pressemeldung vom Radlerforum weiter hervor. Das diene der Klarheit, so die Überlegung. Denn schon heute werde sie von sehr vielen Verkehrsteilnehmern – auch denen aus den Nebenstraßen – als vorfahrtberechtigte Straße empfunden, so die Meinung des Gremiums. In reinen Tempo-30-Zonen ist rechtlich nur Rechts vor Links möglich. "In einer Fahrradstraße jedoch lässt das Regelwerk eine Vorfahrtstraße zu", führte Joachim Zwirner vom Referat Verkehr beim Polizeipräsidium Karlsruhe aus.

Zahl der Radunfälle noch zu hoch
Ein weiterer wichtiger Punkt im Radlerforum: Die Radunfallstatistik, ein Dauerthema des Radförderprogramms. 624 Unfälle unter der Beteiligung von Radfahrern gab es 2017, damit nur geringfügig weniger als 2016 (654 Unfälle). Dabei besonders gefährdet: Kinder. "Zum Schuljahresbeginn werden wir wieder verstärkt präventiv, aber auch repressiv tätig werden", kündigt Zwirner an. Generell sollte man es Radfahrern möglichst einfach machen, sich richtig zu verhalten, war man sich im Forum einig. Also: Attraktive Radverkehrsführungen anbieten, Sichtkontakt fördern.

Genau schaue man dort hin, wo Radler in Unfälle verwickelt waren, obwohl sie alles richtig gemacht haben, so Zwirner. Konsequent Unfallhäufungsstellen angehen, laute die Devise. Hier ist 2017 vor allem die Sophienstraße am Kreuzungspunkt mit der Schillerstraße aufgefallen. Auch die Kreuzungen Erzbergerstraße/Michiganstraße und Stuttgarter Straße/Wolfartsweierer Straße oder auch Rüppurrer Straße/Baumeisterstraße seien dabei in den Fokus gerückt.
Maßnahmen für sicheres Fahrradfahren in Baustellen
Wo an Baustellen der Gleisbetrieb eingestellt ist und Radwege über Schienen hinweg am Baufeld vorbei geführt werden, werden diese ausgemörtelt oder mit Gummilippen verschlossen. "So sollen Stürze vermieden werden", sagt Baustellenkoordinator Jürgen Lohmeyer vom Tiefbauamt in der Pressemeldung. "Aber letztlich müssen auch Radler angepasst fahren!"

Zum Standardthema im Radlerforum gehört zudem auch der Umgang mit Baustellen im Karlsruher Radverkehrsnetz. Klar ist: "Alle Verkehrsteilnehmer, auch Radler, müssen Einschnitte durch die Kombilösung oder andere Baustellen in Kauf nehmen", so Lohmeyer.
Konzept "Längere, aber sichere Wege"
"Längere, aber sichere Wege" heißt das Konzept für die Kombilösung Kriegsstraße. Mit Wegeführungen abseits der Baufelder in der Kriegsstraße. Das Reallabor GO Karlsruhe, das Forschungsprojekt der Hochschule Karlsruhe, wird hier die empfohlene Linienführung am Mendelssohnplatz mit digitalen Tafeln unterstützen, heißt es in der Pressemitteilung. Darauf zu sehen seien die Zeitangaben für die Umleitungsstrecke, aber auch für den direkten Weg über die Engstelle. Das Ziel des Konzepts: Dass sich die Erkenntnis einstellt, dass der kürzeste Weg nicht automatisch der schnellste und sicherste ist.
Auch für die Wasserwerkbrücke wurden an einer Wegebeziehung für Radfahrer sowie Fußgänger für die Dauer der Vollsperrung gearbeitet. Gleiches gilt - kleinräumiger - für die Brücke Am Fasanengarten.
Radinfrastruktur soll weiter ausgebaut werden
Der Pressemeldung zufolge haben das Tiefbauamt und das Stadtplanungsamt wie immer auch über den aktuellen Ausbau der Radinfrastruktur sowie geplante Projekte informiert. Aktuell wird etwa an Abschnitten der Stadtteilroute von Hagsfeld in die Innenstadt über Rintheim und Oststadt gearbeitet. Vorgestellt wurden zudem Überlegungen zur Geh- und Radwegeverbreiterung entlang der L623 zwischen Wolfartsweier und Grünwettersbach.
ADFC Karlsruhe bekräftigt Engagement zugunsten Radstadt Karlsruhe
Dass die Stadt und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Karlsruhe bei der Radverkehrsförderung am gleichen Strang ziehen, untermauerte Christian Büttner, Vorstandssprecher des ADFC Karlsruhe, im Radlerforum.
"Wir streben bis 2025 einen Radanteil von 40 Prozent an", gab er bei der Vorstellung des Radverkehrspolitischen Programms bis 2025 des ADFC Karlsruhe die Richtung vor. Der ADFC will dies mit einem weiteren systematischen Engagement erreichen - und war sich da mit Bürgermeister Michael Obert einig. "Eine Stadt, die die Aufholzeit hinter sich hat, muss die nächste Raketenstufe zünden, um voran zu kommen", betont der Baubürgermeister.

Zu den Maßnahmen gehören die aktuell diskutierten Verbindungen der Stadt mit der Region über Radschnellwege, ebenso wie der weitere innerstädtische Ausbau der Radinfrastruktur mit Fahrradstraßen oder auch Radstreifen. "Wir müssen zudem Leuchtturmprojekte umsetzen - etwa die Beseitigung der Schiebestrecke am Hafensperrtor. Oder auch zur Mobilitätsbildung Rollerprojekte in Kita und Grundschule etablieren. Natürlich ist das nicht umsonst zu bekommen", weiß Christian Büttner. "Vielleicht sollte die Stadt das Radbudget entsprechend aufstocken", so der ADFC-Mann abschließend.
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16.07.2018 09:07 Uhr
Ein viel genutzter Feldweg ist der Weg von der Klotze zum Weinbrennerplatz, da es eine der Hauptverbindungen von Hardtdeck- und Heiderstückersiedlung. Laut Stadt nur Feldweg, daher keine Beleuchtung und Holperpiste.
Solange die Stadt nur Wege ausschildert und damit meint fahrradfreundlich zu sein, werden es keine 40% Fahrradfahrer! Sinnvolle Abstellplätze für Fahrräder müssen auch geschaffen werden, die ein diebstahlsicheres Abschließen (nicht nur vom Vorderrad) ermöglichen.
Parktplätze in der Stadt abschaffen ist nicht die Lösung. Wer will den Großeinkauf mit dem Fahrrad transportieren?
16.07.2018 09:34 Uhr
Lastenräder
15.07.2018 14:20 Uhr
Dann allerdings müssten Konzepte her, die die Bezeichnung auch verdienen.
Und da ist es nicht mit ein paar Schildern getan, die Wege ausweisen, die der Pendler eh in- und auswendig kennt. Und die einem dann auch noch anzeigen, wieviel Zeit man gerade mal wieder vergeudet.
Ich radel ab und zu nach Wörth. Zwischen dem Maximilian Center und dem Bahnhof muss man über eine Brücke, auf der leichten Gefällstrecke Richtung Bahnhof wars immer etwas holprig - wenn auch weniger schlimm als zwischen Oststadt und Durlach auf der Allee. Vor 3 Wochen kam ich mal wieder vorbei: Und siehe da, mal eben begradigt das Stück. Sieht preisgünstig aus, aber erfüllt seinen Zweck. Pragmatismus à la Pfalz - gut so.
15.07.2018 11:00 Uhr
Autofahrer und Fahrradfahr stehen sich im falschen Verhalten in nichts nach.
15.07.2018 09:31 Uhr
Das ach so beliebte Parken und Halten auf den Fahrradspuren ist für Radfahrer saugefährlich, weil sie in den fließenden Verkehr ausweichen müssen. In Karlsruhe ist dies sehr verbreitet - ich sage nur Rheinstraße in Mühlburg -, und ich habe nicht den Eindruck, dass die Polizei sich darum kümmert.
Vorfahrtsregeln wie "rechts vor links" gelten auch zugunsten von Radfahrern - das hat sich auch noch nicht herumgesprochen.
15.07.2018 10:56 Uhr
15.07.2018 12:00 Uhr
Die meisten Eltern haben selbst keine Ahnung vom Radfahren (sich nur irgendwie drauf halten zu können ohne Umfallen, genügt nicht
Und auch bei Fahrrädern gilt dasselbe wie bei Autos: Vernünftige Technik kostet.
15.07.2018 17:01 Uhr
15.07.2018 19:55 Uhr
Ne - das bisschen Fahrrad-Rollen auf 'nem abgesperrten Übungsplatz ist letztlich nichts wert. Das mag die Eltern ja toll beruhigen - zu mehr taugt das nicht.
Wann sind Sie das letzte Mal mit dem Nachwuchs Radfahren üben gewesen - so auf 'nem leeren Parkplatz am WE? Bremsen üben, enge Wendemanöver, einhändig / freihändig Fahren, echter Schulterblick mit richtig Kopfdrehen und trotzdem geradeaus weiter fahren, etc.? Ich wette: gar nicht.
Radfahren, Radbeherrschung, Verkehrskompetenz lernt man im Straßenverkehr - nicht im Labor. Und was ich da an Eltern (die ja eigentlich reine Autofahrer sind) mit ihren Kindern so veranstalten sehe - man muss froh sein, dass nur so wenig passiert.
15.07.2018 11:54 Uhr
Ich hatte schon genug Autofahrer, die sich beschwerten, ich stünde im Weg rum, weil sie genau dort fahren wollten ...
... auf dem Gehweg!
Ganz zu schweigen von den vielen Stellen auf Gehwegen, wo ich keine Chance habe zu gehen, weil die Autos da schon länger rumstehen ...
Und gestern erst hat ein Autler seine Unkenntnis über § 9 durch Hupen kundgetan ...