Bosse, Mando Diao, Marteria, Simple Minds um nur die Headliner auf der Hauptbühne zu nennen. Dazu kamen noch unzählige Bands und Künstler auf den anderen Bühnen in der Günther-Klotz-Anlage. Über 240.000 Besucher haben sich das jährliche Spektakel nicht entgehen lassen. Martin Wacker, Geschäftsführer der Karlsruher Marketing und Event GmbH (KME), blickt zufrieden auf Das Fest zurück. 

Vor allem der Wettergott hat es gut mit dem Event gemeint. "Das war knapp mit dem Regen, das haben auch unsere Meteorologen gesagt", sagt Martin Wacker im Gespräch mit ka-news. Trotzdem, ganz trocken sind die Besucher und Künstler nicht geblieben. "Ich muss mich bei allen Helfern bedanken, die alles gegeben haben, um das Gelände vor der Bühne trocken zu bekommen, die oft an ihre Grenzen gegangen sind - aber wir haben alles gemeistert! Daher bleibt mir nur die Bilanz: Das Fest kann nur Karlsruhe!" 

Doch durch den Regen, gerade am Samstag, blieben auch viele Besucher aus. "Im Kinderbereich haben uns ein paar Zuschauer gefehlt, aber es kamen auch 20 Liter Wasser pro Quadratmeter runter, da sind viele nach Hause gegangen - kamen aber später zu Marteria wieder", so Wacker. "Und mit dem Sonntag haben uns die Besucher wieder entschädigt, es war einer der besten Fest-Sonntage seit Jahren!"

Für den Fest-Chef war vor allem die Show von Marteria ein Highlight. "Das war eine der Top-Shows der letzten Jahre", sagt Martin Wacker. "Bühnenshowtechnisch und vom Einsatz des Künstlers vorbildlich, und er war auch hinterher wirklich begeistert vom Mount Klotz und will auch wiederkommen!" 

Das Fest - Pressekonferenz
Fest-Chef Martin Wacker. | Bild: Paul Needham

Ab Montag, 14 Uhr beginnen dann schon die Planungen für 2019: "Vor dem Fest ist nach dem Fest!" Aber wohin kann sich Das Fest, dass seit Mitte der 80er Jahre gefeiert wird, noch entwickeln? Martin Wacker weiß mehr. 

Vor 33 Jahren standen 800 Leute damals vor der Bühne, heute sind es 250.000. Seid ihr mit dem Lauf der Entwicklung zufrieden, seit die KME Das Fest vor wenigen Jahren übernommen habt?

Das ist nicht nur ein paar Jahre her, manche der Mitarbeiter sind schon seit 20 Jahren dabei, wir haben ganz viel Kompetenz über die Jahre hinweg mit der ganzen Mannschaft aufgebaut. Viele Partner sind von Anfang an dabei, denn Das Fest war immer ein Projekt, dass sich mit den Partnern gemeinsam entwickelt hat. Der harte Einschnitt kam damals nach Peter Fox 2009, Stichwort Überfüllungsproblematik. Da musste Das Fest auf die Bremse treten. Und ich finde, das ist auch genau das Prinzip für die Zukunft: "Größer, lauter und schneller" ist nicht immer besser. Da haben wir sehr intensiv drauf geschaut.

Und was war die Konsequenz?

Wir haben im Hügelbereich die Begrenzung von 42.000 Besuchern und das tut dem Hügel ausgesprochen gut. Zum Beispiel sind die Getränkeverkäufe interessanterweise besser geworden, denn die Leute können sich jetzt etwas zu Trinken holen oder auf die Toilette gehen, weil der Platz da ist. Also das Konzept immer mehr Leute und immer rekordverdächtigere Zahlen zu kommunizieren ist ein falsches Konzept.

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Fest-Macher Martin Wacker im Gespräch mit ka-news-Redakteurin Anya Barros. | Bild: Paul Needham

Was wäre dann das richtige Konzept?

Das richtige Konzept ist darauf zu achten, dass die Menschen sich wohl fühlen, dass sie nicht viel Dreck hinterlassen, sondern dass man ihnen anbietet nachhaltig zu feiern, friedlich zu feiern und da sind wir in den letzten Jahren den richtigen Weg gegangen. Und das zeigt auch, dass wir einige Preise gewonnen haben, die sich genau um das Thema Nachhaltigkeit und sauber feiern drehen. Wir wollen keine Preise gewinnen für "die größten, die lautesten oder die schnellsten" - wir wollen Preise gewinnen für die innovativsten und darauf sind wir in der Entwicklung auch stolz und so soll es auch weitergehen.

Das Fest - Pressekonferenz
Der Blick in die Vergangenheit: Fest-Shirts aus den letzten Jahren. | Bild: Paul Needham

War der Auftritt von Peter Fox so eine Art Kollaps?

Damals stand Das Fest auf der Kippe, der Stadtjugendausschuss war nicht mehr bereit, Das Fest fortzuführen und das Risiko auf sich zu nehmen. Dann kam ich ins Spiel und mit mir ein Team von Menschen, die sich dieser Herausforderung angenommen haben mit innovativen Ideen. Wir haben dann auch ganz viel Unterstützung von der Karlsruher Wirtschaft bekommen oder Forschungseinrichtungen die uns geholfen haben und einen Teil der Programme geschrieben haben wie Entfluchtungssimulationen.

Das war ein harter Weg - aber es war die Fest-Rettung und zwar aus Karlsruhe selbst heraus mit eigener Kraft. Und inzwischen ist das Modell das wir hier haben beispielhaft für andere Festivals. Unsere Sicherheitsleute beraten andere Festivals. Das Fest ist in Sachen Nachhaltigkeit und Sicherheit ein Exportschlager geworden.

Die Besucherzahlen sind durch die Limitierung ja quasi rückläufig, das ist so gewollt, oder?

Die Besucherzahlen waren schon mal höher, aber diese Zahlen haben dem Fest nichts gebracht. Die Menschen kamen nicht zum Getränkestand, sie haben sich nicht sicher gefühlt, die Parkraumsituation war komplett erschöpft und das Gelände stand vor dem Kollaps. Wir haben jetzt den Gegenweg gewählt. 250.000 Besucher ist auch noch eine Menge Holz, wir sind immer noch das größte Familienfestival in Baden-Württemberg und deswegen ist mehr nicht immer besser.

Mir ist es auch wesentlich sympathischer zu sagen, es kommen vor allem die Menschen aus der Region. Wir müssen kein Festival sein, und das ist keine Vergleichsgröße à la "Rock am Ring". Wir sind ein Kulturfestival, kein reines Musikfestival.

Das Fest - Pressekonferenz
Fest-Chef Martin Wacker. | Bild: Paul Needham

Wohin kann sich Das Fest in 5, 10 oder gar 34 Jahren entwickeln?

Wir sollten an dem Status Quo den wir haben weitestgehend festhalten, nicht den Versuch unternehmen größer zu werden, sondern auf der Fläche, auf der wir sind, innovativer zu werden, noch weiter zu versuchen die Grünanlage sauber und gut zu hinterlassen. Wir müssen uns vielleicht bei dem Thema Entsorgung noch mit innovativen Ideen versorgen. Das Thema Toiletten ist ein Thema wo wir immer noch dran arbeiten.

Aber uns ist wichtig, wir feiern in einer Grünanlage und nur diese Anlage macht Das Fest so einmalig und wir wollen hier bleiben und mit dieser Anlage Das Fest weiterentwickeln: als absolutes Alleinstellungsmerkmal für die Stadt. Und wenn wir so innovativ bleiben, und sicher und sauber bleiben, dann hat Das Fest eine ganz, ganz lange Zukunft. Alle Bestrebungen immer voller, lauter und größer zu werden sind falsch und da werden wir alles dafür tun, dass es die nicht gibt.

Müsst ihr also noch immer einen oben drauf setzen? Müssen tatsächlich die Rolling Stones hier mal aufspielen?

Wir machen ja genau das Gegenteil. Wir haben jetzt Bands auf der Hauptbühne, von denen wir sagen, die haben einen guten Standard und eine Bekanntheit, aber Bands wie die Stones würden so viel an Gage kosten, wie unser gesamtes Festival zusammen. Unser Künstleretat ist etwa 10 Prozent dessen, was wir fürs Fest ausgeben und wir bieten dann auch nicht mehr. Also wenn jemand für das Geld nicht kommt, dann kommt er nicht nach Karlsruhe und dann ist es halt so.

Die Besucher kaufen hier nicht den Hauptact auf der Hauptbühne, sie kaufen das Gesamtpaket, die Atmosphäre. Die Mischung und die Abwechslung machen es und nicht nur der große Name. Die Künstler die kommen, die wollen hier auch spielen und das merkt man ihnen auch an. Das hier bleibt immer in Erinnerung.

Worauf freut sich Martin Wacker in den nächsten 5 Jahren beim Das Fest?

Ich würde mich freuen, wenn wir das grandiose Team das wir haben in diesem Bestand so weiter bei uns haben. Unglaublich motivierte Mitarbeiter, wo jeder Das Fest im Herzen trägt. Ich hoffe, dass sich die Liebe zum Fest durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten zieht, dass wir Abbild der Stadtgesellschaft werden. Das Fest ist auch ein Festival der Innovationen für Karlsruhe – und wenn wir das bleiben, habe ich überhaupt keine Sorgen um Das Fest.

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