Karlsruhe Ein Blick in die Nextbike-Werkstatt: Dieser Mann sorgt für Karlsruhes liebsten Drahtesel
Ob zur Arbeit, zu Freunden, oder einfach nur für eine Spritztour: die KVV Nextbikes sind so beliebt wie nie zuvor. Alle 340 Mieträder, die in der Stadt Karlsruhe zurzeit im Einsatz sind, haben seit März 2019 über 450.000 km zurückgelegt - da ist ein enormer Wartungsaufwand vorherbestimmt. Doch wer sorgt eigentlich dafür, dass uns die rot-weißen Drahtesel stets funktionstüchtig zur Verfügung stehen? ka-news.de hat die Service-Werkstatt der Nextbikes besucht.
Autos sind zu teuer, der Berufsverkehr ist endlos und für die Umwelt ist es auch nicht gut. Viele greifen in dieser Situation auf die CO2-freundliche Alternative zurück: den guten alten Drahtesel. Dafür bietet der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen "Nextbike" seit März vergangenen Jahres das Fahrradleihsystem "KVV.nextbike" an.

Das ist - im Gegensatz zur Vorgängerversion, dem "Fächerrad" - nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den umliegenden Stadtteilen verfügbar. Auch in umliegenden Städten wie Baden-Baden oder Rastatt hat sich das Leihrad mittlerweile etabliert - das macht insgesamt mehr als 460 Nextbikes im KVV-Gebiet.
"Arbeitsbeginn ist bei uns um 5.30 Uhr"
Zwar bedeutet das mehr Bewegungsfreiheit für den Kunden, steigert aber zugleich die Wartungsarbeiten der Mieträder. Denn: Die Räder müssen nicht nur mit den verschiedenen Fahrstilen der Nutzer zurechtkommen, sondern auch täglich Wind und Wetter standhalten.
Das weiß auch Hans-Peter Föller, Serviceleiter der "KVV.nextbikes" und Leiter des vierköpfigen Teams der einzigen Nextbike-Werkstatt in Karlsruhe.

"Arbeitsbeginn ist bei uns um 5.30 Uhr, fünf Mal die Woche. Da fahren wir die verschiedenen Stationen ab und sammeln die Fahrräder ein, die eine Reparatur benötigen oder aufgeladen werden müssen", erklärt Föller im Gespräch mit ka-news.de.
Welche Fahrräder müssen überhaupt repariert werden?
Vor allem bei "kritischen Punkten" - wie dem Mendelssohnplatz/Ecke Kriegsstraße - ist ein Parken und Einsammeln nicht möglich, weshalb der Rundgang noch vor dem Berufsverkehr erfolgen muss. Danach geht es in der Werkstatt an die eigentlichen Reparaturarbeiten. Aber woher wissen Föller und seine Kollegen, welche Fahrräder überhaupt eingesammelt werden müssen?

Das funktioniert so: Sobald ein Kunde das Fahrrad in Durlach oder der Innenstadt abstellt oder an einer Nextbike-Station abgibt, werden die Informationen über GPS an ein spezielles System der KVV weitergeleitet. Hierüber kann Föller dann beispielsweise einsehen, wie lange das Fahrrad unterwegs ist und ob es gegebenenfalls eine Inspektion benötigt.
Ist das der Fall, erscheint das Mietrad auf dem Display mit der Farbe rot. Ebenso können Kunden über die App oder die Hotline auf einen Defekt aufmerksam machen.

Nextbike-Hotspots erhalten mehr Aufmerksamkeit
Dabei gibt es jedoch eine Ausnahme: die sogenannten "Nextbike-Brennpunkte". Das sind Stationen, an denen zum Beispiel ein ständiger Austausch von Fährrädern durch Pendler stattfindet.
Damit es zu keinem Engpass kommt, werden hier die Nextbikes öfter überprüft als an anderen Stationen oder direkt vor Ort wieder fit gemacht.

Dementsprechend erfordert das Einsammeln, Warten und erneute Positionieren der Leihräder einiges an Planung - bei über 50 Stationen im KVV-Gebiet kein leichtes Unterfangen. "Bei der hohen Auslastung kommen wir oft gar nicht hinterher, alle Stationen mit Fahrrädern zu versorgen", erklärt Hans-Peter Föller. "Da haben die Brennpunkte wie der Hauptbahnhof mehr Priorität." In der Regel werden die Räder pro Ausleihe zwischen einem und acht Kilometern bewegt.

Hauptsächlich kleinere Wartungsarbeiten
Im Schnitt kommen so zirka drei bis fünf neue Reparaturen am Tag hinzu, wobei es sich meist um kleinere Wartungsarbeiten handelt. Fahrräder, die wegen Vandalismus eingesammelt werden, kommen laut Föller rund 10 bis 15 Mal pro Jahr vor.
Wurde dabei der Kompressor irreparabel beschädigt, muss das Rad verschrottet werden. "Diebstähle werden durch die Rahmenschlösser der Nextbikes zusätzlich erschwert und kommen deshalb nur vereinzelt vor", so der Serviceleiter gegenüber ka-news.de. Zu den jeweiligen Umständen gebe es aber bisher noch keine Statistiken.

Und was steht aktuell auf dem Plan? "Im Moment sind wir damit beschäftigt, die E-Bikes für den Frühling wieder fit zu machen. Die können wir nämlich bei den Temperaturen nicht draußen lassen", so Föller abschließend.
Ab März sollen die elektrischen Drahtesel dann wieder fahrbereit sein - genauso wie die vielen anderen Räder, die Hans-Peter Föller und sein Team täglich fahrbereit halten.

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11.03.2020 13:42 Uhr
10.03.2020 20:13 Uhr
10.03.2020 01:29 Uhr
Kompressor am Fahrrad? Wie das?
09.03.2020 22:05 Uhr
10.03.2020 14:24 Uhr
10.03.2020 05:33 Uhr
Dann doch lieber mit dem Nextbike zurücklegen, so geht die gewonnene Zeit auch nicht durch Garagentor öffnen und Einparken verloren.