Poststreik in Karlsruhe. Am 17. Januar schauten die Bürger der Fächerstadt vergebens in den Briefkasten. Die Gewerkschaft Dpvkom rief ihre Mitglieder zur Arbeitsniederlegung auf. Laut der Gewerkschaft führte der Streik dazu, dass in den Gebieten Nordbaden und Südpfalz bis zu 15.000 Pakete und etwa 10.000 Briefe nicht zugestellt wurden. Die Fachgewerkschaft Dpvkom rief damit nach dem ersten Streik in Magdeburg die Beschäftigten der Deutschen Post ein zweites Mal dazu auf, die Arbeit für einen Tag niederzulegen.
Unter anderem fordert die Dpvkom 12 Prozent mehr Lohn für ihre Mitglieder. Nur mit einem höheren Entgelt würden sich die aktuellen Personalprobleme der Post beheben lassen. "Ein Einstiegsgehalt von knapp 2.400 Euro brutto für Zusteller ist angesichts der harten Arbeitsbedingungen viel zu gering", schreibt die Gewerkschaft auf ihrer Website.
Arbeitsbedingungen, die auch für eine Postbotin zutreffen, die sich zu einem Gespräch mit der Redaktion von ka-news.de bereit erklärt. Ihren Namen möchte sie aus Angst vor möglichen Repressalien vonseiten der Post nicht in diesem Artikel lesen. Der Kontakt kam über die Gewerkschaft Dpvkom zustande.
Die Postbotin ist in den Dörfern der Südpfalz unterwegs und arbeite bereits mehrere Jahre als Zustellerin. Sie nahm am Streik am vergangenen Dienstag teil. "Ich mache meinen Job gerne", sagt sie im Gespräch mit ka-news.de. "Früher hieß es: 'Kommt zur Post, da lässt es sich super arbeiten.' Mittlerweile ist das aber nicht mehr so."
Ein Typischer Tag geht von 7.45 Uhr bis 17 Uhr
Ein typischer Arbeitstag gehe für die Zustellerin um 7.45 Uhr mit dem Sortieren der Briefe und Pakete sowie dem Beladen des eigenen Fahrzeugs los. Die Zustellung beginne gegen 10 Uhr.

Bis 17 Uhr werden dann Briefe, Postkarten sowie Werbeprospekte in Briefkästen geworfen. Natürlich auch mit dabei: Pakete. Eine ganze Menge sogar und in den letzten Jahren hat die Zahl der Paktzustellungen zugenommen.
Laut Zahlen des Bundesverbands Paket und Express Logistik (BIEK) wurden im vergangenen Jahr 4,51 Milliarden Paket-, Express- und Kuriersendungen in Deutschland verschickt. Rekord! Gegenüber 2020 sei das ein Plus von 3,9 Prozent, gegenüber 2011 sogar ein Zuwachs von rund 83 Prozent.
Anzahl an Paketen steigt rasant
Der größte Anteil entfalle mit 3,9 Milliarden Sendungen auf Pakete im Buisness-to-Customer-Segment. Macht rund 10,7 Millionen Pakete pro Tag in Deutschland. Laut BIEK liege dies vor allem am hohen Wachstum des Onlinehandels.

Zahlen, die auch unsere Zustellerin bestätigt. "Die Anzahl an Paketen ist schon vor der Pandemie nach oben gegangen, mit Corona wurde es aber extrem und wir denken, es werden noch mehr."
Bis 31,5 Kilogramm sind die Pakete schwer. "Man muss körperlich schon fit sein und gerade für ältere Kollegen ist es ein echt harter Job geworden", sagt die Post-Angestellte.
Größere Weinpakete, Hundefutter oder auch Katzenstreu würde regelmäßig an der Gewichtsgrenze kratzen. Aber auch Backöfen oder ein neuer TV haben den Weg in ihr Zustellauto gefunden. "Bei solchen Lieferungen helfen die Kunden meistens mit, täglich ist das aber nicht der Fall."
Post fehlt es an Zustellern
Das größte Problem bei der Post sei aber der Personalmangel unter den Zustellern. Gegenüber ka-news.de gestand die Post selbst erhebliche Personalprobleme ein. Diese wurden mit einer hohen Anzahl an Corona-Infektionen erklärt.

Doch nicht nur der Krankenstand sei ein Problem, die Post sei generell unterbesetzt. "So viel ich weiß, fehlen bei der Deutschen Post bis zu 10.000 Arbeitskräfte", so die Postbotin gegenüber ka-news.de. Ein Blick auf die Karriere-Seite der Deutschen Post DHL Group zeigt in der Tat eine hohe Anzahl an offenen Stellen. Im Bereich der Zustellung werden bundesweit 2.905 Arbeitskräfte gesucht (Stand: 18. Januar, 16 Uhr).
"Durch den Mangel an Personal müssen wir Zusteller größere Bezirke abdecken und immer wieder auch in anderen fremden Bezirken zustellen", so die Dame gegenüber ka-news.de. Zusätzlich hätten sich die Bezirke auch durch die Pandemie vergrößert, da bei Paketen keine Unterschrift mehr nötig war.
"Dadurch wurde die Zeit pro Zustellung neu errechnet und da durch die fehlende Unterschrift weniger Zeit berechnet wurde, wurden die Bezirke noch größer", erklärt die Zustellerin.
Nur mehr Lohn kann Personal-Probleme lösen
Wenig Personal, größere Bezirke, schwere Pakete, wenig Zeit. "Ein Teufelskreis", bilanziert die Zustellerin. Hinzu komme ein aus ihrer Sicht - und aus Sicht der Gewerkschaft ein zu geringer Lohn. 2.650 Euro brutto verdient unsere Gesprächspartnerin bei der Post. Zustellen würde sie von Montag bis Samstag, wobei sie einen zweiten, flexiblen freien Tag hat.

Die Lösung, um den Kreis zu durchbrechen, liegt für die sie auf der Hand: "Wir brauchen mehr Personal welches auch lange bei uns bleibt. Das geht nur, wenn die Post höhere Löhne zahlt. Das Geld dafür hat sie."
Ein Umsatz von 24 Milliarden Euro und einen prognostizierten Gewinn von 8,4 Milliarden Euro für 2022 soll die Post einfahren. "Die Deutsche Post zählt eindeutig zu den Gewinnern der Corona-Pandemie", schreibt die Dpvkom dazu auf ihrer Website.
Weitere Streiks scheinen möglich
Unsere Zustellerin meint abschließend: "Als Zusteller wollen wir unseren Anteil vom Kuchen. Immerhin sind wir hauptverantwortlich dafür, dass der Laden läuft."
Auf Nachfrage von ka-news.de, erklärt ein Dpvkom-Sprecher, dass bisher offen sei, ob weitere Streiks in oder um Karlsruhe stattfinden.
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