Diskriminierung kommt in vielen Formen daher, ob es die Herkunft ist, eine Behinderung, Religion, das Geschlecht oder das Alter. Um Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, Beratung und Hilfe bieten zu können, gibt es seit 2016 die Antidiskriminierungsstelle (ADS). Und die wird gerne in Anspruch genommen. Schon 45 mal kamen Menschen in die ADS auf dem Gelände des alten Schlachthofs, erklärt Annette Ganter, Leiterin der ADS, gegenüber ka-news. Und die Zahlen steigen.

Diskriminierung am Gartenzaun
Einer ihrer Klienten ist Pjotr Kusminov*. Er suchte Beratung bei der ADS, weil er sich in seinem Kleingartenverein diskriminiert fühlte. Er beschwerte sich beim Vorstand über die Zustände, doch statt einer Antwort bekam er nur das zu hören: "Wenn Ihnen die Regeln hier nicht gefallen, dann gehen Sie in Ihr Land zurück!" Für den gebürtigen Armenier, der seit 22 Jahren in Deutschland lebt, ein großes Unding.
"Ich wurde krank von dem Streit, ich bekam Gicht und musste Schmerzmittel nehmen und habe stark zugenommen", erklärt er im Gespräch mit ka-news. Sogar Depressionen hat er bekommen und war wochenlang krankgeschrieben.
20 Stunden pro Fall
Deswegen wendete sich der Armenier an die Antidiskriminierungsstelle. "Ich habe mir nicht mehr zu helfen gewusst", sagt Kusminov. Dann nahm Annette Ganter von der ADS ihre Arbeit auf. "Wir haben einen Brief geschrieben, aber es kam keine Antwort. Deswegen haben wir das erstmal nicht mehr weiter verfolgt", so Annette Ganter weiter. Etwa 20 Arbeitsstunden braucht jeder der Fälle im Schnitt, die die junge Frau bearbeitet. Allein im Juli waren es bislang vier neue Fälle, die bei der ADS Hilfe gesucht haben.
"Es passiert so viel alltägliche Diskriminierung, egal wo im Leben - ob bei der Arbeit oder eben im Gartenverein", sagt Annette Ganter gegenüber ka-news. Wer zu Annette Ganter kommt, fühlt sich oft sehr hilflos. Doch die Leiterin der ADS hilft, wo sie kann. "Meist beraten wir nur oder bieten ein Gespräch mit allen Beteiligten an. Nur juristisch können wir nicht tätig werden, dann verweisen wir an Anwälte!"

Größtes Thema: Rassismus
Die meisten Menschen, die in die ADS kommen, haben Erfahrungen mit Rassismus gemacht. "Wir haben auch auch Klienten, die wegen ihres Alters oder ihres Geschlechts diskriminiert werden", so Ganter weiter. Deswegen sei es umso wichtiger, schon früh über das Thema Diskriminierung aufzuklären. "Gerade im schulischen Bereich ist das wichtig, zusätzlich wir machen auch viele Workshops, auch in Firmen."

Mittlerweile hat Pjotr Kusminov allerdings die Kündigung für seine Gartenparzelle erhalten, Ende des Jahres muss er seinen Garten verlassen. Auch Annette Ganter bleibt nicht mehr viel Zeit. "Die Antidiskriminierungsstelle gibt es nur noch bis Ende 2018, dann laufen die Gelder vom Land aus", sagt sie. Doch sie hat bereits alles in die Wege geleitet, um neue Fördermittel zu erhalten - noch steht eine Antwort der Stadt allerdings aus.
(*Name von der Redaktion geändert)
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