Listeria monocytogenes - Listerien - sind momentan das häufigste Bakterium, mit denen die Mitarbeiter der Abteilung "Tierische Lebensmittel" zu tun haben. "Listerien kommen überall vor", erklärt Martin Lohneis, Leiter der Abteilung.
100 Keime pro Gramm erlaubt
Vorgefunden haben er und sein Team den Krankheitserreger in Rohmilchkäse, Brühwürsten, aber auch in geräuchertem Lachs. Damit die Experten ein Lebensmittel im Hinblick auf die Listerienbelastung als unbedenklich einstufen können, darf die zulässige Höchstmenge von 100 Keimen pro Gramm Lebensmittel nicht überschritten werden.
Das Problem bei den Listerien - wie bei vielen anderen Keimen - ist, dass sie beim Erhitzen nicht vollständig abgetötet werden. Werden Fleisch- oder Käseprodukte falsch gelagert, haben die Mikrolebewesen ein optimales Klima, um sich ungehindert zu vermehren. Grundsätzlich sollten Betriebe eine Verseuchung mit Listerien vermeiden: "Die sind schwer zu bekämpfen, wenn sie erstmal im Betrieb sind", warnt Lohneis.
Frühstück bei Amazon kaufen
Die Laboranten untersuchen nur Proben, die die Lebensmittelkontrolleure zuvor in einschlägig bekannten Betrieben genommen haben. Vor Ort und vor allem im Labor finden die Kontrolleure leicht die schwarzen Schafe. Anders bei Anbietern, die ihre Ware über das Internet verkaufen.
Seit geraumer Zeit bieten auch Internet-Plattformen Lebensmittel an. Etwa Amazon, wo Kunden neben Elektrogeräten und Büchern auch Milch, Brot oder Marmelade kaufen können. Gleiches gilt für Ebay, wo Feinschmecker Honig, Tee, Käse und sogar Wurstwaren bestellen. "Sie können aber nicht davon ausgehen, dass diese Lebensmittel einwandfrei sind und das gleiche Sicherheitsangebot vorhanden ist, wie im Lebensmittelhandel", sagt Dirk Lachenmeier, Teamleiter "Internet".
Der Umgang mit dem Handel von Lebensmittel ist ein neues Gebiet für CVUA: "Es hat angefangen mit Spezialsachen, die man nicht überall bekommt. Mittlerweile kriegen Sie alles im Internet“, weiß Lachenmeier - bei Amazon beispielsweise zirka 30.000 Artikel von über 60 Anbietern.
Kein Rückgaberecht für Lebensmittel aus dem Internet
Auf vielen der erhältlichen Lebensmittel fehlen die Angaben zu Haltbarkeit, Nährwerten und Mengen der Inhaltsstoffe. Problematisch ist auch der Versand. Die Tester maßen in einer Polystyrol-Verpackung eine Temperatur von 20 Grad bei der Ankunft im CVUA , obwohl die darin transportierte Milch bei nicht mehr als fünf Grad aufbewahrt werden sollte.
Eine genaue gesetzliche Regelung für den Umgang mit den so gekauften Lebensmitteln gibt es nicht. Der Käufer hat kein Rückgaberecht wie bei Elektrogeräten, die er innerhalb von zwei Wochen zurückschicken kann. Auf verdorbenen Lebensmitteln bleibt er somit sitzen. Momentan gibt es noch kein gesetzlich geregeltes Kontrollsystem, mit dem Lebensmittelkontrolleure Waren aus dem Onlinehandel überwachen können. Ein solches System mit einer effektiven Probenahme versuchen die Internetexperten im CVUA derzeit zu erarbeiten.
Seit Februar 2010 besitzt das CVUA mit dem "NMR" ein neues Aushängeschild. Das "NMR" - kurz für "Nuclear Magnetic Resonance" - funktioniert nach dem Prinzip der Kernspinresonanzspektroskopie. Dadurch kann beispielsweise die genaue Zusammensetzungen eines Lippenstifts oder Orangensafts untersucht werden.
Untersuchung ohne Probenaufbereitung möglich
Thomas Kuballa und sein Team können mit dem "NMR" den chemischen Verderb von Kosmetika analysieren, das heisst auf Aldehyde in fetthaltigen Kosmetika wie Lippenstift testen. Aldehyde entstehen, wenn Öle oder Fette für lange Zeit einer Lichteinwirkung ausgesetzt sind. Sie werden "ranzig". "Bisher konnte die Ranzigkeit nur sensorisch nachgewiesen werden", erklärt Kuballa, "also durch Riechen oder Schmecken." Aldehyde kommen in Desinfektionsmitteln vor und können Haut- und Schleimhautreizungen auslösen.
Ohne die Probe speziell aufzubereiten gibt Kuballa die Substanzen mit der neuen Methode in kleine Gläschen, die er in eine Vorrichtung am Gerät steckt. Diese führt das Gerät automatisch in sein Gehäuse, wo es die Messung nach bestimmten Kriterien durchführt. Auf dem mit dem "NMR" verbundenen Bildschirm erscheint die grafisch nachvollziehbare Auswertung.
Das CVUA ist das einzige Landesinstitut, das ein "NMR" besitzt. Das Amt hatte als erste Einrichtung mit dieser Methode Qualitätskontrollen bei Pflanzenölen durchgeführt. Im vergangenen Jahr wendete das Amt die Methode erstmals für die Untersuchung von Fetten in Lippenstiften an und entwickelte damit die Möglichkeiten des "NMR"-Screenings weiter.