Stuttgart Einkaufstourismus-Gefahr in Baden-Württemberg: "Vernunft jedes Einzelnen zählt"
Die grün-schwarze Koalition in Baden-Württemberg hatte lange darüber diskutiert, für Öffnungen die landesweite Inzidenz als Maßstab zu nehmen. Das sollte Einkaufstourismus zwischen den Kreisen und einen Flickenteppich zu vermeiden. Doch es kommt anders.
Wirtschaftsverbände aus dem Südwesten unterstützen den Beschluss des Landes, regionale statt landesweite Corona-Inzidenzwerte als Maßstab für Öffnungen etwa von Einzelhändlern zu nehmen.
Davon profitierten zumindest Einzelhändler in Städten und Landkreisen, in denen die Inzidenz pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen stabil unter 50 liege, teilte der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) am Freitag auf Anfrage mit.

"Die Möglichkeit, kreisweise bei einem stabilen Inzidenzwert unter 50 zu öffnen, bietet für den davon profitierenden Einzelhandel eine Chance und ist deshalb zu begrüßen."
Zugleich sei aber klar, dass durch die Entscheidung "das Risiko eines ausgeprägten Einkaufstourismus befeuert" werde. "Hier muss auf die Vernunft jedes Einzelnen gesetzt werden. Denn klar ist auch, wenn die Infektionszahlen weiter steigen, dann stehen wir mittels Notbremse sehr schnell wieder vor erneuten Schließungen."
"Einkaufstourismus" wahrscheinlich
Der Handelsverband Baden-Württemberg teilte auf Anfrage mit, es sei wohl unvermeidlich, dass es zu einer Art Einkaufstourismus zwischen einzelnen Kreisen komme. Aber nun bestehe zumindest die Chance, Einzelhändler in Regionen mit niedrigen Inzidenzen durch Öffnungen wirtschaftlich "zu retten".

Die grün-schwarze Koalition hatte lange darüber diskutiert, für Öffnungen die landesweite Inzidenz als Maßstab zu nehmen, um Einkaufstourismus zwischen den Kreisen und einen Flickenteppich zu vermeiden. Doch das hätte bedeutet, dass es auf Sicht kaum eine größere Lockerung gegeben hätte.
Denn die landesweite Inzidenz steigt seit etwa zwei Wochen stetig und liegt über 50.

Ein Beschluss von Bund und Ländern sieht vor, dass von kommender Woche an bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 der Einzelhandel, Museen, Galerien, Gedenkstätten sowie zoologische und botanische Gärten wieder öffnen dürfen, teils unter Auflagen wie einer Kundenbegrenzung.
Bei einer Inzidenz von bis zu 100 sollen eingeschränkte Lockerungen für diese Bereiche gelten.
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08.03.2021 15:03 Uhr
08.03.2021 09:20 Uhr
Was das Einkaufen betrifft, so erwarte ich ein vergleichbares Verhalten: Der Kreis Germersheim öffnet noch nicht, da die Inzidenzen zu hoch sind (aktuell 130 lt. RKI). Aber einige wollen "shoppen" ohne Rücksicht auf Verluste und da es im Kreis nicht geht, fahren sie nach KA, MA, SP oder LU.
08.03.2021 18:49 Uhr
09.03.2021 07:23 Uhr
Dass dass Ganze im Freien stattfand, macht es etwas besser, aber noch lange nicht gut. Das Verhalten ist nach wie vor egoistisch und rücksichtslos!
09.03.2021 09:55 Uhr
Ich will damit kein Fehlverhalten rechtfertigen. Ich denke nur, man muss der Wahrheit ins Auge sehen. Je länger es dauert, desto mehr werden wir erleben, dass die Akzeptanz für die Regeln bröckelt. Deswegen wäre es auch so wichtig gewesen, dass die Impfkampagne zügig läuft und nicht im derzeitigen Schneckentempo. Da fehlt den Leuten schlicht die Perspektive.
09.03.2021 14:50 Uhr
Können Sie bitte aufklären, was Sie meinen?
09.03.2021 10:13 Uhr
Dass in vielen Branchen die Unternehmen ab Abgrund stehen ist mir auch klar, nur was bringt es, wenn wir jetzt öffnen und in zwei oder drei Wochen wieder schließen müssen, weil die Zahlen exponentiell steigen (nur als Annahme!) . Hier hätten die Überbrückungshilfen der Regierung besser greifen müssen: Z.B. ein gewisser Prozentsatz (deutlich > 50%) der Fixkosten (Löhne, Mieten usw.) werden übernommen und zeitnah ausbezahlt.
Warten wir mal ab, wie sich die Öffnungen auswirken, ich für meinen Teil bin da jedenfalls nicht sonderlich optimistisch.
09.03.2021 11:12 Uhr
Und warum wird bei einer Enteignung nicht der volle Wert entschädigt?
Und woher kommt der Optimismus in Bezug auf den nächsten Winter? Es gibt keinen Grund davon auszugehen, dass die Situation dann nicht wieder eine sehr ähnliche sein wird. Wenn über den Sommer mehr geöffnet wird, werden sich auch alle "erfolgreichen" Varianten weltweit verbreiten. Und auch dann wird über den ganzen Winter eine flächendeckende Inzidenz von unter 50/100000 ohne Maßnahmen vollkommen unrealistisch sein.
07.03.2021 07:28 Uhr
Ist schon lange rum. Insolvenzen drohen, und da soll noch eine Vernunft sein. Ne ne ne. Die Händler sind froh um esen Cent denn Sie einnehmen können.
06.03.2021 17:35 Uhr