Karlsruhe An Toiletten sparen: Karlsruher kämpfen um das "stille Örtchen"
Die Stadt Karlsruhe muss sparen. Allerdings tut sie das, so meinen manche, an der falschen Stelle. Nun hat ein neuer Sparplan für Ärger und Diskussionsbedarf bei der Bevölkerung und in den Gremien gesorgt. Streitpunkt: die Schließung öffentlicher Toilettenanlagen.
Neben 21 barrierefreien Automatiktoiletten, die über einen Werbevertrag betreut werden und deren Nutzung 50 Cent kostet, gibt es im Karlsruher Stadtgebiet derzeit noch an 20 Standorten herkömmliche öffentliche Toilettenanlagen. Einige dieser Häuschen stehen an Spielplätzen und anderen zentralen Orten.
Aus diesem Grund werden diese trotz Sparkurs der Stadt auch weiter erhalten bleiben. Für andere Anlagen allerdings schlägt die Stadt aber eine Schließung vor. Das dadurch mögliche Einsparpotential an Bauunterhaltungs- und Betriebskosten liegt laut der Stadtverwaltung bei rund 15.000 Euro pro Jahr.
Sechs WCs sollen gestrichen werden
Die Benutzung der konventionellen Toilettenanlagen ist bisher kostenfrei. Soweit es vom Standort her vertretbar ist, könne grundsätzlich auch bei konventionellen Toilettenanlagen eine Entgeltpflicht eingeführt werden, ist sich die Stadt sicher. Es müsse lediglich im Einzelfall geprüft werden, ob die erforderliche Ausstattung für eine entgeltpflichtige Nutzung baulich und mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand installiert werden könne.
Sechs der kostenlosen öffentlichen Toiletten sind bei genauer Prüfung komplett durch das Raster gefallen, und auf sie kann aus Sicht der Stadt verzichtet werden: Zum einen die Anlagen am Waldstadtzentrum und am Fliederplatz, wo am Spielplatz eine barrierefreie Ersatztoilette eines gewerblichen Anbieters aufgestellt werden soll.
Zudem ist die Anlage an der Ernst-Schiele-Hütte im Bergwald von den Schließungsplänen betroffen, da sie mitten im Wald liegt und "ohnehin nicht von der Öffentlichkeit genutzt werde", so die Stadt. Gleiches gelte auch für die Toiletten am Naturfreundehaus Grötzingen. Ein weiterer Kandidat: Das WC am Festplatz Knielingen, da es nur an Festtagen genutzt wird und die Anlage am Seminarplatz.
Grötzingen wehrt sich gegen Schließung
Während der Durlacher Ortschaftsrat die Schließung am Bergwald kommentarlos "durchgewunken" hat, ließ sich der Ortschaftsrat in Grötzingen weniger von den Ausführungen der Stadt überzeugen. Dort stimmte man fraktionsübergreifend gegen eine Schließung der Toilette am Naturfreundehaus.
Sie werde von Besuchern des Abenteuerspielplatzes genutzt. Zudem würden viele Kindergarten- und Schulausflüge in diese Gegend führen. Man möchte nun gemeinsam mit den Naturfreunden eine Konzept erarbeiten und dem Verein eine Pauschale für die Reinigung und Pflege der Anlage anbieten.
Entscheidung fällt am Dienstag im Gemeinderat
Rückendeckung bekommen die Grötzinger auch aus dem Gemeinderat. Mittlerweile hat sich die Karlsruher Kult-Fraktion gegen den Beschluss ausgesprochen. "Die Kult-Fraktion setzt sich für den Ausbau öffentlicher Toilettenanlagen in Karlsruhe ein. Die WCs sollen kosten- und barrierefrei sein und möglichst viel Platz bieten. Wir müssen einer älter werdenden Gesellschaft Rechnung tragen", erklärt Kult-Stadtrat Michael Haug.
Die Fraktion sehe in einem umfassenden Angebot an kostenfreien öffentlichen Toiletten auch eine Stärkung des touristischen Angebots der Stadt, heißt es in der Stellungnahme weiter. Keinesfalls wolle man Werbefirmen dieses Feld überlassen. Historische Toilettenanlagen wie beispielsweise am Gutenbergplatz fügten sich in die Umgebung ein.
Den von der Stadtverwaltung angekündigten Ausbau der "netten Toilette"– ein kostenloses Angebot der örtlichen Gastronomie - unterstützt die Fraktion. Am Dienstag wird das Thema abschließend im Gemeinderat behandelt werden. Dann erst steht fest, ob oder welche öffentlichen Toiletten geschlossen werden.
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06.02.2017 09:21 Uhr
05.02.2017 15:50 Uhr
05.02.2017 19:18 Uhr
Also eine Alternative für Karlsruhe? AfK
05.02.2017 12:20 Uhr
Wobei die Hunde ja noch eine Ausweichmöglichkeit hätten, da sie ja in der Regel in der näheren Umgebung zuhause sind.
Die herbeigewünschten auswärtigen Umsatz- und Gewerbesteuerbringer haben diese Möglichkeit meistens nicht - da wären barrierefreie (auch eine finanzielle Barriere ist eine Barriere!) öffentliche Toiletten schon sinnvoll.
05.02.2017 19:19 Uhr
05.02.2017 11:48 Uhr
...was mich wundert ist die große Anzahl der an Haltestellen der VBK/KVV/AVG existierenden Toilettenanlagen, die nicht nur exklusiv den Triebfahrzeugführern vorbehalten, sondern auch ganz abgeschlossen sind.
05.02.2017 19:20 Uhr
05.02.2017 00:02 Uhr
05.02.2017 19:22 Uhr
WAs wäre mit Politikern die meist nur ihr Wahlvolk drangsalieren?
04.02.2017 19:49 Uhr